Mit Bravo-Rufen und viel Anerkennung aus dem Publikum wurde am 9. Oktober im Stadttheater Klagenfurt die Premiere von Henrik Ibsens Schauspiel „Die Frau vom Meere“ gefeiert. Die neue Fassung stammt von Regisseur und Autor Moritz Franz Beichl, der damit eine seiner Lieblingsgeschichten auf die Bühne bringt. Die Vorstellungen laufen noch bis 22. November.
Im Mittelpunkt steht Ellida Wangel, gespielt von Doris Hindinger. Sie lebt mit ihrem Mann in einer kleinen Stadt am Fjord, fühlt sich dort aber fremd und vom Meer angezogen. Ellida sehnt sich nach Freiheit und erinnert sich an einen Seemann aus ihrer Vergangenheit. Als dieser plötzlich wieder auftaucht und sie auffordert, mit ihm zu gehen, steht sie vor einer wichtigen Entscheidung. In dieser Situation erkennt sie, dass sie ihren eigenen Weg wählen kann.
Beichl und Bühnenbildnerin Monika Rovan schaffen mit viel freier Fläche, wallenden Stoffbahnen und einem Klavier eine offene Bühne, die Platz für die inneren Konflikte der Figuren lässt. Die Sehnsucht nach dem Meer steht dabei für Ellidas Wunsch nach Selbstbestimmung. Ihr Mann Wangel, gespielt von Dominik Warta, hängt noch der verstorbenen ersten Frau nach. Die Stieftöchter Bolette (Josephine Bloéb) und Hilde (Elena Hückel) begegnen Ellida mit Distanz.
Besonders hervor stachen Bettina Schwarz als humorvolle Nachbarin Ballested und Christian Erdt als junger Künstler mit veralteten Ansichten. Nico-Alexander Wilhelm als geheimnisvoller Seemann sorgte mit melancholischem Gesang für eine besondere Atmosphäre.
Die Kostüme von Elena Kreuzberger und die Musik von Fabian Kuss ergänzten das Spiel eindrucksvoll. Ein besonderer Moment war der Bühnenumbau zur Pause, bei dem das Haus der Familie langsam verschwand, ein Symbol dafür, dass es kein Zurück mehr gibt.
„Die Frau vom Meere“, die Ibsen vor rund 140 Jahren schrieb, wirkt heute aktueller denn je. Themen wie Freiheit, Selbstbestimmung und der Mut, eigene Entscheidungen zu treffen, beschäftigen Menschen auch heute noch.
Vor jeder Vorstellung „Die Frau vom Meere“ gibt es um 19.00 Uhr eine Einführung im Galeriefoyer. Außerdem findet am 21. Oktober eine Schulvorstellung mit Workshop und Führung statt. Wer sich von dieser modernen und gefühlvollen Inszenierung berühren lassen möchte, hat noch bis 22. November Gelegenheit dazu.
Fotos: Thomas Hude