Pressemeldungen November 2025
Buch zur „Archäologie der Koralmbahn“ zeigt Funde von Bronzezeit bis Frühmittelalter
Ab 14. Dezember verbindet die Koralmbahn Klagenfurt und Graz in nur 41 Minuten. Doch bevor der erste Zug rollt, haben Archäologinnen und Archäologen die Bahntrasse zu einer einzigartigen Ausgrabungsstätte gemacht. Fast 20 Jahre lang begleiteten sie die Bauarbeiten und legten dabei auf Kärntner und steirischer Seite zahlreiche Funde frei.
Allein in Kärnten wurden 1.300 Objekte und über 7.000 Artefakte geborgen. Nun ist dazu das Buch „Archäologie der Koralmbahn“ im Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten erschienen. Es kostet 18 Euro und ist im Buchhandel sowie beim Geschichtsverein erhältlich. Eine Sonderschau im kärnten.museum Klagenfurt zeigt vom 5. Dezember 2025 bis 5. April 2026 die wichtigsten Entdeckungen. Außerdem findet am 4. Dezember ein Symposium in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt und dem Universalmuseum Joanneum statt.
„In Eis bei Ruden wurde ein Bronzehort aus 1.400 oder 1.300 vor Christus entdeckt. Unter einem Stein verborgen lagen bronzene Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Kupferwerkstoff“, berichtet Archäologin Renate Jernej, Vorstandsmitglied im Geschichtsverein für Kärnten und eine der 13 Autorinnen und Autoren des Buches.
Die archäologischen Arbeiten in Kärnten dauerten von 2008 bis 2019. Beteiligt waren das Landesmuseum für Kärnten und der Archäologische Dienst Kärnten im Auftrag der ÖBB Infra AG. „Zu den besonderen Funden zählt auch ein keltisches Gräberfeld im Granitztal. 62 Gräber aus der Zeit von 250 bis 150 vor Christus wurden dort ergraben“, so Jernej. In den Gräbern fanden sich Schwerter, Fibeln und Schmuckreifen.
Auch in St. Paul im Lavanttal, wo heute der neue Bahnhof liegt, fanden sich Spuren einer 4.500 Jahre alten Siedlung. Überreste von Häusern, Keramikfragmente und Gräber zeigen, dass dort über 1.000 Jahre lang Menschen lebten.
Nahe Srejach wurden die Reste einer römischen Villa entdeckt, die um 300 nach Christus durch einen Brand zerstört wurde. In Kühnsdorf stießen die Forschenden auf römische Gräber entlang einer alten Straße, deren massiver Aufbau aus Kies, Sand, Lehm und Steinen noch erkennbar ist.
Ebenfalls in Srejach fanden sich frühmittelalterliche Gräber aus der Zeit um 700 nach Christus, also aus dem slawischen Fürstentum Karantanien. „Deformierungen an den Hüftknochen zeigen, dass die hier bestatteten Männer einst viel Zeit am Pferd verbrachten“, sagt Jernej.
Das 56-seitige Buch „Archäologie der Koralmbahn“ wurde von Regina Barlovits (Archäologischer Dienst Kärnten) und Heimo Dolenz (kärnten.museum) redaktionell betreut. Es dokumentiert eindrucksvoll, wie der Bau der Koralmbahn nicht nur Technikgeschichte schreibt, sondern auch Tausende Jahre Menschheitsgeschichte sichtbar gemacht hat.
Foto: Landesmuseum für Kärnten