Der Kärntner Autor träumt von einer Gesellschaft, in der Menschenrechte und Empathie unantastbar sind.
Mit Bedacht wählt er Wörter aus dem großen Buchstaben-Meer der Fantasie, verleiht einzelnen Sätzen enorme Bedeutung und gilt als raffinierter „Sprach-Dompteur“: Der Klagenfurter „Kulturarbeiter“ und Schriftsteller Dr. Günter Schmidauer. Der freie Journalist, Dramaturg, Regisseur, City-Manager, Jurysprecher des Kärntner STW-Lyrikpreises und Vorstandsmitglied des österreichischen P.E.N.-Clubs feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag.
Der streitbare Schreiber gegen jede Art von Faschismus war u. a. 10 Jahre für die Öffentlichkeitsarbeit der Komödienspiele Porcia zuständig und trat in den Anfängen der Finkensteiner Burgarena als Mitgestalter in Erscheinung. Was den Mann mit dem grauen Vollbart und der unverkennbaren Brille ärgert? Der mehrfache Autor: „Schlicht und einfach Dummheit!“ Oberflächlichkeiten sind für Schmidauer ein Gräuel, gilt er doch als eleganter „Zeilentänzer“, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und schonungslos unbequeme Ereignisse aufzeigt. So geht die Beseitigung des Hakenkreuzes an der Burgruine Kraig auf seine Initiative zurück. Julian Green kam durch Schmidauer nach Klagenfurt und die österreichische Erstaufführung von Gerd Kührs „Stallerhof“ ging– unter Intendant Herbert Wochinz – im Klagenfurter Stadttheater über die Bühne. Felix Mitterers „Besuchszeit“ mit Siegmar Bergelt entstand etwa zur gleichen Zeit.
Der 70-jährige Klagenfurter, der sich oft in Wien aufhält, liebt die gemütliche Kaffeehaus-Atmosphäre und spannenden Lesestoff. Er studierte Theaterwissenschaften, Germanistik und Werbemanagement an der Universität Wien. Sein Dissertationsthema: „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus. Der engagierte und verheiratete „Kulturarbeiter“ gründete und leitete den „Wiener Comoediantenkarren“ (Wanderbühne) und stand als Dramaturg am Burgtheater (Assistenz) im Einsatz. Danach leitete Schmidauer die Dramaturgie und die Werbeabteilung am Klagenfurter Stadttheater. Es folgten Inszenierungen am Theater, für die Friesacher Burghofspiele und für die Kärntner Komödianten. Weitere Stationen: Gründung der VolXbühne, Lehrauftrag an der Uni, Citymanager in Feldkirchen, Gremialvorsteher in der Wirtschaftskammer Kärnten usw. Der mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes gewürdigte leidenschaftliche Radfahrer veröffentliche bisher 16 Druckwerke (Essays, Schau- und Singspiele, Geschichten, Gedichte, Dokumentationen, Romane), u. a. ein Kinderbuch oder kritische Anmerkungen über Switbert Lobisser.
Schmidauers letztes Buch „Wortanfälle“ entstand gemeinsam mit Caroline, die demnächst ihren 85er feiern wird. Dabei setzt der Kärntner auf Philosophen wie Günther Anders oder Karl Popper. Der Autor: „Noch besitzen wir das Recht der Meinungsfreiheit und wissen es vielfach nicht zu schätzen, geschweige denn zu nützen. Abwartendes Schweigen erscheint vielen allemal gefahrloser und bequem. Meinungen und Überzeugungen zu bilden sind längst nicht mehr Sache des Individuums. Dem Vorgegebenen wird nachgegeben…“ Schmidauer warnt vor dem schleichenden Übergang einer transparenten Ordnung zu einer entmündigten Masse von fremdgesteuerten Erfüllungsgehilfen. Und der Schriftsteller träumt von einer Vision einer Gesellschaft, in der Menschenrechte, Humanität, Empathie und Verständnis für Diversität das gemeinsame Leben bestimmen. Günter Schmidauer nennt das eine „heilsame Illusion“.
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