Solides Ergebnis trotz Trockenheit und Hitze
Vielfalt als Stärke: Kärntens Bäuerinnen und Bauern begegnen dem Klimawandel mit starken Hauptkulturen und großer Sortenvielfalt. Eines der heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen schlägt sich dennoch mit einem Gesamtschaden von 10 Mio. Euro nieder.
„Der Klimawandel hat auch 2019 wieder seine Spuren in Kärntens Land- und Forstwirtschaft hinterlassen“, fasst Kärntens LK-Präsident ÖR Ing. Johann Mößler die diesjährige Erntebilanz zusammen.
So stehen grundsätzlich stabilen und soliden Erträgen auch wieder Schäden in Millionenhöhe gegenüber. In Summe steht ein Gesamtschaden in der Landwirtschaft von ca. 10 Mio. Euro zu Buche, die Forstwirtschaft nicht eingerechnet. Die klimabedingten Herausforderungen in Ackerbau und Grünland werden von Kärntens Bäuerinnen und Bauern angenommen. Durch eine Vielzahl angebauter Kulturen wird das Risiko entsprechend gestreut. Neben der Hauptkultur Mais werden vor allem Feldfutter und Getreide angebaut, aber auch Alternativen wie Sojabohne, Ackerbohne, Körnererbse oder Hirse. In Summe wachsen auf Kärntens Feldern über 110 Kulturen von A wie Amarant bis Z wie Zuckerrübe. Kurz- und langfristige Anpassungsstrategien werden von der Landwirtschaftskammer Kärnten mitgetragen und mitentwickelt. LK-Pflanzenbaudirektor Dipl.-Ing. Erich Roscher: „Unsere Beratung sowie die Ergebnisse der Anbau- und Sortenversuche der LK Kärnten bieten den bäuerlichen Betrieben wertvolle Hinweise auf klimafitte Sorten und den optimalen Anbau.“
Landwirtschaft: Opfer, nicht Täter
Die Klimafrage ist zum dauerhaften Begleiter der Landwirtschaft geworden. Mit all ihren Auswirkungen. „Die Bäuerinnen und Bauern haben ihre Werkstatt unter freiem Himmel. Sie sind deshalb Hauptbetroffene des Klimawandels“, betont Präsident Mößler. Stürme, Hagel, Dürre und Hitze sorgen fast regelmäßig für Ertragseinbußen. „Dass versucht wird, den vielleicht größten Leidtragenden des Klimawandels die Schuld für diesen in die Schuhe zu schieben, ist nicht zu akzeptieren und lasse ich auch nicht zu,“ weist Mößler die Stimmungsmache verschiedener Interessengruppen zurück, die im heurigen Sommer die Landwirtschaft als Hauptverursacher des Klimawandels auserkoren haben. „Hier wird versucht, von den wirklichen Verursachern wie Öl, Gas und Kohle abzulenken. Unsere bäuerlichen Betriebe haben in den letzten Jahren viele Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt. Nicht zuletzt deshalb liegt der Anteil der Landwirtschaft an den CO2-Emissionen in Österreich nur bei 10%, während er international 25% beträgt“, zeigt Mößler auf. Seit 1990 sind die Emissionen in der heimischen Landwirtschaft um mehr als 13% gesunken, während die anderer Sektoren massiv angestiegen sind. Die bewusste Entscheidung für heimische Produkte bei jedem Einkauf sei daher ein wirksames Mittel gegen den Klimawandel, erklärt Kärntens LK-Präsident.
Die Ernte-Ergebnisse im Detail:
a)Hintergrund:
Klima - Temperatur
Der Herbst 2018 war über weite Strecken deutlich zu warm. Der Jahreszeit entsprechende oder unterdurchschnittliche Temperaturen gab es nur kurzzeitig von Ende September bis Anfang Oktober sowie Ende Oktober und in den letzten Novembertagen. In der Zusammenfassung ist der Herbst 2018 verglichen mit dem klimatologischen Mittel um 1,9 °C wärmer.
Frühjahr 2019
Der Frühling 2019 brachte sehr unterschiedliche Monate. Ungewöhnlich warm waren der März und der April. Deutlich zu kühl fiel hingegen der Mai aus. Juni, Juli und August waren sehr warm, mit + 2 – 4° C gegenüber dem langjährigen Mittel. 29 Hitzetage (Temperaturen über 30°C) unterstreichen die Erwärmung auch in Kärnten. Fazit: Bis zum heutigen Tag ist das Jahr 2019 eines der heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. (Quelle: ZAMG)
Klima – Niederschlag
Im Herbst 2018 fiel auch im Flächenmittel unterdurchschnittlich wenig Niederschlag. Der Winter verlief trocken (Ausnahme Regen im Februar) und die ersten beiden Frühlingsmonate 2019 waren, verglichen mit dem Mittel, relativ trockene Monate (- 25% Prozent Niederschlag). Der ausgesprochen regenreiche Mai brachte in Kärnten ein Niederschlagsplus von 10 bis 40 Prozent. Die Sommermonate Juni, Juli und August verliefen eher trocken, wenngleich regionale Gewitterregen für ausreichend Niederschläge für das Wachstum der Kulturpflanzen sorgte. Quelle: ZAMG
In einigen Regionen war es viel zu trocken, besonders in Oberkärnten, nördlich von Sankt Veit und in Teilen des Lavanttales haben mangelnder Niederschlag und die hohen Temperaturen in den Sommermonaten das Grünland und den Mais in Mitleidenschaft gezogen. Dazu kamen über ganz Kärnten verteilt regionale Hagelunwetter und Sturmschäden. Die Schadensbilanz der Österreichischen Hagelversicherung in Kärnten: rund 10 Mio. Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Land. Im Detail sind das Hagel und Sturmschäden: 4 Mio. Euro, Dürre: 5. Mio. Euro, Überschwemmung: 200.000 Euro und Frostschäden (vor allem Wiederanbau bei Mais u. Soja) 500.000 €.
Wintergetreide ist trotz eines überdurchschnittlich warmen und vor allem niederschlagsarmen Aprils dank des regnerischen Mai noch glimpflich davongekommen.
b) Flächenentwicklung - Bilanz
Entwicklung der Anbaufläche 2018/2019 in Kärnten:
Die gesamte Ackerfläche 2019 beträgt 59.431 Hektar. Die Fläche reduziert sich zwar gegenüber dem Jahr 2016 um 2,5 %. Im Vergleich zu den Jahren 2017/2018 konnte der Verlust der Fläche jedoch auf 0,2 % eingedämmt werden.
Insgesamt beläuft sich der Anteil der Ackerfläche Kärntens an der Gesamtackerfläche Österreichs auf 1,32 Mio. Hektar (4,48 %).
Getreideanbaufläche
Die Anbaufläche bei den Getreidekulturen blieb im Vergleich zu 2018 nahezu gleich bei 14.193 ha (- 0,3 %). Auffallend ist der starke Rückgang der Fläche von Sommergerste (-28,3%). Die Wintergerstenfläche (+10,6 %) und Wintertriticalefläche (+6 %) stiegen im Vergleich zu 2018.
Maisanbaufläche
Mais wird auf 24.189 ha angebaut, 16.032 ha sind davon Körnermais, 8.157 ha sind Silomais. Mais bleibt damit auf dem Niveau von 2018 (+0,7%).
Soja und Alternativen
Die Alternativen betragen rund 4.000 ha, die Sojabohne ist dabei mit 3.624 ha die dominierende Kultur. Die Sojafläche bleibt somit im langjährigen Schnitt unverändert.
Feldfutterfläche
14.114 ha der Gesamtackerfläche wurden im 2019 zur Grünfutter- und Heugewinnung angebaut und genutzt. Klee, Kleegras, Luzerne, Futtergräser und Wechselwiesenwirtschaft bringen den Veredelungsbetrieben hochwertiges Viehfutter. Im Vergleich zu 2018 (14.733 ha) sank die Feldfutterfläche um 4 %.
Bioanbauflächen
Die Bioackerfläche in Kärnten beträgt 11.017 ha, das sind rund 17 % der Gesamtackerfläche. Hauptkulturen sind auch hier Getreide mit 2.842 ha, Mais mit 2.291 ha und Sojabohnen mit 1.030 ha. Diese Kulturen machen 56 % der Gesamt-Bio-Ackerfläche aus. Den restlichen Anteil füllen Feldfutter und andere Kleinalternativen auf.
Anbau 2019 - Kulturartenverteilung in Prozent:
40,7 % Mais
24% Feldfutter
22,9 % Getreide
9,8 % Alternativen
2,6 % sonstige (Brachen...)
c) Erntemengen 2019 – Bilanz
Getreideernte
Die trockene Witterung im Winter und Frühjahr 2019 wirkte sich nicht negativ auf die Getreideernte aus. Die günstigen Anbaubedingungen bei Wintergetreide und der kühle und niederschlagsreiche Mai sicherten die Erträge. Die Gesamtgetreideernte in Kärnten ist gut ausgefallen, speziell bei Wintergerste sind die Erträge heuer überdurchschnittlich. Auch die Erntemengen bei Weizen und Triticale sind zufriedenstellend. Erhebungen aus der Praxis zeigen bei Wintergerste Durchschnittserträge von 8,9 Tonnen, bei Triticale von 8,2 Tonnen und bei Winterweichweizen um 7,5 Tonnen pro ha. Somit wirkt sich das gute Getreidejahr 2019 mit Ertragssteigerungen von 20 bis 30 % aus.
Die Qualität des Getreides war durchwegs zufriedenstellend, lediglich jene Ernten, die durch die häufigen Gewitterregen im Juli und vor allem im August in Verzug geraten sind, haben Qualitätseinbußen hinnehmen müssen.
Die gute Bilanz trüben lediglich die Sommergetreidearten, speziell die Sommergerste tut sich mit den Wetterextremen (vor allem mit der Junitrockenheit und der Hitze) sehr schwer. So sind die Durchschnittserträge mit rund 4 Tonnen pro Hektar als eher enttäuschend einzustufen.
Sommergetreide hat eine relativ kurze Vegetationsdauer. In dieser Zeit wirkt sich vor allem Hitze negativ aus. Die Pflanzen benötigen viel Energie, um die tagsüber angestaute Wärme in der Nacht abzubauen, das kostet schlussendlich Ertrag. Das schwache Wurzelsystem gepaart mit Wassermangel trägt das Übrige zu schwachen Erträgen bei.
Die Gesamtgetreideerntemengen in Kärnten betrugen 80.660 Tonnen, das sind im Vergleich zu 2018 (70.861 t) um 12,1% mehr. Im Schnitt der Jahre nimmt die Getreideernte jedoch um rund 4 % ab. Der Grund liegt in der Flächenreduktion.
Der Großteil der Ernten wird auf den Höfen als Futter genutzt, ein Teil wird im Mischfutterwerk der Unser Lagerhaus WHG verarbeitet, nur ein geringer Teil als Qualitätsgetreide. (Mühlen und Braugerste). Die Aufkaufspreise haben sich von 2018 auf 2019 nicht verändert. Sie liegen bei € 160,- bis € 170,- inkl. MwSt.
Sojabohnenernte
Die Sojabohnenernte 2019 ist deutlich besser ausgefallen als 2018. Die Durchschnittserträge liegen bei 3,1 Tonnen pro ha, das sind um 22 % mehr als im Trockenjahr 2018. In der Praxis schwanken die Erträge zwischen 2 und 4 t/ha. Die Gesamternte 2019 beträgt 11.435 Tonnen – dies ist zwar nur ein kleiner Teil des Gesamtbedarfes, aber ein wichtiger Beitrag zur Eigenversorgung mit Sojabohnen in Österreich. Die Erzeugerpreise sind vom Jahr 2018 auf heuer von € 360,- inkl. MwSt. auf € 330,- (bei einer Erntefeuchte von 13 % Wasser) gefallen. Das entspricht einem Rückgang von rund 8,3 %. Globale Entwicklungen (Schweinepest) und speziell der Handelsstreit von Trump mit China sind der Grund dafür.
Maisernte 2019
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet sich Kärnten mitten in der Maisernte. Die ersten Ertragsauswertungen zeigen durchwegs stabile Erträge. In der Praxis werden durchschnittlich rund 10 bis 11 Tonnen Trockenmais pro ha geerntet, insgesamt darf mit einer um 10 bis 15 % besseren Ernte als 2018 gerechnet werden.
Die Erzeugerpreise sind von 2018 auf heuer von € 120,- inkl. MwSt. auf € 100,- (bei einer Erntefeuchte von 25% Wasser) gefallen. Das entspricht einem Rückgang von rund 17 %. Dementsprechend herrscht bei den Landwirten gedämpfte Stimmung.
d)Hauptkultur Mais: klimafreundlich und humusmehrend
Wird 1 ha Mais in Biogasanlagen eingesetzt, kann daraus der Jahresbedarf an Energie für ca. 5 durchschnittliche Haushalte gedeckt werden. 1 ha Mais liefert den Jahressauerstoffbedarf für rund 70 Menschen und kann den CO2-Ausstoß von rund 250.000 km Autofahrten* „recyceln“. Dabei produziert er ca. 2,5-mal mehr Sauerstoff als 1 ha Wald.
*bezogen auf CO2-Emissionen von Neuwagen in D, 2017
Mais fungiert innerhalb der Agrarlandschaft als „Grüne Brücke“ für Blattläuse und deren unzählige Gegenspieler, die im frühen Sommer aus dem abreifenden Getreide in die Maisbestände einwandern und trägt so zur Erhaltung der Biodiversität bei.
Zudem ist Mais ein Humusmehrer. Mais mit 14 t Kornertrag pro ha bindet ca. 13 t/ha Kohlenstoff über Wurzelausscheidungen in den Boden, das entspricht einer Menge von 50- 65 Tonnen Kompost (50% TS) (Quelle: Dr. Karl Mayer LK Stmk.) und somit sind ausgeglichene Humusbilanzen auch bei hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge möglich.
Quelle: DMK – Fakten zum Mais.
e) Hohe Vielfalt auf den Feldern Kärntens
Laut Flächenantrag der AMA werden in Kärnten 112 Kulturen auf Acker und Grünland beantragt. Die Palette reicht dabei von A wie Amarant bis Z wie Zuckermais. Die kleinen Kulturen erfreuen sich vor allem bei den Direktvermarktern großer Beliebtheit.
Regionale Feste, wie z.B. das Had‘nfest in Neuhaus fußen auf bäuerlichem Engagement. Buchweizen etwa wird in Kärnten auf 89 Hektar angebaut, 43 ha davon stehen davon im Bezirk Völkermarkt. Der rosa blühende Kärntner Had‘n hat sogar eine Eintragung in der offiziellen Sortenliste der AGES Wien.
Foto: LK Kärnten/KK