Das Trio Drava sorgte für die musikalische Umrahmung der Feier
Zum 135. Geburtstag von Dr. Angela Piskernik, geboren in Lobnig bei Eisenkappel – Vellach, wurde eine der Gedenktafel am Gebäude des Ursulinenkonvents in Klagenfurt enthüllt. Dr. Angela Piskernik war Schülerin und Lehrerin bei den Ursulinen in Klagenfurt und promovierte 1914 in Wien als erste Kärntner Slowenin. Ihren beruflichen Werdegang als weltweit anerkannte Botanikerin und Naturschützerin setze sie in Ljubljana fort, wo sie auch Vorsitzende des Slowenischen christlichen Frauenverbandes war.
Ansprache von Peter Gstettner im Wortlaut
Hoch geschätzte Festgäste, sehr geehrte Damen und Herrn!
Ausgangspunkt unserer Initiative war ein schier unglaublicher Zwischenfall, von dem ich kurz erzählen darf, damit sie verstehen, was dieser Vorfall (eigentlich „Rückfall“) mit der Gedenktafel zu tun hat, die hier in Kürze enthüllt wird.
Es war im großen Kärntner Jubiläumsjahr 2020, als das Land sich anschickte, 100 Jahre „Abwehrkampf“ und siegreiche Volksabstimmung zu zelebrieren. Alles war vorbereitet, die p.r.- Maschine lief auf Hochtouren. Medien und Öffentlichkeit wurden darauf eingestimmt, dass auch die slowenische Volksgruppe mit in den Ablauf aller (oder fast aller) Festlichkeiten eingebunden wird. Da bekam Kärnten/Koroška die Auswirkungen der Covid19-Pandemie zu spüren und ich, vermutlich als Vorsitzender des Gedenk- und Erinnerungsbeirates der Stadt Klagenfurt, bekam Kenntnis von dem Umstand, dass der Fraktion der Klagenfurter GRÜNEN schon 2015, und dann nochmals 2019, der Antrag abgelehnt wurde, in Klagenfurt eine Straße nach Frau Dr. Angela Piskernik zu benennen. Was war der Grund für die Ablehnung dieses Antrags, war doch Angela Piskernik eine gebürtige Kärntnerin, die ihre Schulzeit und akademische Ausbildung in Klagenfurt und Wien absolviert hatte, ihre wissenschaftliche Karriere aber 1916 in Ljubljana und im heutigen Slowenien begonnen und sehr erfolgreich zu fachlichen Höhepunkten und zu höchsten Ehren geführt hatte.
Nun, unter den herrschenden Landeshistorikern sah man die Sache im Jahre 2015 offenbar etwas anders. Der damalige Direktor des Kärntner Landesarchivs ließ der Stadt Klagenfurt ein „Gutachten“ zukommen, in dem – bei Anerkennung aller wissenschaftlichen und frauenpolitischen Verdienste von Frau Dr. Angela Piskernik – von einer Straßenbenennung nach ihr abgeraten wurde. Begründung: Die Vorgeschlagene hätte ein „arges Handykap“ (sic!) für so eine Ehrung, hätte sie doch in der Volksabstimmungszeit, also vor 100 Jahren, ihr „nationalslowenisches Engagement“ in den Dienst der Propaganda des SHS-Staates gestellt hatte, also für den Anschluss Südkärntens an jenes Jugoslawien geworben hatte, das ihr einen adäquaten Arbeitsplatz und vermutlich auch ein Gefühl von „Zweiter Heimat“ gegeben hatte. Erschwerend käme dazu, Angela Piskernik hätte ihre slowenisch-nationale Werbeaktion in einer „emotional-chauvinistischen Art“ gestaltet, die für eine Wissenschafterin von Rang „befremdlich“ gewesen sei.
Der Stadtsenat ließ sich offenbardurch dieses „Gutachten“ so beeindrucken, dass eine Straßenbenennung nach Angela Piskernik bis heute unterblieb.
Auch wir waren beeindruckt, allerdings auf eine andere Art, wurden doch bis in die Gegenwart jene ehemaligen „Abwehrkämpfer“, die ein paar Jahre nach dem Abstimmungssieg das chauvinistisch-rassistische Geschäft der Nazis betrieben, wie etwa Hans Steinacher, Georg Graber, Martin Wutte u.v.a. mit Denkmälern und Festschriften geehrt - und kaum jemand nahm daran Anstoß.
Also versuchten wir mit unserer Initiative den Vorhaltungen gegenüber Angela Piskernik, die ja sachlich nicht ganz falsch sondern nur historisch längst überholt waren, etwas entgegen zu halten, um diese große Kärntnerin in würdiger Weise in der Landeshauptstadt wieder heimisch zu machen.
Das also ist der Grund, weshalb wir uns heute hier versammelt haben: Wir sind der Überzeugung, dass auch Kärnten/Koroška auf Angela Piskernik stolz sein kann, einmal wegen ihrer demokratischen Haltung, für die sie von 1943 bis 1945 im KZ Ravensbrück interniert war (wie übrigens viele slowenische Widerstandskämpferinnen auch), zum anderen stolz auf ihre natur-wissenschaftlichen Leistungen, die immer schon den Alpen-Adria-Raum unter dem Umweltschutzgedanken gesehen hat, und nicht zuletzt stolz auf ihre humane Sorge um das Wohlergehen ihrer engsten Familienangehörigen in der Südkärntner Heimat.
Deshalb wollen wir diese Tafelenthüllung heute als ein freudiges Ereignis betrachten, weil es auch eine spät erbrachte Dankesschuld gegenüber einer großartigen Frau ist, die mit ihrer „Jahrhundertgeschichte“ Vorbild für zukünftige interkulturelle und transnationale Projekte sein kann.
Ich danke allen, die das ermöglicht und unterstützt haben. Danke auch für ihr Kommen und ihre Aufmerksamkeit.
Hvala lepa !