Es ist also wieder mal internationaler Frauentag. In den Zeitungen erscheinen anklagende Reportagen über Opfer misogyner Gewalt und Politikerinnen erzählen allen, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen, wie schlimm immer noch alles sei und was man alles noch ändern oder verbessern müsse. In der Tat gäbe es ja einiges zu tun, aber Frauentagsreden sind wie Papier – geduldig. In der wirklichen Welt haben Frauen Probleme, die von vielen selbst ernannten Feministinnen gar nicht wahr genommen werden. Die leben zum Teil in einer Wahnwelt, die mit dem echten Leben nur mehr ansatzweise was zu tun hat. Beispielhaft sei an einen Shitstorm erinnert, der voriges Jahr die deutsche Band „Feine Sahne Fischfilet“ heimsuchte, weil es deren Schlagzeuger gewagt hatte, während eines Konzerts sein Leiberl auszuziehen. Das sei „sexistisch“ tönten sogleich einige Internetseiten, und außerdem ganz arg unsolidarisch“, schließlich könnten Frauen auch nicht so einfach ihre Tops ausziehen. Das wird die Milliarden Frauen auf dieser Welt, die real unterdrückt, misshandelt und ausgebeutet werden, sicher sehr gefreut haben, dass der freche Drummer ausgeschimpft wurde. Wir lernen: Für einige verzogene Personen bedeutet Befreiung möglichst viel Unfreiheit für alle. Nicht die Frauen sollen ein Recht auf nackte Oberkörper kriegen, sondern den Männern soll es aberkannt werden, so die schräge Logik. Idiotie pur.
Ähnlich bescheuert laufen auch viele Debatten zum Thema Prostitution. Diese generell zu verbieten haben sich manche auf die feministischen Fahnen geschrieben. Schließlich sei es ganz doll ungeheuerlich, wenn Männer Frauen kaufen. Natürlich darf man es fragwürdig finden, dass Menschen von anderen Menschen sexuelle Dienstleistungen käuflich erwerben, doch das älteste Gewerbe der Welt wird sich durch Verbote nicht aus der Welt schaffen lassen. Wer wirklich die Prostitution eindämmen möchte, der muss zuvorderst dafür sorgen, dass niemand sich aus wirtschaftlicher Not gezwungen sieht, seinen oder ihren Körper zu verkaufen. Prostituierte aus zB Osteuropa gehen meist nicht auf den Strich, weil sie von Zuhältern dazu gezwungen würden (obwohl das natürlich vorkommt), sondern weil sie keine Arbeit haben und, falls doch, nur einen Hungerlohn bekommen. Freilich ist es viel leichter, Prostitution zu verbieten als dafür zu sorgen, dass in Europa keiner im Elend leben muss, und wenn dann erst mal alle Prostituierten in Hinterhofbordellen arbeiten müssen, ohne Kontrolle und völlig ausgeliefert, kann man ein Gläschen Sekt darauf trinken, die garstige Käuflichkeit von Sex besiegt zu haben.
Was mir anlässlich des Frauentages, aber auch sonst sehr im Magen liegt, sind weder Leiberl ausziehende Musiker noch Puffs, sondern die Tatsache, dass Frauen immer noch weniger für gleiche Arbeit verdienen als Männer, dass in Politik und Wirtschaft fast nur Männer den Ton angeben und dass nicht tausende, nicht Millionen, sondern Milliarden Frauen auf der ganzen Welt ganz konkret und brutal unterdrückt werden. Das ist zu ändern, da muss man aktiv werden. Pseudofeministischer Blödsinn hilft da nicht weiter, sondern nur echte harte Politik.
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