In einem fernen Land, in dem nur Verrückte leben, passiert Folgendes: Ein Haus brennt, weil der Eigentümer leichtfertig gezündelt hat. Dann rückt die Feuerwehr an und gießt fest Benzin auf den Brand, damit ein richtiges Großfeuer entsteht. Am Ende schauen alle zusammen auf die verkohlte Ruine, zucken mit den Schultern und lassen die Bewohner der Stadt den Schaden bezahlen. Irre, was? Genau so ist die Republik Österreich mit der Hypo umgegangen, wie wir spätestens seit dem Griss-Bericht wissen. Zuerst wurde die Bank durch Misswirtschaft und lokalpolitischen Größenwahn zugrunde gerichtet, dann übernahm der Bund das Ruder und machte alles noch viel schlimmer, als es ohnehin schon war und am Ende blechen wir alle Länge mal Breite für die Idiotie unserer politischen Klasse.
Oder war da mehr im Spiel als nur Unfähigkeit? Wie es jetzt aussieht, haben mehrere Finanzminister sowie die Bankenaufsicht zunächst tatenlos dabei zugesehen, wie die Hypo durch aberwitzig riskante Geschäfte und Kreditvergaben an Windbeutel und Mafiosi immer mehr Schlagseite bekam. Als sich das Desaster nicht mehr unter den lokalpolitischen Teppich kehren ließ, zog man nicht etwa die Reißleine, oh nein, sondern wählte die für den Steuerzahler teuerste Variante der Verstaatlichung und der „Bad Bank“. Böse Zungen behaupten, das tat man, um Hypo-Großanteilshabern wie zum Beispiel der Raiffeisenbank, aber auch einigen Milliardären genug Zeit zu geben, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Und alles von Anfang an und bis zum Schluss unter der beinharten Devise: „Soll es doch der Steuerzahler berappen“. Und der berappt, und wie der berappt!
Wir alle dürfen schon ab kommendem Jahr mehr Mehrwertsteuer zahlen, aber nicht, wie die Große Koalition behauptet, um eine Lohnsteuersenkung zu finanzieren, sondern um die mehr als 20 Milliarden, die die Hypo-Katastrophe uns kostet, zu löhnen. Wir sollten uns außerdem darauf einstellen, dass schon demnächst weitere Sozialleistungen gekürzt oder abgeschafft werden, denn merke: Wenn eine komplett unfähige Bande von Politikerdarstellern Milliarden in den Sand setzt, tut sie das erstens ungestraft und zweitens auf unser aller Kosten. Der größte Finanzskandal der österreichischen Geschichte würde in anderen Ländern zum Rücktritt der Regierung führen, zu Strafverfahren und dazu, dass die Verantwortlichen künftig Knastrationen kriegen statt Brunches im Luxushotel. Aber in anderen Ländern würden auch Hunderttausende auf die Straße gehen und das fordern. Wir Österreicherinnen und Österreicher sind aber wohl sehr leidensfähig. Und zu obrigkeitshörig, denn der Hypo-Irrsinn konnte auch deswegen geschehen, weil die Leute hier zu autoritär denken. Ob Bankdirektoren und höhere Bankangestellte, die Mitarbeiterinnen der Bankenaufsicht, Politiker fast aller Fraktionen und schließlich auch die Medien – sie alle haben viel zu lange geschwiegen und sind den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Wer dennoch den Mund aufmachte, galt als Nestbeschmutzer, obwohl dieses Nest doch gerade von denen, die den Wahnsinn mitmachten, so dreckig gemacht worden war wie ein monatelang nicht gereinigtes Katzenklo. Die Causa Hypo lehrt uns also nicht nur, dass wir von Deppen regiert werden, sondern auch, dass wir eine gute Portion Zivilcourage vertragen könnten.
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