Man kann den Wirbel um die Restaurant-Preise im Klagenfurter Strandband auch so sehen: Wenn der größte Aufreger des Sommers eine Schnitzelsemmel für sechs Euro ist, lebt man in einem glücklichen, zufriedenen und sorgenlosen Land. Andere Völker mögen sich über korrupte Politiker, verschwendete Milliarden, vernichtete Landesbanken, gekürzte Sozialleistungen und eine verpfuschte Flüchtlingspolitik aufregen, der Kärntner mault wegen einer Semmel, die er nicht kaufen muss. Im Idealfall ist dieser Kärntner auch noch FPÖler, so wie Vizebürgermeister Christian Scheider, der sich über die nicht ganz billige Schnitzelsemmel ziemlich erregt hat, aber die 20.000 Euro, die sein Parteikollege Christian Leyroutz als Spesen für ein Mittagessen abgerechnet hat, als total normal empfindet. Auch andere Politikerinnen und Politiker bis hinauf zur Bürgermeisterin gaben sich empört - dieselben Politikerinnen und Politiker, die die politische Verantwortung tragen.
Natürlich sind sechs Euro (warm) bzw. 5,50 Euro (kalt) recht happig für ein Stück panierte Sau und ein Salatblatt zwischen zwei Scheiben Sesambrot, aber es ist halt das Strandbad-Restaurant und nicht ein Würstlstand am Südring. Der Wörthersee ist ein teures Pflaster. Außerdem muss der Wirt der Strandbad-Gastronomie binnen acht Wochen das ganze Jahresgeschäft machen. Pächter Hans Zeppitz bemüht sich, ein leicht gehobenes kulinarisches Angebot zu bieten. Das ist dann auch nicht so billig wie im Möbelhaus, aber wer sich noch daran erinnert, wie früher alle paar Jahre Leute an Lebensmittelvergiftungen starben, nachdem sie im Strandbad gegessen hatten, muss die Ambitionen, eine gute Küche zu führen, zu schätzen wissen.
Völlig lächerlich ist die Forderung Scheiders nach einer „einheitlichen Preisgestaltung in den öffentlichen Bädern“. Mit dieser Sorte Planwirtschaft ist zum Glück seit dem Zusammenbruch des Kommunismus Schluss. Was dem Strandbad aber gut tun würde, wäre ein bisschen gute alte marktwirtschaftliche Konkurrenz. Warum nicht zusätzlich zum Restaurant einen Imbisshändler zulassen, der Hotdogs, Melonen und ähnliche kleine Snacks verkauft? Das ist in Ländern mit freier Wirtschaft durchaus üblich und könnte sowohl jene Leute ansprechen, die beim Baden nicht speisen wollen oder können wie die Fürsten, als auch ein bisserl Preisdruck auf den bisherigen Monopolisten ausüben.
Das echte pekuniäre Problem ist im Strandbad eh nicht die Gastronomie, sondern der Eintrittspreis. 4,50 Euro für eine Erwachsenen-Tageskarte klingt zunächst nicht nach viel, aber schon nach einigen Tagen läppert sich da ordentlich was zusammen. Trotz aller Ermäßigungen ist das kein Sonderangebot. Eine Mutter mit Kind zahlt pro Tag 4,90 Euro. Wenn man weiß, dass es in Klagenfurt besonders viele Alleinerzieherinnen gibt, die noch dazu oft nur Mindestsicherung beziehen, kann man sich ausrechnen, dass der Badespaß für gar nicht wenige Leute ein Vergnügen ist, dass sie sich nur selten leisten können. Der Vorschlag, ab 18 Uhr keinen Eintritt mehr zu verlangen, hat also einiges für sich – und wäre vielleicht das wichtigere Thema als die Schnitzelsemmelpreise.
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