Ungefähr einmal im Monat verlangt mein Körper nach üppig gewürztem Faschierten, eingepackt zwischen stark gezuckertem Pseudobrot, bestrichen mit extrem stark gezuckerten Saucen, begleitet von fettigen Pommes und alles runtergespült mit super süßem Cola, kurz: Alle vier Wochen gehe ich zu McDonald´s. Normalerweise fahre ich durch das Drive-In, aber vorige Woche ging ich seit langem wieder mal in das Restaurant selber, und ich kleiner Zeitreisender betrat die Zukunft der Gastronomie, denn der Fastfood-Gigant hatte seine Läden hightech-artig umgerüstet. Man bestellt jetzt über einen großen Touchscreen, auf dem man sich seinen Burger nach Wunsch zusammenstellen kann, bezahlt dort direkt mit Bankomatkarte und kriegt dann eine Nummer ausgedruckt. Sobald die Nummer gezogen wird, pardon, am großen Bildschirm über der Essensausgabe-Theke erscheint oder aufgerufen wird, kann man sein Essen abholen.
Ich stellte mich in eine beachtlich lange Warteschlange und beobachtete, wie die Leute mit dem neuen System hantierten. Vor mir hatten ein paar kurzbehoste Halbwüchsige einen Riesenspaß mit dem Touchscreen und blödelten sich durch die Menus und Untermenus, stritten sich über die Zusammensetzung ihrer Burger („Oida, kan Salod“...“mir mit extra Kas, Oida...“) und brauchten ungefähr eine Viertelstunde, bis sie ihre Bestellung einigermaßen beieinander hatten. Der Wartewurm schob sich langsam voran und als ich schließlich an die Reihe kam, fand ich zwar das Bedienkonzept recht logisch und leicht zu verstehen, aber nachdem ich bestellt und bezahlt hatte, fiel mir ein, dass ich noch gerne eine Portion Majo gehabt hätte, doch hinter mir waren bereits die nächsten Kunden mit ihrer Bestellung beschäftigt. Pech gehabt. Nach etwa zehn Minuten leuchtete meine Nummer über dem Abholschalter und ich kriegte mein Big Mac Menü.
Während ich aß dachte ich darüber nach, wie viele Leute der Restaurant-Konzern wohl mit dieser Automatisierung wegrationalisiert hatte. Gerüchte, wonach McDonald´s damit auf die von immer mehr amerikanischen Staaten eingeführten Mindestlöhne reagierte, dürften Unsinn sein, da so eine Umstellung nicht binnen weniger Monate geplant und umgesetzt werden kann, sondern jahrelange Vorbereitung braucht. Es geht einfach um Profitsteigerung. Ein Touchscreen verlangt keinen Lohn, braucht keinen Urlaub und redet nicht frech zurück. Nun ist Profitmaximierung zwar kein Verbrechen, sondern der einzige Daseinszweck eines Privatunternehmens, aber die Entwicklung, immer mehr Menschen durch Maschinen zu ersetzen, schmeckte mir ebenso wenig wie mein Burger als mir nämlich einfiel, dass ich den gerade mit denselben Händen zum Mund führte, die zuvor auf einem Touchsreen gewesen waren, den vor mir schon hunderte andere Leute befingert hatten. Hygienisch geht anders.
Die Leute, die zuvor an der Kasse gestanden waren, arbeiten jetzt bestenfalls in der Küche. Viele werden wohl arbeitslos werden. Statt mit Menschen kommunizieren wir immer öfter mit Robotern und Computern. Diese Entwicklung lässt sich nicht mehr stoppen. Die große Frage ist: Was passiert mit all den „überflüssig“ gewordenen Menschen?
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