Als die polnische Regierung vor kurzem ein totales Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen durchsetzen wollte, gingen zehntausende Frauen dagegen auf die Straße und drohten mit einem weiblichen Generalstreik. Das saß. Die Regierung machte einen Rückzieher, denn auch im konservativen Polen sind Frauen mittlerweile so wichtig für die Wirtschaft, dass es für das Land Milliardenschäden und den völligen Stillstand bedeutet hätte, wenn Arbeitnehmerinnen, Unternehmerinnen und Beamtinnen nur ein paar Tage lang halbwegs geschlossen nicht zur Arbeit erschienen wären. Im November könnte zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau Präsidentin der USA werden. Angesichts solcher Aussichten erinnert man sich an das Lied mit dem hübsch zweideutigen Titel „Frauen kommen langsam - aber gewaltig“ von Ina Deter.
Es war ein langer, mühseliger Weg, bis eine Frau gute Chancen haben konnte, die Präsidentin des mächtigsten Landes der Erde zu werden. Und es gibt nicht wenige, die diesen Weg wieder zurückgehen wollen. In den Männerbünden dieser Welt, ob österreichische Burschenschafter-Buden, den Führungszirkeln der US-Republikaner oder islamischen theologischen Fakultäten, reibt man sich verwundert die Augen. Die Frauen lassen sich nicht mehr alles gefallen und wollen sich nicht mehr von Männern vorschreiben lassen, wie sie zu leben hätten. Sie warten auch nicht mehr darauf, dass edle männliche Ritter für sie kämpfen, sondern nehmen das selber in die Hand. Noch nie waren so viele Frauen politisch aktiv, noch nie waren sie so erfolgreich im Beruf wie jetzt. Sogar im fernen China gibt es inzwischen mehr weibliche als männliche Unternehmer, die sich selber aus der Armut herausarbeiten.
Seltsam aus der Zeit gefallen wirken Ansichten wie jene, die in der FPÖ-Publikation „Für ein freies Österreich“ zu finden sind. Frauen wird darin unterstellt, sich „nach einem starken Kerl“ zu sehnen, der sie versorgt, damit sie ungestört ihrem „Brutpflegetrieb“ nachgehen könnten. Brutpflegetrieb - ein Begriff aus der Tierforschung! Während der blaue Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer, der zu dem Machwerk ein Vorwort verfasst hat, dieses immer noch verteidigt, hat sich FPÖ-Chef Strache, ebenfalls ein Vorwortschreiber, bereits vorsichtig distanziert. Strache weiß aus Umfragen, dass seine Partei bei Frauen auffallend schlecht abschneidet. Wären nur Frauen wahlberechtigt, würde Van der Bellen die Präsidentschaftswahl erdrutschartig gewinnen. Das liegt daran, dass immer mehr Frauen mit den altvaterischen Ansichten, die die Männerpartei FPÖ vertritt, nichts mehr anfangen können. Da hilft auch der angeblich aus Sorge um die Frauenrechte geführte Anti-Islam-Kampf der Blauen nicht viel. Frauen wollen sich nämlich weder Islamisten noch Rechten unterwerfen. Sie wollen sich überhaupt nicht mehr unterwerfen.
Wer heute mit Programmen antritt, die Frauen ihre hart erkämpften Freiheiten wieder wegnehmen wollen, kann vielleicht bei schwachen Männern punkten, die sich von selbstbewussten Frauen bedroht fühlen, aber die immer wichtiger werdende Gruppe der Wählerinnen und der Männer ohne Angst vor Frauen vergrault er damit. Sobald Frauen bemerken, dass sich rechte Politik nicht „nur“ gegen Ausländer und andere Minderheiten wendet, sondern eben auch gegen Frauen an sich, wählen sie nicht mehr rechts, sondern all jene Parteien, die begriffen haben, dass Frauen keine Tiere mit „Brutpflegeinstinkt“ sind, sondern so leben wollen, wie es ihnen gefällt. Viele Frauen wollen Karriere UND Kinder, nicht entweder oder. Andere wollen sich nur der Kindererziehung widmen, wieder andere wollen gar keinen Nachwuchs. Wer das als Politiker begreift und für eine Gesellschaft eintritt, die allen Frauen, ja überhaupt allen Menschen eine möglichst große Wahlfreiheit bei der Gestaltung des eigenen Lebens ermöglicht, macht sein Land fit für die Zukunft. Wer Menschen in Schubladen zwängen will, aus denen sie nicht mehr herauskommen, lebt in der Vergangenheit, in die aber kein gangbarer Weg zurückführt.
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