Ein paar Überschriften aus den vergangenen zwei Tagen: „Dutzende Tote bei Kämpfen in Libyens Hauptstadt Tripolis“; „Afghanistan: Viele Tote bei Anschlägen zu Ramadan“; „Philippinen: Militär geht mit Luftangriffen gegen Islamisten vor“; „Dutzende Menschen sterben – IS bekennt sich zu Anschlagsserie im Irak;“ „Cholera im Jemen – nie dagewesene Katastrophe“. Wer Google-News anwirft, findet dutzende ähnliche Berichte. Und wir wundern uns, dass Menschen von dort fliehen? Dass sie in Sicherheit sein wollen vor Krieg, Terror, Hunger und Krankheit? Es sollte uns nicht verblüffen, denn wir würden auch nicht anders handeln. In der Tat sind Millionen Europäer im Laufe der vergangenen 150 Jahre vor genau solchen Zuständen geflüchtet. Hunderttausende Iren wanderten im 19. Jahrhundert nicht aus Spaß in die USA aus, sondern weil eine Kartoffelkäferplage eine Hungersnot biblischen Ausmaßes verursacht hatte. Zwischen 1830 und 1930 wanderten sechs Millionen Deutsche nach Nord- und Südamerika aus, ein Großteil davon nach dem Ersten Weltkrieg, als das Land eine Phase bitterer wirtschaftlicher Not durchlebte. In den 30er Jahren flohen zehntausende Juden und Demokraten vor den Nazis. In den 50er Jahren, kurz bevor das „Wirtschaftswunder“ begann, ging mehr als eine halbe Million Deutsche nach Amerika. Flüchtende und auswandernde Menschen hat es also immer schon gegeben und wird es auch weiterhin geben. Die Frage ist, wie gehen wir in Zukunft damit um?
Linksradikale fordern, einfach alle Grenzen zu öffnen. Das wird es nicht spielen können. Zwar braucht Europa durchaus Einwanderung, aber wenn diese unkontrolliert stattfindet, wird das nicht gutgehen. Deswegen ist das auch eine Minderheitenposition, die nicht einmal die Grünen teilen. Rechtsradikale wollen, dass wir alle Grenzen schließen und uns einmauern. Auch das kann nicht lange funktionieren, da wir uns damit nicht nur selber einsperren, sondern eine solche Isolation auch wirtschaftlich nicht durchstehen würden. Wir sind nicht die USA, die sich notfalls selbst erhalten kann. Wir brauchen internationale Kontakte und Handel. Die Zustände auf der Welt scheren sich derweil einen Dreck darum, ob in Europa gerade Linke oder Rechte regieren, und produzieren weiterhin Flüchtlinge. Die müssen irgendwo hin und sie müssen irgendwo leben. Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat mehrmals vorgeschlagen, Flüchtlings-Zentren in Nordafrika zu schaffen. Falls man sicherstellt, dass in solchen Zentren menschenwürdige Bedingungen herrschen, wäre das durchaus etwas, was wenigstens als Notlösung dienen könnte. Allerdings müssen die Menschen dort nicht nur Nahrung und Unterkunft, sondern auch eine Perspektive auf ein besseres Leben haben, sonst werden aus diesen Zentren womöglich noch reine Verwahrungslager für Menschen.
Was immer aber Europa macht, eines sollte klar sein: Die Menschen werden erst dann nicht mehr fliehen, wenn sie zuhause in Sicherheit leben können und auch nicht verhungern oder an behandelbaren Krankheiten sterben müssen. Irgendwann werden wir, also die westlichen Staaten, einen echten Plan entwickeln und auch umsetzen müssen, wie die Regionen, wo jetzt Krieg und Not herrschen, befriedet werden und sich wirtschaftlich entwickeln können. Das wird teuer, das wird vielleicht sogar richtig große Militäreinsätze nötig machen. Aber so wie es ist, kann es nicht bleiben. Weder können wir alle Flüchtlinge aufnehmen noch ist es moralisch tragbar, diesen Menschen tatenlos beim Ertrinken im Mittelmeer oder beim Darben in Lagern zuzuschauen.
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