Dem Villacher Stadtrat Andreas Sucher (SPÖ) ist was Peinliches passiert. Er hat im Internet mit einem Spitznamen gepostet und eines dieser Postings mit seinem echten Namen unterzeichnet. Das war es aber auch schon. Aus diesem höchst mageren Nachrichtenwert strickten mehrere Zeitungen reißerische Artikel und die FPÖ drohte mit Klagen und forderte Suchers Rücktritt. Einerseits ist das schön, denn es bedeutet, dass sich das Sommerloch doch noch aufgetan hat und die Medien solche Nicht-Nachrichten zu großen Themen aufblasen müssen. Andererseits ist es ein bisschen ärgerlich, wie man hier einem Menschen einen Strick aus etwas drehen will, was wohl Zwei Drittel aller Internetnutzer machen.
Ob die Zeitungen, die Suchers Verhalten nun skandalisieren, sich ihre eigenen Internetforen angeschaut haben? Und falls ja: Glauben die wirklich, da draußen gibt es Menschen, die im richtigen Leben „Odin73“, „Che_Guevara_Hotzenplotz“, „Sexy_Lawyer“ oder „Kasnudelkaiser55“ heißen? Und wenn Suchers verhalten so schlimm sein sollte, warum lassen dieselben Zeitungen, die ihn nun ausschimpfen, es zu, dass ihre Leser sich Fantasienamen geben? Was ist denn das bitte für eine verlogene Scheinheiligkeit? Zuerst Internetforen aufbauen, in denen sich jeder nennen kann, wie er will, und dann einen Menschen herauspicken und genau dafür an den Pranger stellen?
Sucher hat, soweit bekannt, unter seinem Pseudonym nichts Illegales gemacht. Er hat scharfzüngig kommentiert und politische Gegner heftig angegriffen. Das mag nicht die feinste Schule des guten Benehmens sein, aber es ist gerade in der Politik auch nicht ungewöhnlich. Dass sich jetzt die FPÖ hervortut und Suchers Rücktritt fordert, ist besonders bizarr, denn kaum jemand nutzt das Internet so skrupellos dazu aus, Propaganda und untergriffige Attacken zu verbreiten, wie die Freiheitlichen. Die sitzen im Glashaus und feuern nicht mit Steinen, sondern mit Maschinengewehren.
Leider-nein-Skandale wie der um Andreas Sucher sollen wohl auch von echten Sauereien ablenken. Eine dieser Sauereien hat gerade erst die Facebookseite „Wir unterstützen Norbert Hofer“ geliefert. Dort wurde behauptet, Flüchtlinge könnten sich bei der Firma Hartlauer neue i-Phones besorgen, die von der Caritas bezahlt würden. Erst nach einer Richtigstellung von Hartlauer, dass das frei erfunden ist, und nach einer Klagsdrohung der Caritas wurde das richtiggestellt. Auf der offiziellen Facebookseite von Norbert Hofer gab es dazu keine Stellungnahme, keine Distanzierung und keine Aufforderung an Hofers Fans, von der Verbreitung von Lügengeschichten abzusehen. Das sollte uns viel mehr aufregen als ein Villacher Stadtrat, der wie 90 Prozent aller anderen Internetuser einen Nickname benutzt. Denn das, dieses Erfinden von Lügengeschichten, um die Bevölkerung gegen Flüchtlinge aufzuhetzen, ist tatsächlich verwerflich, bösartig und gefährlich. Von einem Politiker, der vielleicht Österreichs nächster Präsident wird, darf man sich erwarten, sich von solchen Praktiken zu distanzieren.
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