BirdLife Österreich informiert über die Gefahren des Vogelzugs – Turteltaubenbestand mehr als halbiert!
Zwei Drittel der 230 Brutvogelarten Österreichs sind Zugvögel. Sie ziehen im Herbst in ihre Überwinterungsgebiete in den Süden und im Frühjahr wieder in ihre heimischen Brutreviere zurück. Ein spektakuläres Naturschauspiel ohne Zweifel, wenn etwa 500 Millionen Vögel über Österreich ziehen - und gleichzeitig ein Kampf ums Überleben. Denn zwei Drittel der Singvögel kehren im nächsten Jahr nicht wieder. Besonders verheerend ist die Lage bei ohnedies bereits gefährdeten Vogelarten, wie etwa der Turteltaube. In Österreich hat sich der Bestand dieser Wildtaube in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert (minus 58 Prozent), in anderen EU-Ländern ist ein Rückgang um bis zu 90 Prozent feststellbar. Gründe dafür sind vor allem der massive Lebensraumverlust, sowie die starke Bejagung im Mittelmeerraum.
Zwei Drittel aller Singvögel kehren nicht wieder
Das Leben der Zugvögel ist nicht ohne Gefahr, ganz im Gegenteil. Mit dem Flug in die Winterquartiere nehmen sie große Risiken auf sich. Ziehende Vögel können unterwegs verhungern, verdursten, von Räubern gefressen, durch starke Winde verweht werden oder an Erschöpfung sterben. Damit nicht genug, hat auch der Mensch direkten Einfluss auf das Überleben der Vögel: Naturbelassene Lebensräume sowie sichere und nahrungsreiche Rastplätzen entlang der Zugstrecke werden immer weniger. „Wir Menschen zerstören wichtige Lebensräume in den Brut- und Überwinterungsgebieten der Zugvögel und verändern zusätzlich die Landnutzung und Landbedeckung durch Bebauung, Industrie und Landwirtschaft!“, betont Norbert Teufelbauer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter von BirdLife Österreich. Der direkte Einfluss dessen ist bei der Europäischen Turteltaube (Streptopelia turtur) zu beobachten.
Turteltaubenbestand halbiert
Das ausdauernde und idyllische Gurren der Turteltaube „turr-turr“ ist in den vergangenen Jahren selten geworden. „Vor 20 Jahren gab es bei uns geschätzte 15.000 Brutpaare. Das waren noch mehr als doppelt so viele Turteltauben wie heute“, berichtet Teufelbauer. Die Ursachen des massiven Bestandsrückgangs (minus 58 Prozent seit 1998) sind nach Angaben des Ornithologen neben der Verschlechterung des Lebensraumes vor allem in der legalen und illegalen Jagd entlang der Zugstrecke in die afrikanischen Winterquartiere zu finden. „Im Vereinigten Königreich sind sogar Rückgänge um rund 90 Prozent festzustellen!“, so Teufelbauer.
Illegale Jagd auf Vögel
Ein großes Problem für Zugvögel, insbesondere auf ihrer Route durch den Mittelmeerraum stellt die Wilderei mit Schusswaffen, Netzen oder Leimruten dar. So werden auf Malta zahlreiche Großvögel wie Wespenbussarde oder Fischadler illegal geschossen, in Zypern Kleinvögel mit Netzen qualvoll gefangen und als Delikatesse namens Ambelopoulia verspeist. Jedes Jahr werden nach Schätzungen von BirdLife International mehr als 25 Millionen Vögel illegal getötet. „Von dieser massenhaften Tötung sind auch seltene Arten wie Wachtelkönig, Wiedehopf und Pirol betroffen“, berichtet Teufelbauer. Ebenso Greifvögel und Enten würden oft vor den Augen der Vogelbeobachter getötet. Obwohl der Europäische Gerichtshof den Vogelfang auf Malta inzwischen für illegal erklärt hat, sei das Problem noch lange nicht gelöst.
Grenzenloser Vogelschutz notwendig
„Eine nachhaltige Änderung dieser Tradition braucht Zeit und umso mehr kontinuierliches Engagement“, weiß Dr. Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich und ergänzt: „Als wandernde Tierarten sind Zugvögel auf einen besonderen internationalen Schutz angewiesen. Strategien zu ihrem Schutz müssen neben den Brutlebensräumen auch die Wanderwege und Rastplätze während des Zuges sowie die Winterquartiere berücksichtigen. Mit der Bonner und der Berner Konvention wurde deshalb schon 1979 eine internationale Grundlage für den Schutz der Zugvögel und ihrer Rastplätze geschaffen. Diese internationalen Abkommen werden in der EU durch die Europäische Vogelschutzrichtlinie von 1979 umgesetzt, die eines der erfolgreichsten Umweltgesetze der Welt darstellt. Jetzt wäre es noch wünschenswert, wenn die Einhaltung zum Schutz und Erhalt der Zugvögel auch sanktioniert würden!“, schließt Wichmann.
6. Oktober ist Weltzugvogeltag
Am Samstag, 6. Oktober 2018, wird weltweit der Tag der Zugvögel begangen. Mehr Informationen dazu unter www.worldmigratorybirdday.org sowie Termine für kostenlose BirdLife Exkursionen unter http://www.birdlife.at/page/european-birdwatch
Foto: BirdLife Österreich/Hans-Martin Berg
Presseaussendung von: BirdLife Österreich