Am 29. Oktober steht weltweit alles im Zeichen der Schlaganfallprävention. Unter dem Motto „Time is Brain – jede Minute zählt!“ erinnert die Österreichische Schlaganfall-Gesellschaft (ÖGSF) daran, wie wichtig rasches Handeln und gezielte Vorbeugung sind. Denn in Österreich trifft es jedes Jahr rund 20.000 Menschen, und ein Schlaganfall kann jeden jederzeit und überall treffen.
Jede Minute ohne Behandlung zerstört Millionen Gehirnzellen. Besonders entscheidend ist die erste Stunde nach dem Ereignis, die sogenannte goldene Stunde. Sie kann über Überleben und Lebensqualität entscheiden.
Plötzlich auftretende Lähmungen oder Taubheitsgefühle, Sprachstörungen, ein hängender Mundwinkel, starke Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen, das sind die typischen Anzeichen eines Schlaganfalls. „Bei diesen Symptomen muss sofort gehandelt und der Notruf 144 gewählt werden“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Leiter der Neurologie am Klinikum Klagenfurt.
Auch Dr. Julia Ferrari, Präsidentin der ÖGSF, unterstreicht: „Schnell handeln und nicht zögern ist die wichtigste Maßnahme. Nur wenn der Notruf rasch erfolgt, bestehen gute Chancen auf Erholung.“ Betroffene müssen umgehend in eine spezialisierte Stroke Unit gebracht werden, wo Diagnose, Akuttherapie und weitere Behandlung erfolgen.
Neben der schnellen Versorgung ist Vorbeugung der beste Schutz. Laut ÖGSF ließen sich bis zu 80 Prozent aller Schlaganfälle durch einen gesunden Lebensstil verhindern. Dazu gehören nicht rauchen, ein normales Körpergewicht, mediterrane Ernährung, wenig oder kein Alkohol und regelmäßige Bewegung. Bereits 30 Minuten körperliche Aktivität an fünf Tagen pro Woche senken das Risiko um rund 25 Prozent.
Wichtig ist auch, die vier Haupt-Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu kontrollieren: Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Rauchen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen dabei.
„Bluthochdruck ist der wichtigste, aber gut behandelbare Risikofaktor“, sagt Dr. Thomas Gattringer, Leiter der Stroke Unit in Graz. Der Zielwert liegt bei maximal 130/80 mmHg, nach einem Schlaganfall sogar bei 120/80 mmHg. Eine konsequente Behandlung kann das Risiko um bis zu 40 Prozent senken.
Auch zu hohe LDL-Cholesterinwerte erhöhen das Risiko. Bei hohem Risiko sollte der Wert unter 70 mg/dl liegen, bei sehr hohem Risiko unter 55 mg/dl. Eine einmalige Messung von Lipoprotein(a), einem erblich bedingten Risikofaktor, wird ebenfalls empfohlen – besonders bei familiärer Vorbelastung. Neue RNA-basierte Medikamente befinden sich derzeit in der klinischen Erprobung.
Diabetes und Rauchen schädigen die Blutgefäße und erhöhen das Schlaganfallrisiko deutlich. Raucher haben ein bis zu doppelt so hohes Risiko wie Nichtraucher. Schon wenige Monate nach einem Rauchstopp sinkt es deutlich.
Moderne Therapien eröffnen neue Perspektiven. Studien zeigen, dass die Lysetherapie bei bestimmten Patienten bis zu 24 Stunden nach Beginn der Symptome wirksam sein kann. Auch eine mechanische Thrombektomie kann bei großem Infarktkern helfen, wenn bildgebende Verfahren noch rettbares Hirngewebe zeigen.
„Moderne Diagnostik erlaubt heute individuelle Entscheidungen, und damit bessere Chancen auf Erholung und Selbstständigkeit“, so Dr. Ferrari.
Der Weltschlaganfalltag am 29. Oktober soll wachrütteln: Warnsignale erkennen, sofort handeln und aktiv vorbeugen.
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