Im Vorfeld der gestrigen Sitzung des Kärntner Suchtbeirates stellte Gesundheitslandesrätin Beate Prettner aktuelle Entwicklungen in der Suchtprävention und -hilfe vor, mit einem klaren Fokus auf den systematischen Ausbau von Betreuungs- und Beratungsplätzen im Land. „Sucht ist eine vielschichtige und tiefgreifende Problematik, die nicht an einzelnen Substanzen festzumachen ist. Umso wichtiger ist es, dass wir umfassende und vor allem frühzeitige Unterstützungsangebote schaffen – und genau das tun wir“, betont Prettner.
In Klagenfurt steigt die Zahl der Behandlungsplätze von 700 auf 1.000, in Villach von 200 auf 400. Damit können nun insgesamt 500 weitere Personen eine adäquate Betreuung erhalten. „Diese Erweiterung geht mit zusätzlichem Personal und räumlichen Anpassungen einher“, so Prettner. Insgesamt stehen in Kärnten damit rund 2.320 Behandlungs- und Beratungsplätze zur Verfügung. „Wir setzen damit das Regierungsprogramm und die Suchtstrategie 2030 konsequent um – nämlich mit dem Ziel, Menschen möglichst früh ambulant zu begleiten. Studien zeigen klar: Eine gute Anbindung an das Hilfssystem verhindert nicht nur gesundheitliche Schäden, sondern auch soziale Abstürze wie Langzeitarbeitslosigkeit“, erklärt die Landesrätin.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf neuen, innovativen Versorgungsmodellen: Seit April 2025 gibt es mit APAK, dem „Ambulanten Programm für Alkoholkranke“, ein Pilotprojekt in Mittelkärnten, das neue Wege in der Versorgung von Menschen mit Alkoholproblematik geht. „APAK ermöglicht eine wohnortnahe, ambulante Therapie, bei der die Betroffenen im gewohnten sozialen Umfeld bleiben können. Das ist besonders wichtig für Berufstätige, junge Frauen und Mütter – Gruppen, die wir bisher nur schwer erreichen konnten“, berichtet Prettner. „Bereits nach zwei Monaten sehen wir, wie gut das Programm angenommen wird. Wir haben mit APAK ein Angebot geschaffen, das präventiv wirkt, bevor familiäre oder berufliche Strukturen zerbrechen.“
Jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr steht die neue „Ambulanz für Jugendliche und junge Erwachsene“ allen innerhalb dieser Zielgruppe offen, die Unterstützung bei der Bewältigung von Drogenkonsum benötigen. „Auch Eltern oder Betreuerinnen und Betreuer in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind herzlich willkommen. Unser AVS-Team aus den Bereich Medizin, Sozialarbeit und künftig in Kooperation mit Psychotherapie und Psychologie bietet hierbei Beratung, medizinische Betreuung, aber auch psychotherapeutische Interventionen. Denn oft liegen dem Drogenkonsum psychische Erkrankungen zugrunde“, informiert Claudia Scheiber, Leiterin der Klagenfurter Drogenambulanz.
Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Gesamtstrategie, betont Prettner: „Wir können Versuchungen nicht aus der Welt schaffen – aber wir können Menschen und hier vor allem die Jugend stärken, begleiten und auffangen.“
Veränderungen stehen auch in der Unterabteilung „Prävention und Suchtkoordination“ an: Barbara Binter-Geyer, langjährige Suchtkoordinatorin des Landes, tritt bereits heute, Dienstag, ihren verdienten Ruhestand an. Nachfolgerin wird Eva Maria Adlmann, Leiterin der Unterabteilung, die demnächst den neuen Namen „Sucht und psychosoziale Angelegenheiten“ tragen wird. Binter-Geyer blickt auf die letzten 25 Jahre in der Suchtkoordination zurück. „Besonders stolz macht mich, dass wir heute in Kärnten flächendeckend professionelle Hilfe anbieten können – von der Erstberatung bis zur weiterführenden Betreuung. Und es gelingt zunehmend, die Menschen zu erreichen und ihnen gezielte Unterstützung anzubieten“, betont Binter-Geyer.
Eva Maria Adlmann streicht den Bereich Prävention hervor, der auch künftig der Schlüssel sei: „Wir setzen bereits im Kinder- und Jugendalter an und bieten eine Vielzahl an wissenschaftlich fundierten Maßnahmen in den Schulen an. Gleichzeitig werden Lehrkräfte zu so genannten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geschult, um direkt in den Klassenzimmern suchtpräventiv zu arbeiten.“
„Barbara Binter-Geyer hat die Suchtkoordination in Kärnten über Jahrzehnte geprägt, mit Fachwissen, Weitblick und einem unbeirrbaren Engagement für Betroffene. Dafür danke ich ihr von Herzen. Ich freue mich, dass mit Eva Maria Adlmann eine ebenso kompetente wie engagierte Nachfolgerin bereitsteht, die den erfolgreichen Weg weiterführen und neue Akzente setzen wird“, so Prettner.
Foto: Büro Prettner