Finanzielle Unabhängigkeit ist mehr als ein Wunsch, sie ist die Grundlage für Selbstbestimmung und Sicherheit – doch für viele Frauen bleibt sie eine Herausforderung. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts INTEGRAL im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen zum Weltfrauentag 2025 zeigt: Strukturelle Unterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen weiterhin. Besonders junge Frauen fühlen sich zwar finanziell unabhängig, stehen jedoch vor erheblichen Herausforderungen bei der langfristigen Absicherung.
Junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren sind häufig noch auf finanzielle Unterstützung durch Eltern oder Partner angewiesen, während Frauen zwischen 26 und 30 Jahren bereits eine größere Eigenständigkeit erreicht haben. Doch eine nachhaltige Finanzstrategie fehlt oft: Nur 19 Prozent der Frauen verfolgen einen klaren langfristigen Finanzplan – stattdessen stehen kurzfristige Sparziele wie Reisen oder Notgroschen im Fokus.
In Österreich verdienen Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer – eine Lücke, die sich durch Teilzeit und geringere Entlohnung weiter verstärkt. Über die gesamte Berufslaufbahn bedeutet das ein Viertel weniger Einkommen und damit eingeschränkte Spar- und Investitionsmöglichkeiten. Besonders drastisch wirkt sich dies auf die Pension aus: Frauen erhalten im Schnitt 42 Prozent weniger, da ihre Erwerbsbiografien häufig von Karenzzeiten und reduzierter Arbeitszeit geprägt sind. Mag. Ulrike Resei, Vorständin der Kärntner Sparkasse AG, betont: „Das sind Fakten, die nicht nur das monatliche Einkommen, sondern auch langfristige finanzielle Perspektiven negativ beeinflussen. Frauen müssen sich dessen bewusst sein und Strategien entwickeln, um finanzielle Nachteile auszugleichen.“
Obwohl 71 Prozent der Frauen die Problematik erkennen, passen nur 14 Prozent ihre Finanzstrategie an. Besonders junge Frauen handeln kaum: Nur acht Prozent haben konkrete Maßnahmen für ihre Altersvorsorge getroffen. Mag. Ulrike Resei: „Wir wissen, dass Frauen oft später an ihre Altersvorsorge denken als Männer. Doch genau hier liegt der Schlüssel für finanzielle Sicherheit im Alter. Frauen sollten so früh wie möglich beginnen, sich mit ihrer Pension auseinanderzusetzen und gezielt Maßnahmen für ihre Absicherung ergreifen.“
Nur 13 Prozent der Frauen bewerten ihr Finanzwissen als „sehr gut“, 41 Prozent als „eher gut“ – gleichzeitig wünschen sich aber 63 Prozent mehr Wissen über Finanzthemen. Viele Frauen sehen Defizite in der Schulbildung: 63 Prozent hätten sich eine bessere Vorbereitung auf Finanzthemen gewünscht. Trotzdem greifen viele Frauen bei Finanzfragen nicht auf klassische Bankinformationen zurück, sondern informieren sich im persönlichen Umfeld bzw. junge Frauen bevorzugt über Social Media. Das ist ein Risiko, da diese Quellen oft unvollständig oder fehlerhaft sind.
Finanzielle Entscheidungen hängen aber nicht nur vom Wissen, sondern auch von psychologischen Faktoren ab. Viele Frauen schätzen Risiken anders ein als Männer und bevorzugen sicherheitsorientierte Anlageformen. 79 Prozent der Frauen haben Angst, finanzielle Fehler zu machen – ein Hemmnis, das sie oft von Investitionen oder Wertpapieren abhält.
Dieses Zögern führt dazu, dass viele Frauen Chancen im Vermögensaufbau ungenutzt lassen. Zwar wollen sich 72 Prozent über alternative Anlagestrategien informieren, doch nur 18 Prozent investieren tatsächlich in Wertpapiere oder renditestarke Anlageformen.
Sparkasse-Vorständin Ulrike Resei fasst zusammen: „Neben Finanzbildung braucht es vor allem mehr Selbstvertrauen im Umgang mit Geld. Frauen sollen sich ihrer finanziellen Möglichkeiten bewusst sein und diese aktiv nutzen. Unser Ziel ist es, sie dabei zu unterstützen, wirtschaftliche Entscheidungen informiert, selbstbewusst und unabhängig zu treffen.“
Foto: Daniel Waschnig