Pressemeldungen Dezember 2025
Bischof Josef Marketz über Weihnachten als Fest des Lichts
Weihnachten ist das Fest des Lichts – und zugleich für viele Menschen eine Zeit der Einsamkeit. In seinen Weihnachtsworten 2025 lädt Bischof Josef Marketz dazu ein, das Licht von Bethlehem neu wahrzunehmen und weiterzutragen: dorthin, wo Dunkelheit, Isolation und Hoffnungslosigkeit den Alltag prägen. Mit einem sensiblen Blick auf die wachsende Einsamkeit in unserer Gesellschaft ruft er dazu auf, als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung Nähe zu schenken, aufmerksam zuzuhören und die befreiende Kraft von Verbundenheit erfahrbar zu machen.
Weihnachten ist das Fest des Lichts inmitten der größten Dunkelheit des Jahres. „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“, verkündet der Evangelist Johannes (Joh 1,9). Doch was ist, wenn der Mensch dieses Licht nicht erkennen kann, weil er keinen Menschen an seiner Seite hat, mit dem er Verbundenheit spürt und so das nähernde Licht entdecken könnte? Schmerzerfüllt nimmt er wahr, dass er allein ist. Zu Weihnachten empfinden viele dieses Gefühl der Einsamkeit besonders stark, die Erkenntnis der Vereinsamung ist dann oft besonders erbarmungslos.
Mehr als 600.000 Menschen in Österreich fühlen sich die meiste Zeit einsam. Das zeigt eine Studie, die die Caritas zu Beginn dieses Jahres vorgestellt hat. Einsamkeit ist eine der größten Nöte unserer Zeit, sie breitet sich immer mehr aus, unter älteren Menschen ebenso wie unter jungen. Gleichzeitig ist es ein Thema, das die Betroffenen nur schwer ansprechen können. Niemand gibt gerne zu, einsam zu sein.
Weihnachten ist ein Festtag, an dem Gott jedem Menschen auf eine sehr einfache, unaufdringliche Weise, in Gestalt eines hilflosen Kindes, seine Nähe anbietet. Seien wir dankbar, wenn uns geschenkt ist, diese Liebe Gottes spüren zu dürfen. Seien wir dankbar, wenn wir Menschen um uns haben, mit denen wir in schönen und schwierigen Zeiten verbunden sind. Die Erfahrungen menschlicher und göttlicher Nähe sind eine große Gabe, eine Quelle der Hoffnung und der Kraft.
Damit ist ein großer Auftrag verbunden, diese Erfahrung des Lichtes, der Verbundenheit und der Liebe weiterzutragen und das besonders dorthin, wo sich die Dunkelheit der Einsamkeit ausgebreitet hat.
Dass das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist, jeden Menschen erleuchte, besonders jene, die einsam sind und leiden, ist mein herzlichster Weihnachtswunsch. Wenn wir Zeugen dieses Lichts überall dort werden, wo wir sind, wo wir leben und arbeiten, wird dieser Wunsch immer mehr Realität werden.
Wir schließen das Heilige Jahr der Hoffnung, in dem wir als Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung auf dem Weg waren. Für einsame Menschen ist das Wort Hoffnung zumeist zu einem Fremdwort geworden. Sie glauben kaum, dass sich das Leben zum Besseren wenden könnte. Werden wir besonders für sie weiterhin mutige Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung, die tapfer und mit einem liebenden Herzen die Orte und Räume am Rande besuchen, wo die Einsamen und Vergessenen leben, und schenken wir ihnen Aufmerksamkeit und ein offenes Ohr. Wenn danach bei Begegnungen die dunklen Gesichter neu aufleuchten werden, werden wir erkennen, dass die Hoffnung in ihnen und auch in uns wieder auflebt und wächst.
Gesegnete Weihnachten und ein glückliches neues Jahr wünsche ich Ihnen und allen Ihren Lieben aus vollem Herzen,
Bischof Josef Marketz
*Deutsche Übersetzung eines Orginalbeitrages von Bischof Marketz für die slowenische Kirchenzeitung Nedelja.
Foto: Gotthardt/Nedelja