LH Kaiser bei Eröffnung: „Es ist dringend notwendig, Demokratie und die Gewaltentrennung zu verteidigen und abzusichern. Alles Recht geht vom Volk aus.“
Die Sonderausstellung „Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ wurde von Landeshauptmann Peter Kaiser offiziell im kärnten.museum eröffnet. Seitens der Landesregierung war auch LR.in Beate Prettner anwesend. Kooperationspartner sind bei der Ausstellung das Bundesministerium für Inneres, das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, die Universität Graz, der Zukunftsfonds der Republik Österreich und die Landespolizeidirektion Kärnten. Sie tourt durch alle Bundesländer und hat vor allem auch Polizeischülerinnen und -schüler zur Zielgruppe. In Kärnten ist sie bis 4. Mai zu sehen und steht im Zeichen des Jahres der Erinnerungskultur.
Kaiser betonte die Wichtigkeit, die NS-Zeit wissenschaftlich aufzuarbeiten: „Es geht dabei um Mut zum aufrechten Gang, um die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Identität.“ Selbstkritisches Erinnerungsvermögen sei vor allem auch für unsere Demokratie unerlässlich. Der Landeshauptmann hob hervor, dass der NS-Diktatur mit der Ausschaltung des Parlaments der Weg bereitet wurde. „Es ist dringend notwendig, Demokratie und die Gewaltentrennung zu verteidigen und abzusichern. Alles Recht geht vom Volk aus – nur so können wir auch hinkünftig in Krisenzeiten bestehen“, stellte er klar. Sein Dank ging an alle, die ihre Archive für die Sonderausstellung geöffnet haben – „ohne Scheu vor der eigenen Geschichte“. Nur knapp acht Prozent der Weltbevölkerung würden, so wie wir, in einer vollständigen Demokratie leben. „Möge die Sonderausstellung Wissen, Kraft und Zuversicht geben, alles für die Demokratie zu tun.“
In einer Gesprächsrunde befragte er die Kooperationspartner über das Entstehen und die Ziele der Ausstellung.
Stephan Mlczoch vom Innenministerium, sagte, dass man mit dem Projekt im Mai 2020 begonnen habe. In offener Diskussion und unter wissenschaftlicher Begleitung befasse man sich mit der Exekutive in der NS-Zeit, betrachte aber auch Brüche vor 1938 und nach 1945. „Wir wollen nicht, dass die Thematik wieder in der Schublade verschwindet“, so Mlczoch. Daher besuche die Sonderausstellung bis 2027 alle Bundesländer und solle auch Polizeischülerinnen und -schüler sensibilisieren. Dass in deren Lehrplan dieses Thema genauso wie die intensive Betrachtung der Menschenrechte und politische Bildung wesentlicher Teil sind, bestätigte der stellvertretende Landespolizeidirektor Generalmajor Arthur Lamprecht.
Barbara Stelzl-Marx ist von der Universität Graz und vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung. Sie sagte, dass man beim Projekt auch mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Mauthausen Memorial zusammenarbeite. Man habe in allen Bundesländern vor allem Personalakte gesichtet. Bei den Exekutivbediensteten habe es in der NS-Zeit Opfer, Täter, Mitläufer und Menschen, die Widerstand geleistet haben, gegeben. Ausstellungskuratorin Martina Zerovnik ergänzte, dass man biographische Einblicke in das Verhalten auf der individuellen Ebene erhalten habe. Man sehe, wie man es mit „Pflicht und Gehorsam“ gehalten hat in dieser Zeit.
Peter Pirker vom kärnten.museum hat als Kurator den Ausstellungsabschnitt Kärnten betreut. Er sagte, dass die Polizei auch als militärische Kraft eingesetzt war. Bei der Bekämpfung der Partisanen in Slowenien sei es zu massiven Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung gekommen. Das selbe Polizeibataillon habe dann auch die Deportation von Kärntner slowenischen Familien durchgeführt. Schwerpunkte der Forschung in Kärnten waren laut Pirker auch das Massaker am Peršmanhof und die Verfolgung der Sinti.
Bei der Ausstellungseröffnung wurden unter anderem der Klagenfurter Kulturstadtrat Franz Petritz, Kulturabteilungsleiterin Brigitte Winkler-Komar sowie die Bezirkshauptmänner Heinz Pansi und Bernd Riepan begrüßt. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Bläser-Ensemble der Polizeimusik Kärnten unter Leitung von Kapellmeister Gruppeninspektor Martin Irrasch.
Weitere Infos: www.kärnten.museum
Foto: kärnten.museum/Facebook