Ein verborgenes Dorf, eine queere Utopie, eine Einladung zur Sichtbarkeit: In QUEERinthia, dem neuen Theaterprojekt des israelischen Regisseurs Noam Brusilovsky, wird das Unsichtbare in Kärnten sichtbar gemacht. Die Uraufführung des Auftragswerks des Stadttheaters Klagenfurt findet am 10. April 2025 um 19:30 Uhr statt.
Nach dem vielbeachteten Stück Nicht sehen, das 2022 mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet wurde und sich mit medizinisch motivierter Gewalt an jungen Menschen in Kärnten auseinandersetzte, widmet sich Brusilovsky nun erneut verdrängten Lebensrealitäten.
Die Legende dieses Dorfs lautet: Eine queere Gemeinde hat sich vor langer Zeit in den Bergen angesiedelt, um frei, selbstbestimmt und abseits gesellschaftlicher Normen zu leben. Dieses Jahr nun will QUEERinthia sich den Menschen aus dem Tal offenbaren – mit einem großen Dorffest, das zugleich eine Einladung zur Vielfalt ist. Doch ist das Tal bereit?
Ausgehend von dieser alpinen Fiktion entfaltet sich ein dokumentarisches Stück, das sechs reale Lebensgeschichten von queeren Menschen aus Kärnten erzählt. Zugezogene, Weggezogene, Heimgekehrte – sie alle geben in persönlichen Interviews Einblick in ihr Leben, ihre Erfahrungen, ihre Träume. Ergänzt durch dokumentarische Filmaufnahmen, Musik und eine vielschichtige Inszenierung entsteht ein vielstimmiges Bild queeren Lebens in einer Region, die nicht selten zwischen Tradition und Veränderung schwankt.
Der Begriff queer, einst Schmähung, heute stolze Selbstbezeichnung, steht im Zentrum des Stücks – ebenso wie das Durchbrechen binärer Denkmuster. QUEERinthia erkundet Zwischenräume: zwischen Geschlechtern, zwischen Herkunft und Zukunft, zwischen Ausgrenzung und Anerkennung. Damit wird auch Kärnten selbst zum Spiegelbild – als Region an der Grenze, geografisch wie gesellschaftlich.
Regisseur Noam Brusilovsky zeichnet auch für Text und Konzept verantwortlich, gemeinsam mit Lotta Beckers (Recherche/Dramaturgie). Für Bühne und Kostüme sorgt Maria Magdalena Emmerig, die Musik stammt von Tobias Purfürst, das Videodesign von Max Hilsamer.
Auf der Bühne stehen: Brigitte Soucek, Kristóf Gellén, Klara Mydia, Fabienne Velina, Enis Husic, Matthias Winkler und Mika Janez Palmisano.
Neben der Premiere am 10. April sind weitere Vorstellungen bis zum 23. Mai 2025 angesetzt. Eine Einführungsmatinee findet am 30. März um 11 Uhr auf der Bühne statt. Vor jeder Vorstellung gibt es um 19.00 Uhr eine Einführung im Galeriefoyer. Zudem wird am 20. Mai 2025 eine Schulvorstellung angeboten.
QUEERinthia ist eine Einladung zum Dialog – und eine Hommage an jene, deren Geschichten allzu oft im Verborgenen bleiben.
Foto: Max Hilsamer