LR.in Schaar, AMS-Kärnten-Geschäftsführer Wedenig, Frauenbeauftragte Gabriel: AMS und Land Kärnten arbeiten eng zusammen, wenn es darum geht, der geschlechtsspezifischen Schieflage entgegenzuwirken
Der Internationale Frauentag am 8. März ist Anlass, um Bilanz zu ziehen. So machten heute, Montag, Frauenreferentin LR.in Sara Schaar, AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig sowie die Landes-Frauenbeauftragte Martina Gabriel im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Situation von Frauen in Kärnten wie auch auf die Lage jener aufmerksam, die aufgrund von Krieg derzeit ihr Land verlassen müssen. „Zum Internationalen Frauentag ist es mir wichtig, zu betonen, dass wir die Situation der ukrainischen Frauen nicht aus dem Fokus verlieren dürfen. Unsere Solidarität und Unterstützung ist ihnen gewiss. Auch mit dem Förderwesen werden wir dementsprechend je nach Anforderung reagieren“, betonte Schaar.
In Sachen Chancengleichheit gehe es auch hierzulande nur schleppend weiter. Zwar habe sich die Gender Pay Gap (Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttolohn von Frauen und Männern) in Kärnten heuer von 15,2 Prozent im Jahr 2021 auf 13,2 Prozent verringert, doch es handle sich dabei um eine so genannte „positive Verzerrung“, wobei man von positiv keinesfalls sprechen könne. „Wir haben es hier mit einem Krisen-Effekt zu tun. Die Löhne von Männern sind mitunter wegen Kurzarbeit geringer gestiegen als in ,normalen‘ Jahren. Gleichzeitig haben viele Frauen in schlechter bezahlten Jobs ihre Arbeitsplätze verloren, in der Statistik blieben die Besserverdienerinnen übrig – und selbst sie verdienen immer noch deutlich weniger als Männer“, erklärte Schaar. Niedrige Löhne führen später aber auch zu niedrigeren Pensionen. Die Gender Pension Gap betrug in Kärnten 2021 sogar 40,5 Prozent.
„Die Grundproblematiken, an denen wir alle gemeinsam arbeiten müssen, sind vielfältig: Es geht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um mehr Transparenz bei den Einkommen und vor allem um die Neubewertung und gerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Hier ist die Bundesregierung den Frauen gegenüber in der Verantwortung, zielgerichtetere Maßnahmen im Sinne der Gleichstellung umzusetzen. Mit dem AMS sind wir in Kärnten eng vernetzt und setzen gemeinsame Initiativen – vor allem wenn es darum geht, zukunftsträchtige Weiterqualifizierungen für Frauen zu forcieren und potentielle Arbeitskräfte und Betriebe gezielt zusammenzubringen“, so Schaar.
Was die Situation am Arbeitsmarkt betrifft, so hat die Pandemie Frauen stärker getroffen. „Außerdem hat Corona zu einer Retraditionalisierung geführt: Insbesondere mit Andauern der Krise haben sich Stereotypen, traditionelle Rollenbilder und Aufgabenverteilungen tendenziell wieder verstärkt“, sagte Wedenig. „Dem müssen wir gemeinsam entgegenwirken: Es darf nicht passieren, dass wir auf unserem Weg in Richtung mehr Chancengleichheit zurückgeworfen werden.“
Ein gemeinsamer Ansatz ist es, Frauen am Arbeitsmarkt breiter aufzustellen. Eine zentrale Rolle dafür spielt das Programm „FiT – Frauen in Handwerk und Technik“ des AMS. 2021 waren 159 Frauen Teil dieses Programmes (2020: 98 Frauen). „Wir haben damit das bisher beste Ergebnis erzielt. Das liegt auch an den zwei Betriebskontaktstellen, die wir gemeinsam mit dem Land Kärnten bei EqualiZ implementiert haben“, informierte Wedenig. Eine weitere soll dazu kommen. „Außerdem legen wir im Rahmen des FiT-Programmes einen neuen Schwerpunkt auf Green Jobs und Digital Jobs mit verkürzten Ausbildungen, um für Frauen Zugang zu diesen Zukunftsbereichen zu schaffen.“ Ziel von FiT sei es, Stereotypen abzubauen und Frauen nachhaltig neue Berufsfelder in Branchen mit höheren Verdienst- und Karrierechancen zu eröffnen. Stichwort: ökonomische Unabhängigkeit. Gleichzeitig gehe es darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Überhaupt stelle der enorme Fachkräftebedarf die Wirtschaft derzeit vor große Herausforderungen. Und auch zukünftig werde er ein bestimmendes Thema bleiben – nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung. „Umso wichtiger ist es, Frauen jetzt für das Ergreifen nicht-traditioneller, handwerklicher und technischer Berufe zu ermutigen und sie entsprechend zu qualifizieren. Aber auch Dienstgeberinnen und -geber wollen wir ermutigen: Fast die Hälfte der Arbeitsuchenden sind Frauen. Steigern Sie Ihre Chancen in der Stellenbesetzung und denken Sie an das Potenzial von Frauen, wenn es um die Fachkräfte von morgen geht“, so Wedenig.
Um die Gleichstellung im ländlichen Raum voranzutreiben, würden AMS und Land Kärnten heuer den Handlungsleitfaden auf die Regionen Hermagor, Völkermarkt und Wolfsberg ausrollen. Der Handlungsleitfaden basiere auf einem Projekt von AMS und Land aus dem Jahr 2021 im Raum Spittal, in dem es u. a. darum ging, die regionale Vernetzung von Wirtschaft und Arbeitskräften zu forcieren und regionale Potenziale zu nutzen. In das Projekt seien ansässige Frauen, Unternehmen, Organisationen etc. eingebunden gewesen. „Die Situation für Erwerbstätige mit Kinderbetreuungspflichten stellt in den Regionen Hermagor, Völkermarkt und Wolfsberg Frauen und Männer sowie Alleinerziehende vor besondere Herausforderungen. Zudem spielt der Fachkräftebedarf hier eine große Rolle. Durch die Ausweitung des Projektes wollen wir Akzente gegen die Abwanderung und den Fachkräftemangel setzen, indem wir z. B. gemeinsam mit Betrieben Chancen für Frauen vor Ort am regionalen Arbeitsmarkt schaffen“, betonte Wedenig. Es gehe bei dem Projekt um das Zusammenleben aller in der Region und um die Umsetzung langfristiger Maßnahmen unter Einbindung möglichst vieler regionaler Interessensgruppen.
Schaar erinnerte außerdem an den Frauenbildungsfonds für jene, die derzeit nicht berufstätig sind: „Unser Ziel damit ist die Höherqualifizierung von Frauen, damit sie sich eine existenzsichernde Zukunft schaffen können. Ziel in Kärnten für mich als Frauen-Referentin ist es, dass Mädchen und Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können. Daran orientieren sich auch die Initiativen des Frauenreferates.“
„Der Frauenbildungsfonds ist nur eines von zahlreichen Angeboten des Frauenreferates. Unsere Projekte und Sensibilisierungsmaßnahmen sind darauf ausgerichtet, Frauen auf ihrem Weg aus prekären Arbeitsverhältnissen, hinein in ein selbstbestimmtes, finanziell unabhängiges Leben zu fördern und zu stärken. Gleichzeitig kann damit dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden – es ist eine Win-Win-Situation für die Bevölkerung und die Wirtschaft“, sagte Frauenbeauftragte Gabriel.
Übrigens: Anlässlich des Internationalen Frauentages bietet das Frauenreferat seit 3. März die Online-Workshops „Achtsamkeit mit Sofortwirkung“ mit Kabarettistin und Trainerin Nadja Maleh an. Auch die beliebten Frauenfilmtage bei freiem Eintritt und mit Vorstellung der Beratungs- und Gewaltschutz-Einrichtungen Kärntens an den Eröffnungstagen starten nun wieder – von 7. bis 13. März im Volkskino Klagenfurt und von 10. bis 12. März im Filmstudio Villach
Foto: Büro LR.in Schaar