Caritasdirektor sieht nach Lokalaugenschein in Polen die Notwendigkeit zur Hilfe an drei Schauplätzen – im Kriegsgebiet Ukraine, den Nachbarländern und in Kärnten. Wichtig: Die Hilfe muss ziel- und bedarfsorientiert sein. Die Caritas selbst ist dabei, Flüchtlingsquartiere in Kärnten einzurichten und bittet Unternehmen um Möbel & Co.
Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind aufgrund des Ukraine-Krieges auf der Flucht, die meisten suchen Hilfe in Polen. Caritasdirektor Ernst Sandriesser war vergangenes Wochenende mit einer pfarrcaritativen Aktion der Pfarre Millstatt mit Pfarrer Slawomir Czulak in Zywiec, einer 30.000 Einwohner-Stadt im Großraum Krakau, um sich persönlich ein Bild von der Lage in dem ukrainischen Nachbarland zu verschaffen. – Auch im Hinblick darauf, was am dringendsten benötigt wird und wie die logistischen Abläufe sind.
Sandriesser begegnete in einem ehemaligen Seminarhotel Menschen auf der Flucht, wie der jungen Mutter Alina mit ihrem fünf Monate alten Baby Victoria und ihrem neunjährigen Sohn Daniel. „Alina war vor zehn Tagen noch Bankangestellte in Kiew. Ihre Schwester lebt in Italien, aber sie will hierbleiben, so nah wie möglich, um sofort wieder nach Hause zurückzukehren. Den Polen ist sie unendlich dankbar für das, was sie für sie und ihre Landsleute tun.“ Im Foyer stapeln sich Schachteln voller Hilfsgüter und Kinder rennen durch die Gänge. Freiwillige geben sich die Klinke in die Hand und in der Hotelküche werden jeden Tag mehrere Hundert Mahlzeiten gekocht. Die geflüchteten Frauen, die sich von ihren Sorgen und Ängsten erzählen, kochen, waschen, reinigen und organisieren den Alltag. Die ersten Worte Polnisch werden auf einer Schreibtafel geübt.
Berührende Schicksale
Der Caritasdirektor berichtet von „erschütternden Situationen“. So seien 100 Schülerinnen und Schüler mit Lehrer*innen und Erzieher*innen in Zywiec. Sandriesser: „Sie wurden von einem Tag zum anderen zu Vertriebenen. Eine besonders belastende Situation. Die Eltern sind in der ganzen Ukraine verstreut. Gott sei Dank funktionieren noch Telefon und Internet – aber wie lange noch?“ Die jungen Leute haben ein Quartier mit eigener Küche, wo sie bleiben können und Hotelmanager Jurek versorgt sie mit Kleidern und anderen Dingen des Alltags. Das ist auch dank der gut funktionierenden Hilfskette und bedarfs- wie zielorientierter Hilfe aus Kärnten möglich. Sandriesser: „Pfarrer Slawomir Czulak aus Millstatt ist in täglicher Abstimmung mit den Hilfsorganisationen in Zywiec und diese wiederum mit der Großregion Lemberg. Was in der Ukraine nicht gebraucht wird, bleibt in Polen für die Kriegsvertriebenen vor Ort.“ Hilfe sei nur dann effektiv, wenn sie dem Bedarf entspreche, so Sandriesser, der auch mit Bürgermeister Antoni Szlagorc zusammentraf und sich mit Robert Kurpios, Caritasdirektor der Diözese Bielsko-Zywiec, vernetzte.
Geldspende am wirksamsten
Es gelte, unnötige Transportwege zu vermeiden. So sei den Menschen mit einer Geldspende oft am effektivsten geholfen, mit dem die Caritas und ihre Partner*innen vor Ort das kaufen, was benötigt wird. – Derzeit vor allem Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel. „Bei Sachspenden macht oft die Zwischenlagerung Probleme.“
Flüchtlingsquartiere in Kärnten
Man werde einen langen Atem brauchen, sieht der Caritasdirektor mit weiteren Netzwerkpartner*innen bei der Bewältigung der Ukraine-Krise drei Schauplätze des Helfens – vor Ort im Kriegsgebiet Ukraine, in den Nachbarländern und in Kärnten. Sandriesser rechnet damit, dass schon bald Flüchtlinge aus der Ukraine in Kärnten ankommen werden. Die Caritas ist auf der Suche nach geeigneten Quartieren in den Städten Kärntens. „Sie sollen größer, also für maximal 50 Menschen, geeignet sein, eine gute Anbindung an Schule, Kindergarten und öffentlichen Verkehr haben und müssen sofort bezugsfertig sein. Wir kümmern uns nach Inbetriebnahme um die Betreuung der Menschen.“ Im Zentrum von Feldkirchen und Friesach ist die Caritas gerade dabei, Quartiere vorzubereiten und bittet Unternehmen, bei der Einrichtung behilflich zu sein.
Wer die Caritas bei ihrer Flüchtlingshilfe tatkräftig mit Sachspenden oder dem Aufbau von Mobiliar unterstützen kann, meldet sich auf der Caritas-Plattform www.fuereinand.at an. Die Hilfsorganisation sendet dann per Newsletter zielgerecht Informationen aus, was, wann und wo gebraucht wird.
Bitte helfen auch Sie und spenden Sie jetzt unter www.caritas-kaernten.at/ukraine
Kärntner Sparkasse
IBAN AT40 2070 6000 0000 5587
Kennwort Nothilfe Ukraine
Foto: Caritas Kärnten