Die Veranstaltung unter dem Titel „Zukunft braucht Erinnerung“ wurde von der Initiative „Kärnten gemeinsam erinnern“ in Zusammenarbeit mit dem kärnten.museum organisiert und bildete den Auftakt zu einer Reihe gemeinsamer Aktivitäten rund um die Ausstellung „Hinschaun! Poglejmo! Kärnten und der Nationalsozialismus“.
Im Mittelpunkt stand die Idee, Erinnerung nicht als rückwärtsgewandte Pflicht, sondern als lebendige, emanzipatorische Praxis zu begreifen. Mit performativen Formaten, künstlerischen Beiträgen und einem prominent besetzten Podium wurde der Versuch unternommen, neue Perspektiven auf kollektives Gedächtnis und gesellschaftliche Verantwortung zu eröffnen.
Ein künstlerisches Zeichen setzte das Duo zweintopf mit einer Intervention des Autors Jani Oswald, performt von Lara Vouk und begleitet vom Michael Erian Ensemble. Vom Domplatz aus führte der gemeinsame Weg zum kärnten.museum, wo zentrale Beiträge zur aktuellen Ausstellung vertieft wurden. Dort präsentierten Catrin Bolt, Friedemann Derschmidt und Alaa Alkurdi Werke, die das Spannungsfeld von Raum, Erinnerung und Verantwortung thematisieren.
Derschmidt sprach vom Domplatz als „sozialem Körper“, Bolt sah in der künstlerischen Aneignung des öffentlichen Raumes einen Akt demokratischer Rückgewinnung: „Der Ort redet. Aber nur, wenn wir zuhören und antworten.“
Den theoretischen Rahmen lieferte ein Impulsreferat des emeritierten Sozialpsychologen Klaus Ottomeyer. Er warnte vor der Wiederkehr des Verdrängten und betonte: „Erinnerungskultur ist keine Moral, sondern demokratische Notwendigkeit.“
Beim anschließenden Podium diskutierten Elena Messner, Klaus Schönberger, Klaus Ottomeyer und Florian Schwanninger über Möglichkeiten und Herausforderungen einer kritischen, inklusiven Erinnerungskultur. Messner hob hervor, dass die aktuelle Ausstellung die erste zum Nationalsozialismus im kärnten.museum sei – ein wichtiger Schritt zur Auseinandersetzung mit bisher Unbesprochenem. Schönberger sprach von einem Paradigmenwechsel: „Der Bann ist gebrochen. Progressive Erinnerungskultur darf in den neuen diskursiven Raum eintreten.“
Auch von politischer Seite gab es klare Signale. Stefan Sandrieser überbrachte in Vertretung von Landeshauptmann Kaiser Dank und Anerkennung für die Initiative. Mitinitiatorinnen betonten die Bedeutung einer offenen Erinnerungskultur, die historische Brüche nicht ausblendet, sondern vielfältige Stimmen sichtbar macht. Zu Gast waren unter anderem Ruth Feistritzer, Landtagsabgeordnete, und Brigitte Winkler-Komar vom Land Kärnten.
Die Veranstaltung versteht sich als Auftakt. Am 27. Juni folgt das Fest „Svobodni Befreit“ am Domplatz, als Zeichen für freies Erinnern, demokratische Kultur und eine offene Gesellschaft.
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