Am 3. Juni 2025, dem Weltfahrradtag, blickt die Radlobby Kärnten auf fünf Jahre Masterplan Radmobilität 2025 zurück. Die Bilanz fällt nüchtern aus. Große Pläne, viel Hoffnung, wenig Umsetzung. Was im Juni 2020 noch mit politischem Elan und medialem Glanz präsentiert wurde, droht im Rückblick zum Musterbeispiel gut gemeinter, aber wirkungsloser Verkehrspolitik zu werden.
Am 8. Juni 2020 stellten die Landesräte Martin Gruber und Sebastian Schuschnig den ambitionierten Masterplan vor. Ziel war es, Kärnten zu einem Vorzeigeland für Radmobilität zu machen. 140 Schlüsselmaßnahmen wurden erarbeitet, um sowohl Einheimischen als auch Touristinnen und Touristen sichere und moderne Radinfrastruktur zu bieten. Genannt wurden etwa Lückenschlüsse im Radwegenetz, die Erreichbarkeit aller Kärntner Badeseen per Fahrrad, Radhighways, ein öffentlich einsehbarer Güteklassenkataster für Radwege sowie eine bessere Vernetzung mit dem Öffentlichen Verkehr.
Auch gesetzliche Änderungen waren angekündigt. Eine Novelle des Kärntner Straßengesetzes sollte die Finanzierung überregionaler Radwege regeln. Zudem war von regionalen Koordinatoren, digitalen Meldesystemen für Radwegschäden und jährlichen Bewusstseinskampagnen die Rede. Selbst der Verkehrsclub Österreich VCÖ zeigte sich beeindruckt und verlieh dem Plan 2023 einen Mobilitätspreis.
Die Radlobby Kärnten begrüßte den politischen Willen, übte aber früh Kritik. Es fehlten messbare Zielvorgaben, etwa zur Erhöhung des Radverkehrsanteils oder zum konkreten Ausbaugrad des Netzes. Als Ziel nannte die Radlobby, den Radverkehrsanteil von damals 7 Prozent bis 2025 auf 10 Prozent und bis 2030 auf 15 Prozent zu erhöhen. Diese Zahlen finden sich bis heute nicht im offiziellen Plan.
Fünf Jahre später ist von Euphorie wenig übrig. „Der Satz ‚Der Masterplan Radmobilität 2025 sollte kein weiteres Papier für die Schublade werden‘ liest sich heute wie eine selbsterfüllende Prophezeiung,“ sagt Radlobby-Obmann Christoph Zettinig. Laut ihm seien fast alle der 140 Maßnahmen weiterhin offen. Noch immer könne man nicht durchgängig zum Faaker See oder entlang des Südufers vom Wörthersee radeln. Auch der Anschluss an Bahnhöfe sei nicht verbessert worden. Die angekündigte Gesetzesänderung ist bis heute nicht erfolgt.
Ein Lichtblick ist die Budgetentwicklung. 2021 lag das Budget für neue Radwege bei knapp 1 Million Euro, 2022 bei 2,9 Millionen, 2023 bei 2,5 Millionen. Für 2024 und 2025 wurden jeweils 5 Millionen Euro bereitgestellt. Damit wurde der eigene Zielwert des Landes von 2 Millionen Euro pro Jahr übertroffen. Aus Sicht der Radlobby bleibt das dennoch zu wenig. Laut einer Studie des Klimaschutzministeriums wären rund 72 Euro pro Kopf und Jahr notwendig, um den Radverkehrsanteil bis 2030 zu verdoppeln. Für Kärnten wären das etwa 41 Millionen Euro jährlich.
Zettinig bleibt vorsichtig optimistisch: „Die Ziele liegen mit dem Masterplan auf dem Tisch und sind weiter brandaktuell.“ Am Weltfahrradtag appelliert die Radlobby an das Land Kärnten, eine Evaluierung des Masterplans vorzunehmen und konkrete Ziele bis 2030 zu formulieren. Nur so könne Kärnten wieder Anschluss an andere Radregionen finden und den Rückstand aufholen.
Foto: Radlobby Kärnten