Der erste großvolumige Passivhaus-Geschoßbau Kärnten ist mit einer PV-Anlage für Mieterstrom, Stationen für Leihfahrräder, einem Mobilitätsknotenpunkt mit E-Car-Sharing und einer smarten Müllpresse ausgestattet. Gestern fand die Übergabefeier mit den Mieterinnen und Mietern statt. Neun Wohnhäuser, errichtet vom Kärntner Siedlungswerk, mit 148 Wohnungen gruppieren sich auf einer 1,36 ha großen Grundfläche und bilden eine Parklandschaft mit fließenden Übergängen zwischen halböffentlichen und privaten Zonen.
„Der gemeinnützige Wohnbau in Kärnten kann unglaublich viel: er wirkt nicht nur als Mietenbremse und bietet den Menschen in Kärnten bedarfsgerechten Wohnraum – er setzt auch immer wieder neue Standards in der Entwicklung städtischer Wohnviertel. Das Wohnquartier Maximilianstraße ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen vorausschauendem und zeitgemäßem Bauen“, erklärte Wohnbaureferentin LHStv.in Gaby Schaunig. „Mit unserem System der Wohnbauförderung sorgen wir dafür, dass Wohnen in Kärnten leistbar ist und bleibt: wir vergeben an die gemeinnützigen Bauträger günstige, fix verzinste Kredite und halten die Mieten damit langfristig stabil und gut kalkulierbar“, so Schaunig.
„Wir als gemeinnütziger Bauträger haben zwei Vorteile, die in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation gerade verstärkt im breiten Bewusstsein der Öffentlichkeit ankommen: Qualität und Zeit“, meinte Christian Piber, Geschäftsführer des Kärntner Siedlungswerk. „Die Zeit kommt ins Spiel, weil wir durch die Gemeinnützigkeit nicht nach den Prinzipien der raschen Gewinnmaximierung kalkulieren müssen. Das ermöglicht, wie hier in der Maximilianstrasse, Mietkauf-Optionen anzubieten. Gleichzeitig eröffnet es ganz andere Möglichkeiten hinsichtlich der Bauqualität“, so Piber, denn: „Da wir unsere Wohnbauten durchwegs selbst verwalten, ist es naheliegend, den künftigen Aufwand dafür möglichst gering zu halten. Damit rückt unser Qualitätsanspruch in der Priorisierung ganz nach oben.“
Den städtebaulichen Trends und den Vorgaben des Landes folgend, hat sich das Kärntner Siedlungswerk in den letzten Jahren auf den Erwerb von Liegenschaften in zentralen Lagen mit bester Infrastruktur konzentriert. So konnte in der Maximilianstraße ein erheblicher Teil des brachliegenden Betriebsareals der Telekom zur sinnvollen Nachnutzung durch den sozialen Wohnbau gesichert werden. Dem Projekt wurde ein hochkarätig besetzter Architektenwettbewerb zu Grunde gelegt, aus dem Architekt Stefan Kartnig als Sieger hervorging.
„Es gibt zwischen den neun Wohnhäusern Innenhofbereiche mit Eigengärten und halböffentlichen Spiel- und Erholungszonen. Zeitgemäßem, urbanen Wohnen entsprechend ist der direkte Blick ins Grüne von jeder Wohnung aus möglich. Durch die aufgelockerte Anordnung der Baukörper werden die Außenräume optimal miteinander verwoben“, führte Architekt Kartnig aus. Der Wohnungsmix umfasst hauptsächlich 3-Zimmerwohnungen und einige 2- bzw. 4-Zimmerwohnungen. Die gut durchdachten Grundrisse sind sowohl für Singles und Paare als auch Familien geeignet. Die Wohnungen entsprechen den Grundsätzen des anpassbaren Wohnbaus – das heißt, alle Wohneinheiten sind barrierefrei und können behindertengerecht eingerichtet werden.
Dem Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung tragend sind die Wohnhäuser nicht nur energiesparend angeordnet, sondern auch mit PV-Anlagen auf allen Flachdächern ausgestattet. Bei der Planung wurde größtes Augenmerk auf die direkte Verbrauchsmöglichkeit der gewonnenen Energie innerhalb der Wohnanlage gelegt, um ineffizientes Einspeisen ins öffentliche Netz zu minimieren. Dadurch stehen ca. 160 kWp Öko-Strom auf allen Häusern zum direkten und kostenlosen Verbrauch durch die Mieterinnen und Mieter zur Verfügung. Die Kelag betreibt die PV-Anlage und rechnet direkt mit den Mieterinnen und Mietern ab.
Die STW Klagenfurt AG haben eine Ladeinfrastruktur für die Tiefgaragenplätze, sowie 2 E-Tankstellen im Einfahrtsbereich der Anlage errichtet. Die Firma FAMILY OF POWER ist mit einem Stellplatz ihres öko-sozialen E-Car-Sharing-Modells vertreten. Die Stadt Klagenfurt hat einen neuen Verkehrsknotenpunkt erschaffen, indem sie die Maximilianstraße in das Infrastrukturnetz von nextbike Fahrradverleih integriert hat und direkt im Anschluss eine neue Bushaltestelle angelegt hat. Überdachte Fahrradabstellplätze im schallberuhigten Innenhof-Bereich der Anlage runden das ökologische Gesamtverkehrskonzept ab. Die Parkplätze sind – abgesehen von Besucherparkplätzen – vorwiegend in Tiefgaragen untergebracht. Carports, Einfahrt der Tiefgarage und einige der Flachdächer wurden mit einem Gründach versehen.
Um eine breite Aufmerksamkeit für dieses umfassende nachhaltige Projekt des gemeinnützigen Wohnbaus zu schaffen, wurde von Bauherr und Architekt das Projekt „Kunst am Bau“ ins Leben gerufen und von der Kärntner Wohnbauförderung als innovatives Kunstobjekt gefördert. Entstanden ist die Baumskulptur „SUNTREE“, sie steht im Einfahrtsbereich der Anlage zwischen begrünter Fassade, neuen - und bestehenden Bäumen. Die Baumkrone besteht aus Photovoltaik-Modulen, die auf dem Trägermast angebracht sind und dem Sonnenstand nachgeführt werden. Sie dienen zur Speisung der E-Tankstelle für das E-Car-Sharing.
Mit der Abteilung Entsorgung des Magistrates Klagenfurt gemeinsam projektiert, werden der Hausmüll und das Altpapier erstmals im Klagenfurter Wohnbau mittels Presscontainer entsorgt. Beim Einwurf wird auf einem Display angezeigt, wie viel Restmüll gerade entsorgt wurde und wie viel Platz noch im Container ist. Wird es Zeit für eine Entleerung, schickt die smarte Müllpresse automatisch eine Nachricht an die Entsorgungsabteilung der Stadt. Dies bringt eine Volumenreduktion um das Fünffache und somit eine stark verringerte Frequenz der Müllabfuhr.
„Dass gemeinnütziger Wohnbau zukunftsweisend ist und mit nachhaltiger Raumplanung und guter Baukultur höchste Standards erfüllt, die auch interessante Preisgestaltung und Finanzierungskonzepte ermöglichen, zeigt die Wohnanlage Maximilianstraße“, freuten sich Wohnbaureferentin Schaunig und Siedlungswerk-Geschäftsführer Piber abschließend über die Auszeichnungen des Projekts mit dem Gütesigel klima:aktiv Silber und als passathon-Leuchtturmobjekt.
Foto: Büro LHStv.in Schaunig