Kärntnerinnen und Kärntner setzen verstärkt auf private Vorsorge – Sorgen um Altersarmut und staatliche Pensionen wachsen
Befragt man die Kärntnerinnen und Kärntner, ob sich die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Lebensqualität in den kommenden Monaten eher verbessern oder verschlechtern werden, dann erwarten 64 Prozent eine Verschlechterung, 26 Prozent ein Gleichbleiben der Situation und lediglich 9 Prozent eine Verbesserung. Kurz gesagt: Die Sorgenfalten werden tendenziell wieder größer. „Wenig verwunderlich, dass in diesem Umfeld das Thema Vorsorge mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnt. So sagen 81 Prozent der Befragten in Kärnten, dass die Bedeutung einer privaten Vorsorge für sie persönlich sehr hoch bzw. hoch ist“, erläutert Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen, die aktuelle Situation.
Die Vorsorgestudie 2025 im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische zeigt einen zunehmenden Zuspruch der Bevölkerung bei privater finanzieller Vorsorge. Dass dabei die aktuelle wirtschaftliche Situation, in Verbindung mit den herrschenden geopolitischen Unruhen, eine gewisse Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Zufriedenheit mit dem staatlichen Pensionssystem fällt bei den Kärntnerinnen und Kärntner eher unterdurchschnittlich aus. Lediglich 47 Prozent sind damit sehr zufrieden bzw. zufrieden, 38 Prozent hingegen eher nicht bzw. überhaupt nicht. „Somit geht auch jeder Siebente in Kärnten davon aus, später im Alter keine ausreichend hohe staatliche Pension zu bekommen. Und: Es steigt die Sorge, sich den gewünschten Lebensstandard im Ruhestand später einmal nicht leisten zu können“, sagt Michael Koren, Vorstandsdirektor der Kärntner Sparkasse, zum Status quo im Land. „Hier werden wir in unserer Beratungsarbeit verstärkt ansetzen, um den persönlichen Vorsorgebedarf noch deutlicher aufzuzeigen und den Menschen in Kärnten die Dringlichkeit einer rechtzeitigen privaten Vorsorge noch klarer vor Augen führen. Denn Altersarmut darf keine Option sein“.
Um ein Gefühl zu bekommen, wie es mit der eigenen finanziellen Situation im Alter einmal bestellt sein wird, gibt es seit dem Jahr 2005 für alle nach dem 1.1.1955 geborenen Österreicher und Österreicherinnen das persönliche Pensionskonto samt Pensionskontorechner. Danach befragt, sagen lediglich 45 Prozent der Menschen in Kärnten, dass sie über ihr aktuelles Guthaben am Pensionskonto Bescheid wissen. Hier fällt das deutliche Altersgefälle auf: Je älter die Befragten, desto häufiger wissen sie Bescheid. Etwas mehr als jeder Zweite (54 %) der angibt, sein Guthaben zu kennen, ist damit sehr bzw. eher zufrieden. Umgekehrt zeigen sich 44 Prozent jener Gruppe damit nicht zufrieden.
Befragt nach den Hauptgründen der Kärntnerinnen und Kärntner vorzusorgen, nennen 63 Prozent eventuelle Schicksalsschläge als Grund, 51 Prozent sorgen privat vor, weil sie glauben, sich nur so ihren Lebensstandard auch im Alter leisten zu können und jede und jeder Zweite gibt an privat vorzusorgen, weil er sich nicht mehr auf das staatliche System verlässt. Knapp die Hälfte der Kärntnerinnen und Kärntner (47 %) geht gar davon aus, später in der Pension weiter arbeiten zu müssen, um sich ihren Lebensstandard im Alter leisten zu können. „Hier zeigt die zuletzt stärker werdende Diskussion über die Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems ihre Wirkung. Der Umstand, dass bereits heute jeder 4. Steuer-Euro in die Stützung der öffentlichen Pensionen fließt, verunsichert viele Menschen in Kärnten“, so Brandtmayer. Befragt, wie man einer möglichen Altersarmut gegensteuern könnte, sprechen sich 85 Prozent der Kärntnerinnen und Kärntner dafür aus, bereits in jungen Jahren mit einer ergänzenden privaten Vorsorge zu starten.
„Sehr erfreulich ist jedenfalls, dass die Höhe des Betrags, den die Menschen österreichweit im Schnitt pro Monat bereit sind für ihre private Pensions- und Gesundheitsvorsorge zu investieren, weiterhin hoch bleibt. Trotz der wirtschaftlichen Anspannungen ist dieser mit 250 Euro sogar etwas höher als im Vorjahr“, so Kevin Müller, Bereichsleiter Privatkunden in der Kärntner Sparkasse. Männer investieren dabei mit 299 Euro pro Monat im Schnitt signifikant mehr als Frauen mit 192 Euro, allerdings ist jener Betrag den Frauen zur Seite legen, von zuletzt 170 Euro, deutlich gestiegen. Befragt nach dem maximal vorstellbaren Vorsorgebetrag nennen die Befragten im Schnitt 302 Euro im Monat.
Fragt man die Menschen in Kärnten nach den bereits genutzten Vorsorgeinstrumenten werden die Anlage-Klassiker genannt: Das Sparbuch bzw. die Sparkarte (58 %), der Bausparvertrag (29 %) und die Lebensversicherung (27 %). Es folgen Wertpapiere, Gold, Fondssparpläne und Immobilien. Aber auch an neuen, von der Politik diskutierten Ansätzen wird Interesse signalisiert: Ein „Vorsorgedepot“, bei dem die erzielten Gewinne nach einer bestimmten (Mindest-Behaltefrist steuerfrei für die private Altersvorsorge zur Verfügung stehen sollen, ist für 66 Prozent in Kärnten (60 % österreichweit) sehr interessant – 34 Prozent würden es nutzen, falls dies von der Politik beschlossen würde.
Foto: Hannes Krainz