Pressaussendung von: Raiffeisen Landesbank Kärnten
Das Agrarsymposium 2015 blickte in die Zukunft und zeigte die Chancen für die regionale Landwirtschaft auf. Landwirtschaftsminister Rupprechter stellte die Eckpfeiler der Agrarreform und die Almfutterflächen-Lösung vor.
Die Kärntner Landwirtschaft hat Zukunft! Das zeigte das Agrarsymposium, zu dem die Kärntner Raiffeisenbanken und die Kärntner Lagerhäuser am 28. Jänner 2015 geladen haben. Mehr als 1.000 interessierte Besucher erfuhren bei der größten Agrarveranstaltung in Kärnten die aktuellen Entwicklungen und Trends aus erster Hand. Und futuristisch startete auch die Veranstaltung – die Gruppe DANCE-INDUSTRY begeisterte mit einer fulminanten Tanzeinlage, durch die Moderator Mike Diwald führte.
Agrarsymposium als Ort der Begegnung
In ihren Einführungsworten betonten DI Peter Messner, Geschäftsführer der Unser Lagerhaus WHG, und Mag. Georg Messner, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten, die Wichtigkeit des Agrarsymposiums als Ort der Begegnung. Werte wie Partnerschaft, Verantwortung und Vertrauen sind gerade im Agrarbereich wichtig. Deshalb wurde auch das Motto „Zukunft Landwirtschaft – Miteinander für morgen“ für die Veranstaltung gewählt. Georg Messner: „Uns geht es darum, Mut zu machen, weil zum Jammern haben wir keine Zeit.“ Die regionalen Raiffeisenbanken betreuen 40 Prozent aller Kärntner, bei den Landwirten sind es sogar 80 Prozent. „Wir bemühen uns, den Kunden schnelle Entscheidungen vor Ort zu bieten. Und umgekehrt schätzen wir, dass die Landwirte verlässliche, treue und gute Kunden sind“, so Georg Messner. Peter Messner: „Miteinander für Morgen bedeutet auch das gemeinsame Ziehen aller Beteiligten am gleichen Strang, um die Herausforderungen für die Landwirtschaft auch in Zukunft zu meistern und Chancen zu nützen.“ Wertschöpfung in Kärnten zu halten ist eines der erklärten Ziele. „Mit unseren Anbauprojekten wie ‚Kärntner Korn‘, Braugerste oder Speisemais generierten wir im Jahr 2014 etwa € 400.000,-- an Mehrerlösen für die Kärntner Landwirte,“ so Peter Messner. Landesrat Benger gratulierte den Veranstaltern zum Blick nach vorne. Er ging auch auf das brisante Thema HCB ein: „Die Lösung kann nur gemeinsam gelingen. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Landwirtschaft die Basis ist. Wir haben es selbst in der Hand, auf regionale Produkte und Qualität zu setzen.“
Milch bleibt das weiße Gold für die nächsten zehn Jahre
Einblick in die Entwicklung der landwirtschaftlichen Märkte brachte Agrarökonom Dr. Klaus-Dieter Schumacher: „Die Landwirtschaft befindet sich in einem dauerhaften Wandel.“ 2014 war ein schwieriges Jahr, wofür auch der sinkende Ölpreis mitverantwortlich war. Die Preise für Getreide und Ölsaaten erreichten ein Vierjahrestief. Rekordernten brachten hohe Bestände, bei normalem Wachstum des Verbrauches. Fazit: Nicht mehr nur Angebot und Nachfrage sind fundamentale Faktoren der Preisentwicklung, sondern auch politische Einflussfaktoren, Witterungsbedingungen, Wechselkursschwankungen und Spekulationen an den Warenterminbörsen tragen zur Volatilität der Märkte bei. Auch am Milchmarkt bleibt der Preisdruck aufgrund des Auslaufens der Milchquote und weiter steigenden Angebotes bestehen. „Aber“, so Schumacher, „Milch bleibt das weiße Gold für die nächsten zehn Jahre“. Maßgeblich dafür seien die vorhandenen Produktionskapazitäten und der steigende Käseverbrauch in der EU.
Weg von der Schüssel Reis
Unterschiedlich wird sich der Fleischmarkt entwickeln. Während sich die Rindfleischproduktion rückläufig zeigt, steigt in naher Zukunft die Schweinefleischproduktion leicht, der Geflügelverbrauch sogar stark. Schumacher ging weiters auf die weltweite demografische Entwicklung und die Folgen für die Landwirtschaft ein: „Im Jahr 2050 werden mehr als neun Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Die Einkommen werden auch in den Schwellenländern steigen.“ Und so ändern sich auch die Ernährungsgewohnheiten: „Weg von der Schüssel Reis hin zu Brot und Teigwaren und in weiterer Folge zu Fleisch, Milch und Eiern.“ Der Klimawandel wird vor allem in den Entwicklungsländern die Agrarbewirtschaftung erschweren. Und das ist die Chance für unsere Landwirte. Wir brauchen eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft, um den Bedarf abdecken zu können. Schumachers Botschaft: „Es wird viele unterschiedliche Wege geben, beispielsweise die große Landwirtschaft, die auf den Export setzt. Und es wird Nischen geben, die von kleinen, spezialisierten Landwirten optimal abgedeckt werden.“ Generell sei eine Orientierung zu neuen Märkten wichtig. Landwirte sollten den Mut haben, zu investieren und neue Wege zu gehen.
Echte Kärntner Erfolgsstorys
Auf die Nische setzten auch vier Landwirte, die im Rahmen des Agrarsymposiums ihre Erfolgsstorys präsentierten. Jeder ging seinen eigenen Weg und spezialisierte sich, um betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein. Während ein Landwirt jetzt auf Rinderzucht setzt, stieg der andere vor wenigen Jahren auf Schweinewirtschaft um. Ein radikaler Schnitt mit einer Portion Mut war allen gemein. Und: Die örtlichen Gegebenheiten beeinflussen mittlerweile die Wahl der Bewirtschaftung. Ein Landwirt verriet sein Motiv für die Spezialisierung: „Man muss das machen, was man liebt.“ Ausbildung und Weiterbildung sind weitere Eckpfeiler des Erfolgs, damit man auch die Zahlen im Griff hat und neue Wege gehen kann. Es gibt Rahmenbedingungen und dennoch genügend gestalterische Möglichkeiten, um am Bauernhof erfolgreich zu sein. Betriebsgrößen entscheiden nicht über Betriebserfolg. Innovative Lösungen und unternehmerisches Denken und Handeln sind für eine erfolgreiche Unternehmensführung daher unverzichtbar.
Almfutterflächen: Lösung für Kärntner Landwirte
Den zweiten Teil eröffnete Landwirtschaftskammer-Präsident ÖR Ing. Johann Mößler, der ebenso den HCB-Skandal ansprach: „Auch wenn die Bauern alles richtig machen, kann dennoch etwas passieren.“ Die Landwirte müssen sich auf eine funktionierende Kontrolle verlassen können. Sein Wunsch: „Die Gesellschaft soll erkennen, was die Landwirte alles leisten.“ Gute Nachrichten brachte der Präsident beim Konfliktthema Almfutterflächen: „Wir haben eine Lösung für 80 Prozent der betroffenen Bauern, denen der Schaden abgegolten wird.“ Mößler bedankte sich bei DI Andrä Rupprechter, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, für dessen Einsatz mit dem eigens für ihn komponierten Marsch „Almgruß“.
China klopft an
Rupprechter zeigte sich von der Überraschung gerührt und wünschte sich gleich eine Zugabe. Danach zog er ein Resümee auf das vergangene Jahr. In Sachen Almflächen setzte der Minister eine Taskforce ein, die gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern das Problem entschärfte. Die Agrarreform mit dem ländlichen Entwicklungsprogramm wird nach Plan umgesetzt. Für Junglandwirte wird es in der neuen Förderperiode eine Extraunterstützung geben. Neue Absatzmöglichkeiten sieht der Minister in Asien: „Die kaufkräftige Mittelschicht setzt auf Qualitätsprodukte aus Europa. Und die Politik hat hier Türöffner-Funktion.“ Gleichzeitig dürfe der heimische Markt nicht vergessen werden.
„Hände weg von unseren Bauernhöfen“
Hinsichtlich TTIP, dem Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa, wählte Rupprechter klare Worte: „Das funktioniert nur, wenn unsere Standards – wie der Verzicht auf Hormonbehandlung oder das Gentechnikverbot – nicht ausgehebelt werden.“ In Sachen Steuerreform sprach sich der Minister gegen eine Substanzbesteuerung und Erbschaftssteuer aus: „Hände weg von unseren Bauernhöfen, da ist nichts zu holen!“ Abschließend blickte der Minister positiv in die Zukunft: „Wir müssen auf einen gemeinsamen Weg setzen - mit starker Verwurzelung im Land, mit verlässlichen Partnern, mit Eigenverantwortung und mit unternehmerischem Denken.“
Nach einem genussvollem Buffet mit Kärntner Köstlichkeiten ging es für die Landwirte wieder zurück auf ihre Höfe – die Zukunft wartet nicht!
Foto: KK