Ein Stück Klagenfurter Innenstadt wird bald Geschichte sein: Der Juwelier Habenicht schließt sein Stammgeschäft in der Bahnhofstraße 27 Ende September nach nahezu neun Jahrzehnten. Im Zuge dessen läuft aktuell ein Abverkauf, auch teurer Schmuck und hochpreisige Uhren sind bis zu 40% reduziert erhältlich.
Wie die Kleine Zeitung berichtet, liegt der Grund nicht, wie oft vermutet, im Onlinehandel oder einem fehlenden Nachfolger. Die vierte Generation der Familie führt das Unternehmen weiter.
Max Habenicht, der früher das Haus leitete und heute in der Stadtregierung sitzt, macht klar: „Die Marke akzeptiert das Umfeld nicht mehr“, ein Kebablokal, ein Barbershop und ein ungenutzter Gastronomiebereich direkt vor der Tür seien kein repräsentatives Umfeld mehr.
Drei langjährige Mitarbeitende „an der Schwelle zur Pension“ sind von der Schließung betroffen. Die Filiale im Südpark bleibt geöffnet, da dort die betreffende Luxusmarke nicht angeboten wird. Ein möglicher neuer Standort in einer attraktiveren Einkaufslage (Fußgängerzone) etwa in der Wiener- oder Kramergasse soll Schritt für Schritt gefunden werden.
Als erstes Stadtbild für Reisende, insbesondere nach Inbetriebnahme der Koralmbahn im Dezember, gewinnt die Bahnhofstraße nochmals an Bedeutung. Doch statt einladend zu sein, gilt sie zunehmend als unattraktiv. Obwohl er gemeinsam mit der Wirtschaftskammer immer wieder vor der Entwicklung gewarnt und mit Projekten wie ‚Lebensraum Bahnhofstraße‘ gegenzusteuern versucht hat, sieht Max Habenicht seine Möglichkeiten begrenzt.
Was wäre, wenn die Klagenfurter Bahnhofstraße, oder zumindest ein Teil davon, in eine Fußgängerzone oder Begegnungszone umgewandelt würde? Österreichische Studien liefern hierzu eindeutige Ergebnisse:
Zudem profitieren Städte insgesamt durch weniger Lärm, bessere Luft und ein attraktiveres Stadtbild. Effekte, die sich wiederum positiv auf Immobilienwerte und die gesamte Wirtschaft auswirken. Quelle: BMK – Masterplan Gehen
Eine Umwandlung der Bahnhofstraße könnte also nicht nur das Image dieser wichtigen Stadtachse heben, sondern auch neue Kaufkraft binden. Cafés im Freien, mehr Raum zum Flanieren und ein Umfeld, das auch internationale (Luxus)Marken wieder anspricht, würden Klagenfurt einen modernen und gleichzeitig lebenswerten Eingang ins Zentrum verschaffen.
Der Abschied von Juwelier Habenicht ist daher mehr als nur das Ende einer langen Unternehmensgeschichte an diesem Standort, er ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Bahnhofstraße dringend neuen Schwung braucht.
Foto: Mein Klagenfurt