In den vergangenen drei Jahren kamen in Kärnten auf Freilandstraßen insgesamt 60 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, das waren fast 59 Prozent aller Verkehrstoten, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt.
Auch österreichweit passieren mehr als die Hälfte der tödlichen Verkehrsunfälle auf Freilandstraßen. Tempo 80 statt 100, wie zuletzt von vielen Fachleuten vorgeschlagen, reduziert den Anhalteweg und damit das Unfallrisiko, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.
Eine am Wochenende veröffentlichte Studie der Forschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr spricht sich für die Senkung der Tempolimits auf Autobahnen, Freilandstraßen und im Ortsgebiet aus. "Gerade auf Freilandstraßen würde Tempo 80 statt 100 einen wichtigen Beitrag leisten, um die in Österreich sehr hohe Anzahl tödlicher Verkehrsunfälle auf diesen Straßen zu reduzieren. Auch Kärnten würde davon sehr profitieren", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.
Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass im Drei-Jahres-Zeitraum 2019 bis 2021 insgesamt 60 Menschen bei Verkehrsunfällen auf Kärntens Freilandstraßen ums Leben kamen, das waren 58,8 Prozent aller Verkehrstoten. Zudem wurden über 2.600 Menschen verletzt.
Auch österreichweit ist das Unfallrisiko auf Freilandstraßen besonders hoch. Knapp mehr als die Hälfte der Verkehrstoten in Österreich kamen in den vergangenen drei Jahren auf Freilandstraßen ums Leben. Für Österreich gibt es auch eine Auswertung der Unfallursachen. Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall außerhalb des Ortsgebiets (inklusive Autobahnen und Schnellstraßen) war die Geschwindigkeit die Hauptursache, weist die Mobilitätsorganisation VCÖ - Mobilität mit Zukunft auf Daten der Statistik Austria hin. Die zweithäufigste Unfallursache - Ablenkung und Unachtsamkeit - verursachte jeden 4. tödlichen Verkehrsunfall außerhalb des Ortsgebiets.
Österreich hat in den vergangenen Jahren seine Verkehrssicherheitsziele - trotz Rückgangs infolge der Maßnahmen gegen die Covid-19 Pandemie - deutlich verfehlt hat, macht der VCÖ aufmerksam. So lautete das Ziel für das Jahr 2020, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr auf weniger als 312 zu reduzieren, tatsächlich verloren aber 344 Menschen ihr Leben bei einem Verkehrsunfall. Und anstatt zu sinken, nahm die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2021 auf 362 zu.
"Niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen erhöhen die Verkehrssicherheit und reduzieren zusätzlich den Spritverbrauch, den CO2-Ausstoß und den Verkehrslärm", stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, ist bei Tempo 80 deutlich kürzer als bei Tempo 100. Ein Pkw, der mit Tempo 80 auf trockener Fahrbahn einen Anhalteweg von 55 Metern hat, hat mit Tempo 100 einen Anhalteweg von 79 Metern und nach 55 Metern noch eine Geschwindigkeit von 68 Kilometer pro Stunde, verdeutlicht der VCÖ. Die Gefahr, dass ein Aufprall mit dieser Geschwindigkeit mit schwersten oder tödlichen Verletzungen endet, ist sehr hoch.
Sowohl internationale als auch nationale Erfahrungen mit Tempo 80 sind positiv. Als beispielsweise in der Schweiz im Jahr 1985 zunächst provisorisch und ab dem Jahr 1990 dauerhaft das Tempolimit von 90 auf 80 km/h reduziert wurde, ging die Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent zurück. In Tirol galt Anfang der 90er Jahre für rund drei Jahre Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen. Die Zahl der Verkehrstoten ging deutlich zurück. Nach Aufhebung von Tempo 80 durch den Verfassungsgerichtshof nahm die Zahl der Verkehrstoten wieder deutlich zu.
Seit Jahresanfang kamen in Kärnten heuer zwölf Menschen im Straßenverkehr ums Leben, zur gleichen Zeit des Vorjahres waren 13 Todesopfer zu beklagen, in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 zwölf und von Jänner bis Ende Juli 2019 kamen elf Menschen bei Verkehrsunfällen in Kärnten ums Leben, informiert der VCÖ.
VCÖ: Der Anteil tödlich Verunglückter auf Freilandstraßen ist hoch (Anzahl und Anteil Verkehrstoter in Kärnten auf Freilandstraßen)
Gesamt: 60 Todesopfer (58,8 Prozent)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022