Die aktuelle Energiekrise lässt auch den heimischen Tourismus sorgenvoll auf die kommenden Herbst- und Wintermonate blicken - zumal sich die eventuell bevorstehende Gasknappheit und die damit einhergehenden Teuerungen auch auf die gesamte Tourismusbranche auswirken. Zur repräsentativen Bestimmung der Lage bzw. zielgerichteten Gegensteuerung führte die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft eine Onlineumfrage unter den heimischen Gastgeberinnen und Gastgebern durch. Unter anderem wurden die bestehenden Energiequellen und der derzeitige Energiebedarf sowie die Bereitschaft zum Umstieg auf alternative Energie und das mögliche Einsparungspotenzial abgefragt. „Wie brisant dieses Thema bei unseren Unternehmerinnen und Unternehmern ist, erkennt man an der großen Rückmeldung trotz gut laufender Sommersaison“, hob Spartenobmann Josef Petritsch beim heutigen Pressegespräch hervor.
Strom ist Spitzenreiter bei den Tourismusbetrieben
Knapp 300 Betriebe aus Gastronomie, Hotellerie und Camping machten mit und gaben Auskunft über ihre Energiesituation. 38 Prozent der Befragten beziehen derzeit ihre Energie aus Strom, dicht gefolgt von Öl mit knapp 37 Prozent. Dahinter liegen Biomasse und Fernwärme. Fast 14 Prozent der heimischen Tourismusbetriebe beziehen ihre Energie aus Erdgas. „Wir können eine große Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erkennen, deshalb wollten wir auch wissen, wie groß die Umrüstungsbereitschaft bei unseren Mitgliedern ist“, erklärte Wolfgang Kuttnig, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. 54 Prozent möchten umrüsten und 38 Prozent würden zwar gerne, sehen aber keine Möglichkeit. „Gastronomiebetriebe, die beispielsweise in einem Pachtverhältnis sind, können keine eigenständige Umrüstung beantragen. Viel größer ist aber der Anteil, der gesetzliche Hürden in der Umrüstung sieht“, führte Kuttnig an. So seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Photovoltaikanlagen auf Freiflächen laut dem Branchenexperten sehr streng geregelt und bieten den Unternehmen kaum Handlungsspielraum. „Solarenergie ist ein großes Thema. 91 Prozent der Befragten gaben an, dass diese Energiequelle für sie am attraktivsten ist. Wenn die Hindernisse für die Genehmigung aber nicht nur hoch sind, sondern die Verfahren auch extrem lange dauern, ist das nur schwer umsetzbar.“
Umrüstung nicht kurzfristig möglich
Verfahrens- und Lieferzeiten zeigen klar: Eine Umrüstung ist als mittel- und langfristige Maßnahme zu betrachten. „Von politischer Seite werden Einsparungen gefordert – wir haben bei den Betrieben gefragt, was sie diesbezüglich unternehmen“, erläuterte Kuttnig. Ein Großteil sieht Einsparungspotenzial. Über die Hälfte gibt an, zwischen ein und 20 Prozent an Energienutzen einsparen zu können. Das betrifft etwa den Umstieg auf bereits vorhandene Solarthermie, Reduktion der Betriebszeiten von Saunabereichen, Leistungskompensation durch Geräteabschaltung, Beleuchtungsmanagement oder eine geringe Auslastung durch weniger Gäste. „Die Umfrage lässt deutlich erkennen, dass unsere Betriebe bereit sind, ihren Teil beizutragen, kreativ zu sein und zu investieren, aber das bedingt Handlungsbedarf bei politischen Entscheidungsträgerinnen und –trägern“, unterstrich der Spartengeschäftsführer.
„Selbstverständlich haben wir uns auch Gedanken über Lösungsansätze gemacht, um diese Energiekrise für unsere Tourismusbetriebe möglichst gut abzufedern“, so Spartenobmann Josef Petritsch. An erster Stelle steht für Petritsch das Tempo bei Verfahren: „Wir brauchen dringend schnellere Genehmigungsverfahren. Aber auch ein Ausbau der Netzinfrastruktur ist notwendig, um den Betrieben eine reibungslose Verwendung ihrer Photovoltaikanlagen zu ermöglichen. Unsere Unternehmen müssen einfach die Möglichkeit bekommen umzurüsten.“ Als weiteren Punkt führt er den Energiekostenzuschuss an. Der geplante Energiekostenzuschuss soll nur sogenannten „energieintensiven“ Unternehmen zukommen. „Die Umfrage hat aber deutlich gezeigt, dass die Energiekosten auch für ,gewöhnliche‘ Kleinstunternehmen und KMU eine massive Herausforderung sind. In Hinblick auf die kommende Wintersaison überlegen Tourismusbetriebe zum Teil sogar, ob sie ihre Betriebe überhaupt aufsperren sollen“, sagte Petritsch und fordert daher, den geplanten Energiekostenzuschuss anzupassen, sodass alle Unternehmen – unabhängig ihrer Betriebsgröße und/oder Energieintensität –, unterstützt werden.
Verschiebung der CO2-Steuer notwendig
Zwei weitere Themen hat der Spartenobmann, der selbst Hotelier ist, auf der Agenda: die Verschiebung der CO2-Steuer und die Reduktion der Energieabgaben. „Laut Umfrage nutzen viele Tourismusbetriebe Erdgas und/oder Öl als Energiequelle zum Heizen. Angesichts der enorm steigenden Energiekosten fordern wir daher die Verschiebung der CO2-Steuer zumindest bis in das erste Quartal 2023 verlängern. Damit wäre speziell jenen Betrieben, die mit Erdgas und Öl heizen, geholfen.“ Die Energiekrise ist nach der Coronakrise, die auch noch Unsicherheiten für die Herbst-/Wintersaison bringen kann, eine gravierende Herausforderung. Für die Branche sind daher auf allen Ebenen Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen zu treffen. Petritsch appellierte: „In diesem Zusammenhang sollte dringend eine Reduktion der Energieabgaben für unter anderem Strom, Mineralöl und Erdgas auf das von der EU ermöglichte Minium angedacht werden.“
Abschließend hob Spartenobmann Josef Petritsch noch einmal hervor, wofür die heimischen Tourismus- und Freizeitbetriebe stehen: „Wir lieben es Gastgeber zu sein. Wir möchten sowohl Einheimischen als auch Touristen einen unvergesslichen Aufenthalt in unseren Betrieben ermöglichen. Umso wichtiger ist es für uns Planbarkeit, Rahmenbedingungen und Unterstützung von der Politik zu bekommen, um auch weiterhin das Aushängeschild Kärntens sein zu können!“