Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Die JOANNEUM RESEARCH verstärkt ihren Standort in Klagenfurt und unterstützt Unternehmen ab sofort dabei, klimatechnische Vorreiter zu werden. Die Expert*innen von LIFE – Institut für Klima, Energie und Gesellschaft sind seit Jahrzehnten Vordenker der Lebenszyklusanalyse in Europa, errechnen die Treibhausgas-Bilanz des gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung und begleiten Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität.
In Klagenfurt ist Andreas Meltzer Ansprechperson des international tätigen LIFE-Teams, er berät Kärntner Unternehmen in Klimafragen und erarbeitet mit ihnen Maßnahmen in Richtung Klimaneutralität. „Bei einem produzierenden Betrieb kann das etwa ein Wechsel auf andere Rohstoffe oder Verpackungsmaterialien sein, eine Verbesserung der Effizienz oder der Umstieg auf klimaneutrale Energieträger, wie beispielsweise Wärmepumpe statt Ölheizung, sowie eine eigene Photovoltaik-Anlage. Bei Dienstleistern geht es oft darum, Dienstreisen einzusparen, die Logistik zu optimieren, Elektrofahrzeuge einzusetzen, Stromverbrauch zu reduzieren oder zum Beispiel das Energiemanagement für die Heizung zu optimieren.“
Unser tägliches Leben und Arbeiten ist stark von Routinen geprägt. Um diese zu ändern, braucht man Alternativen, die mit den Klimazielen langfristig vereinbar sind. Die Expert*innen der JOANNEUM RESEARCH sind daher überzeugt, dass eine schrittweise Annäherung hin zum klimafreundlichen Unternehmen funktionieren kann und als Chance für Wirtschaft und Gesellschaft gesehen werden muss. Andreas Meltzer: „Letztlich geht es nicht darum, dass wir unser Leben einschränken, sondern dass wir durch innovative Ideen den Klimaschutz als Chance begreifen, ein besseres Leben zu führen. Es geht weniger um Verzicht als um das Ersetzen oder Verbessern von klimaschädlichen Verhaltensweisen.“ Wenn ein Unternehmen jede Woche eine klimabelastende Verhaltensweise mit einer nachhaltigen ersetzte, rücke die Erreichung der Klimaziele in greifbare Nähe. „Jede und jeder kann etwas tun!“, appelliert der Experte.
Hier erfahren Sie von Andreas Meltzer mehr über die Hintergründe und den Prozess, wie eine Klimabilanz zustande kommt: Klimaneutralität bis 2040: Wo liegen die Chancen für Kärntner Unternehmen?
Das Ziel der Klimaneutralität bedeutet erhebliche Chancen für die Region und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Viele Unternehmen streben eine klimaneutrale Produktion an und verschaffen sich dabei einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern. Klimaschutzmaßnahmen bringen auch weitere Vorteile, wie etwa Kostenersparnisse durch effizientere Produktion und geringeren Energieeinsatz. Da bis 2040 österreichweit ohnehin das Ziel vorgegeben ist, klimaneutral zu produzieren, ist es für Unternehmen von Vorteil, sich ehestmöglich mit der Thematik auseinanderzusetzen und vorzubereiten. Gerade langfristige Entscheidungen, wie etwa größere Investitionen sollten auch nach diesem Gesichtspunkt ausgerichtet werden. Dadurch können sich Unternehmen auf lange Sicht Geld sparen.
Der Weg zur Klimaneutralität ist Herausforderung und Chance zugleich. Was ist der erste Schritt für Unternehmen?
Um die größten Emissionsquellen gezielt minimieren zu können, ist es wichtig, diese erst einmal zu identifizieren. Dann können Maßnahmen abgeleitet werden, mit denen die Emissionen reduziert werden. Wie die Verwendung alternativer Rohstoffe oder Verpackungsmaterialien, der Umstieg auf effizientere oder auf klimaneutrale Energieträger, Logistik optimieren und Energiemanagement.
Was wird in die Klimabilanz miteinbezogen?
Eine umfassende Klimabilanz bezieht alle Phasen mit ein, die ein Produkt oder auch eine Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus durchläuft. Das betrifft z. B. die Gewinnung von Rohmaterialien, die Transporte, die Produktion in der betrachteten Firma selbst, die Benutzung sowie das Lebensende oder auch die Wiederverwertung. Bei einem Auto wäre das z. B. die Herstellung von Stahl und Kunststoffen, der Zusammenbau, die Verwendung, Ersatzteile und Treibstoff sowie das Verschrotten/Recycling inklusive aller Transporte. Das heißt, dass für alle diese Aktivitäten die Treibhausgasemissionen und bei Interesse auch andere Umweltwirkungen bestimmt werden.
Ist die Klimabilanzierung eine einmalige IST-Analyse oder sind auch Prozessbegleitung und Evaluation möglich?
Für viele Firmen ist es wichtig, einen Überblick über ihre Emissionen zu bekommen, damit gezielt kurzfristige, mittel- und langfristige Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können. Das Ziel ist die Klimaneutralität. Um sich dem langfristig anzunähern, ist eine interne oder externe Begleitung dieses Prozesses förderlich. Aufgrund komplexer Wertschöpfungsketten und langer Amortisationszeiten von Investitionen benötigt es grundsätzlich eine langfristige Perspektive.
Gibt es ein Zertifikat, wenn ein Betrieb oder Produkt CO2 geprüft ist?
Das Institut LIFE führt Klimabilanzierungen und Lebenszyklusanalysen auf Grundlage internationaler Standards und auf Basis des wissenschaftlichen Forschungsstandes durch. Die Dokumentation erfolgt in einem Bericht, in dem Methodik, Untersuchungsgegenstand, die verwendeten Daten und die Ergebnisse für ein Unternehmen oder einzelne Produkte umfassend beschrieben werden. Es besteht auch die Möglichkeit, die Berechnungen durch unabhängige Dritte überprüfen zu lassen. Der Bericht liefert dem Unternehmen die Zahlen und Informationen für die Kommunikation mit den Kunden. Eine Art Zertifikat stellt eine sogenannte Umweltproduktdeklaration dar, die speziell für ein Produkt erstellt wird und neben Treibhausgasen auch andere Wirkungen auf die Umwelt festhält – das ist aber eher ein Thema für Firmen, die sich schon intensiv mit ihren Emissionen beschäftigt haben.
Als Einstieg ins Thema werden Workshops mit der Universität Klagenfurt in Unterkärnten für Produktionsbetriebe in den unterschiedlichsten Branchen angeboten.
Termine:
Anmeldung: georg.eichler@aau.at oder veronika.dworzak@aau.at
Foto: Joanneum Research/Schwarzl