Presseaussendung von: Grüne Klagenfurt
Nur verschärfte Gesetzte helfen, unsere historischen Innenstädte zu erhalten, wenn EigentümerInnen ihre denkmalgeschützten Gebäude nicht sanieren, sondern zu Spekulationsobjekten verfallen lassen, warnt Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann.
Klagenfurt (3.4. 2017) „Jetzt soll das geschichtsträchtige Palliardihaus in der Karfreitstraße doch geschleift werden dürfen“, bedauert Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann. 2006 in der Scheucher-Ära widerrechtlich abgerissen, ragt die übriggebliebene Fassade der Abbruchruine seither in den Himmel. „Der Schandfleck trägt wesentlich zum unattraktiven Erscheinungsbild des Domplatzes bei. Als oberste Bauinstanz hätte der damalige Bürgermeister zusammen mit dem Bundesdenkmalamt rechtliche Mittel einsetzen müssen.“ Schon damals hatte die Mandatarin in einem Antrag gefordert, dass den InhaberInnen der Liegenschaft die Auflage erteilt wird, unverzüglich ein den Denkmalschutz-Vorgaben entsprechendes Bauprojekt zu errichten. „Auch Bürgermeister Scheider sah dem Verfall tatenlos zu, ebenso wie das zahnlose Bundesdenkmalamt, welches nun nach 11 Jahren einen gültigen Abrissbescheid erließ, da das Haus mittlerweile jede Bedeutung als schützenswertes Denkmal verloren habe.“
„Bürgermeisterin Mathiaschitz wird dies zur Kenntnis nehmen müssen, doch ich gebe folgendes zu bedenken: Spekulation wird auch durch eine zahnlose Gesetzgebung begünstigt, da die EigentümerInnen denkmalgeschützter Häuser nicht mit rechtlichen Mitteln gezwungen werden können, ihre Gebäude zu sanieren und zu pflegen. So wird dieses Beispiel Schule machen. In anderen Städten sind SpekulantInnen damit leider auch erfolgreich: Denkmalgeschützte Häuser werden jahrelang dem Verfall preisgegeben, bis die Bausubstanz endgültig zerstört und die Gebäude nur noch abgerissen werden können. Dann werden Eigentumswohnungen und Büros errichtet, um den Profit zu maximieren. Um unsere historischen Innenstädte zu erhalten, helfen nur verschärfte Gesetze“, ist sich Schmid-Tarmann sicher.
Sie will sich in der Reformpartnerschaft dafür einsetzen, dass sich ein Vorgehen wie beim Palliardihaus künftig nicht mehr wiederholt. „Es liegt in der Verantwortung von Bürgermeisterin Mathiaschitz als 1. Bauinstanz und Planungsreferent Geiger, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Auch in anderen historischen Stadtzentren wird mittlerweile alles daran gesetzt, denkmalgeschützte Originalfassaden zu erhalten. Häuser werden behutsam entkernt, um den Charakter der Innenstädte zu erhalten.“
Evelyn Schmid-Tarmann zur Vorgeschichte:
Generationen von KlagenfurterInnen pilgerten zum „Palliardi“, dem legendären Gesellschaftsfotografen, um sich auf Ballfotos wieder zu finden oder Hochzeits- und Babyfotos anfertigen zu lassen. Das ehemals stattliche Bürgerhaus, das „Palliardihaus“ in der Karfreitstraße 16, war denkmalgeschützt, trotzdem wurde es vor elf Jahren abgerissen. Lediglich die Außenwand sowie ein Teil des Gewölbes im Erdgeschoß wurden erhalten, obwohl laut Bundesdenkmalamt die straßen- u. hofseitige Erscheinung, d.h. Fassaden und Dächer sowie das Stiegenhaus denkmalgeschützt gewesen wären.
2009 sollte hinter der denkmalgeschützten Fassade ein mehrstöckiges Wohngebäude entstehen. Doch außer BesitzerInnenwechseln geschah nichts. Jahrelang war die Fassade verhängt, wohl in der Hoffnung, dass sich Behörden sowie die KlagenfurterInnen mit der Zeit an den Schandfleck zwischen Karfreit- und Spengergasse gewöhnen, beziehungsweise einem gänzlichen Abriss nichts mehr entgegensetzten würden. Unverständlich, dass nicht von Anfang an nachhaltig Druck gemacht wurde, den untragbaren Zustand zu beseitigen und ein den Denkmalschutz-Vorgaben entsprechendes Bauprojekt zu errichten.
Schon die Jugendstil-Felsnestvilla am Kreuzbergl ließ man verfallen, sie wurde 2012 abgerissen. Dem Ratschthresl-Hof im Lendhafen droht ebenfalls die Spitzhacke. Das denkmalgeschützte Hotel Wörtersee, ein Kleinod der Wörtersee-Architektur, wird nun im letzten Moment gerettet.
Fotos: Schmid-Tarmann