Nach zwei Jahren Zwangspause trafen einander heute wieder Tourismusunternehmen und Arbeitsuchende bei der Winterjobbörse in der Fachberufsschule in Villach. Die Idee hinter einer Jobbörse ist einfach: Hier kommen Angebot und Nachfrage zusammen – so funktioniert jeder erfolgreiche Markt. Der persönliche Kontakt ist dabei ein wesentlicher Erfolgsparameter für beide Seiten.
Bereits seit 2016 veranstalten AMS Kärnten und Wirtschaftskammer Kärnten regelmäßig Jobbörsen (regionale und überregionale), um Arbeitsuchende und Betriebe mit Personalbedarf zusammenzubringen. 2020 musste das ausgesetzt werden. Die Erwartungen in die Jobbörse sind daher heuer umso größer, weil der Fachkräftemangel in den Branchen Hotellerie und Gastronomie besonders stark zu spüren ist. Für Fachgruppenobmann Sigismund E. Moerisch steht es außer Frage, dass dringend gehandelt werden muss: „Zuerst fünf Monate Lockdown und der damit einhergehende Totalverlust an Gästen in einem schneereichen Winter. Anschließend ein vielversprechender Sommer trotz COVID-bedingter Einschränkungen. Aber der eklatante Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat zu Schließtagen, Angebots- und Leistungskürzungen sowie zu einer unglaublichen Belastungssituation für Arbeitnehmer und Unternehmer geführt.“ Viele ursprünglich im Tourismus Beschäftigte wären aufgrund der Situation in andere Branchen gewechselt. Moerisch: „Das ist natürlich aus der persönlichen Perspektive verständlich, aber wir Touristiker spüren diesen Abgang sehr. Deswegen sind Jobbörsen wie diese besonders wichtig und nutzen sowohl der Branche als auch den Menschen auf Arbeitssuche.“
Gute Zusammenarbeit
Bereits vor Corona sei die Nachfrage nach Arbeitskräften aufgrund eines starken Tourismus hoch gewesen. Dieser Trend habe sich mit dem Neustart des Tourismus verstärkt fortgesetzt, betont Peter Wedenig, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Kärnten: „Es ist uns gemeinsam gelungen, schon während der Pandemie Maßnahmen für die Zeit danach zu entwickeln: Dazu gehören Qualifizierungsmaßnahmen ebenso wie diese Winterjobbörse, um dem erhöhten Bedarf der Branche gerecht zu werden.“
Für Stefan Sternad, Fachgruppenobmann der Gastronomie, hat die Winterjobbörse einen sehr hohen Stellenwert und bietet Hilfe gegen den Arbeitskräftemangel: „Die Jobbörse ist keinen Tag zu früh, denn wir brauchen dringend wieder einen funktionierenden Arbeitsmarkt für den heimischen Tourismus, um mit Vollgas und ohne erzwungene Handbremse arbeiten zu können. Davon hängt teilweise auch die Existenz von Gastronomie- und Hotelbetrieben in Kärnten ab.“
Rahmenbedingungen verbessern
Einig sind sich Sternad und Moerisch, dass eine Winterjobbörse allein als Ausweg aus der schwierigen Arbeitsmarktlage im Tourismus nicht genug ist: Sie verlangen eine umfangreiche Erhöhung des Drittstaatenkontingents, die Adaptierung des Erhebungszeitraums zur Erstellung von Mangelberufslisten und die flexiblere Gestaltung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Auch das bestehende Arbeitskräftepotenzial müsse stärker genutzt werden. „Nicht zu arbeiten, muss weniger attraktiver werden“, formuliert Moerisch.
Auf der Seite arbeitsmarkt-petition.at fordert die Wirtschaftskammer Kärnten außerdem gemeinsam mit ihren Unterstützern die Bunderegierung auf, rasch und mit Weitsicht gegen den Arbeitskräftemangel zu handeln.
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