Eintritt nur mehr für Geimpfte: Stufe vier und fünf der neuen Corona-Maßnahmen lassen die Alarmglocken schrillen. Enorme Umsatzeinbußen wären die Folge. Dazu kommen viele offene Fragen – wie zur Beschäftigung von ungeimpften Mitarbeitern.
Die Telefone bei Kärntens Tourismus-Obleuten laufen heiß: Viele Gastronomen und Hoteliers haben gestern ihrem Unmut über die Einführung der zwei neuen Stufen bei Corona-Maßnahmen Luft gemacht. Als „Mischung zwischen Verzweiflung und Ohnmacht“, beschreibt Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie, die Stimmung unter seinen Kolleginnen und Kollegen. Zwar habe man Verständnis dafür, dass es gewisse Regelungen geben muss und die Politik weitere Anreize für Noch-nicht-Geimpfte schaffen will. „Aber Verbote und Strafen sind auf Dauer nicht zielführend. Vor allem kann man dies nicht immer am Rücken der Betriebe austragen. Das ist mit Sicherheit der falsche Weg“, bringt es Sternad auf den Punkt.
Die heimische Tourismuswirtschaft habe in den vergangenen eineinhalb Jahren massive Einbußen hinnehmen müssen. Trotzdem habe man alle Corona-Maßnahmen mitgetragen. Und das mit großem Erfolg: Es gab kaum Clusterbildungen und Infektionen im Tourismus. Das zeige, wie erfolgreich man bei der Hygiene- und Präventionsarbeit in den Betrieben war. „Aber anstatt diesen Einsatz zu honorieren, sind wir nun wieder die Ersten, die von Restriktionen betroffen sind“, sagt Sigismund E. Moerisch, Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie.
Gefordert werden nun dringend Kompensationsmaßnahmen für die Branche – wie eine Weiterführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes, aber auch monetäre Unterstützungsleistungen. Außerdem müssen rasch essenzielle Fragen beantwortet werden. So ist derzeit nicht klar, welche Auswirkungen ab der vierten Stufe auf die Beschäftigung von Dienstnehmern hätte. „Dürfen Mitarbeiter, die getestet, aber nicht geimpft sind, dann nicht mehr in unseren Betrieben arbeiten? Das ist nur eine von vielen offenen Fragen, die in den Betrieben zu Verunsicherung führen“, so Sternad. Insgesamt habe man sich von der Politik ein besser durchdachtes Vorgehen mit mehr Weitblick erwartet. „Wir befinden uns nun seit über eineinhalb Jahren in dieser Situation und die Politik arbeitet noch immer mit Schnellschüssen. Das ist enttäuschend und frustrierend für alle Wirtschaftstreibenden“, bringt es der WK-Gastro-Sprecher auf den Punkt.
Forderung: „Andere“ Impfstoffe anerkennen!
Ein wichtiges Thema sind auch „andere“ Impfstoffe. So fordert Kärntens Hotellerie vor allem die rasche und unbürokratische Anerkennung von Sputnik, dem Corona-Impfstoff aus Russland, für den 3-G-Nachweis. In den vergangenen Jahren habe man sich viele nördlich und östlich liegende Länder – wie Tschechien oder Polen – als Herkunftsmärkte aufgebaut. „Und nun dürfen große Teile diese Gästegruppe, die für unseren Wintertourismus enorm wichtig ist, nicht ins Land. Das sorgt für massiven Unmut und muss rasch geändert werden“, betont Moerisch. Es sei völlig unverständlich, warum die Politik nicht bereits längst gehandelt und hier eine Lösung gefunden habe.
Wie wichtig die Tourismuswirtschaft für Kärnten ist, zeigen die Fakten: Kärntens Tourismus- und Freizeitbetriebe erwirtschaften mit 40.000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr und sorgen für 940 Millionen Euro Nettoeinkommen im Land. Damit sind die Tourismusbetriebe der entscheidende Wirtschaftsmotor für weitere Branchen wie Handel, Dienstleistungen oder Handwerk.