„Yes We Do!“, so der Name des von Frauenministerin Susanne Raab und den Frauenbüros Klagenfurt und Villach geförderten Projekts, fordert ein, gemeinsam gegen die GEWALTigen Welten von Mädchen* und Frauen* anzugehen.
Wieso braucht es diese Kampagne?
Die Internationale Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Mädchen und Frauen vom 25. November bis 10. Dezember 2021, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, fällt auch heuer in die Zeit eines harten Lockdowns. Das empfohlene Distance Learning mit der damit verbundenen unbezahlten Fürsorge- und Bildungsarbeit wird wieder vor allem von Frauen geleistet. Oft auf Kosten ihres eigenen Einkommens, was ökonomische Abhängigkeit verursachen kann. Strenge Ausgangsbeschränkungen haben bisher die Zahlen häuslicher Gewaltdelikte nach oben schnellen lassen. Vor allem Frauenmorde durch (Ex-)Partner werden seit Beginn der Pandemie medial und politisch intensiv thematisiert. Sie sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Ungleichbehandlung von Frauen in der Erwerbarbeit, ungleiche Verteilung der unbezahlten Fürsorge- und Bildungsarbeit, Alltagssexismus und sexualisierte Übergriffe passieren viel zu häufig.
Lösungsansätze für ein gewaltfreies Miteinander!
Vor allem „finanzielle Unabhängigkeit wirkt präventiv gegen Gewalt“, ist Margarete Bican, eine Vertreterin des Netzwerkes der Österreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen, zu denen auch EqualiZ in Klagenfurt gehört, überzeugt. Diese ist jedoch für viele Frauen unerreichbar, weil Arbeit oft nicht mehr xistenzsichernd ist. Oft können Frauen nur Teilzeitjobs annehmen, weil sie für Haushalt und Kinder allein verantwortlich sind. Es liegt aber auch daran, dass sie oft in Berufen arbeiten, die zwar als systemrelevant bezeichnet aber nicht ausreichend entlohnt werden. Es reicht nicht Mädchen und Frauen für technische Berufe zu interessieren, es müssen auch die traditionell von Frauen ausgeübten Berufe wie Kinderbetreuung, Pflege, aber auch der Einzelhandel gesellschaftlich aufgewertet und vor allem finanziell höher bewertet werden. So fordern die Vertreterinnen des Netzwerkes eine angemessene Entlohnung von Frauenberufen, besonders auch in den systemrelevanten Bereichen, flächendeckende Kinderbetreuungsplätze und das Offenhalten der Kindergärten und Schulen, um eine Planungssicherheit für Frauen zu gewährleisten.
Jedes Mädchen, jede Frau, aber auch für das Thema sensibilisierte Burschen und Männer können ihre eigenen Geschichten zu Ungleichbehandlung, Sexismus und Gewalt an Mädchen und Frauen erzählen. „Kennst du das auch?“, fragten Sprechblasen mit bereits vorab gesammelten Beispielen, mit denen Mitarbeiterinnen von EqualiZ und mehrere Kooperationspartnerinnen von März bis Oktober 2021 in Workshops, auf Social-Media-Kanälen und bei öffentlichen Aktionen in Klagenfurt, Villach, Ferlach und St. Kanzian Kärntnerinnen befragten. Ein QR-Code auf den Sprechblasen lud ein, anonym aus dem eigenen Lebensalltag zu erzählen und gab für den Bedarfsfall Telefonnummern und Links zu Hotlines und Hilfsangeboten in unmittelbarer Nähe an. Die 62 mutig geteilten kurzen Geschichten spiegeln einen Teil der Kärntner Lebenswirklichkeit wider, der betroffen, traurig und wütend macht:
„Es gibt keine Körperstelle, an der ich noch nicht ungewollt angegriffen worden bin“, erzählt eine Teilnehmerin. Keine einzige Erzählerin hat die Tat(en) angezeigt oder zum Zeitpunkt des Geschehens Unterstützung durch Hilfsinstitutionen in Anspruch genommen – aus Scham und Angst. Diese ist ursächlich in einer Alltagskommunikation in Teilen der Bevölkerung begründet, die Abwertung, Sexismus und Gewalt an Mädchen und Frauen bagatellisiert, ihnen nicht glaubt und ihnen statt den Tätern die Verantwortung für das Vorgefallene zuschreibt. Hinzu kommt die sehr niedrige Quote an Verurteilungen, wenn Frauen Gewaltdelikte anzeigen. Wiedergefunden hat sich das auch in der im Vergleich sehr niedrigen
Zahl der Posts (4), die im Zuge der gleichzeitig veröffentlichten „So kannst du helfen und was ändern!“ -Sprechblasen geteilt wurden.
Aktueller Aufruf zur ONLINE Kampagne!
EqualiZ ruft bis zum 10. Dezember online zu #femaleempowerment auf. Geteilte Posts auf Instagram, TikTok und Facebook laden ein, selbst persönliche Posts zur Stärkung von und Solidarität mit von Sexismus und Gewalt betroffenen Mädchen und Frauen zu veröffentlichen. Anregungen liefert EqualiZ u.a. mit dem Song „Finger weg!“ von Florian Hackl und Jasmin Kloibhofer mit einer Tanzchoreographie von Nori Höfferer, die kostenfrei verwendet werden können, sowie dem digitalen Comic „It doesn`t only happen to Sara(s)“.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. „Wichtig ist nur“, so Christine Erlach von EqualiZ, „was zu tun und aktiv zu werden. Die GEWALTigen Welten von Mädchen und Frauen können nur mit gemeinsamer gesellschaftlicher Anstrengung beendet werden“
Foto: EqualiZ Klagenfurt