Lebhafte Diskussion zum Thema „Sterben“ im Zeremonium der Klagenfurter PAX-Bestattung. Ein heikles Tabuthema, das sich in einem „Nachschlagwerk“ wiederfindet.
„Es lebe der Tod“- unter diesem ungewöhnlichen Motto diskutierten kürzlich im Zeremonium der PAX-Bestattung in Klagenfurt Intensivmediziner Prim. Dr. Rudolf Likar, Geriatrie-Vorstand Dr. Georg Pinter (beide Klinikum Klagenfurt) und Gesundheitspsychologe Prof. Dr. Herbert Janig (ehemaliger Studienleiter „Gesundheit und Pflege“ FH Kärnten) über die Angst vor dem Unausweichlichen, vor dem Sterben. Mit einem gleichnamigen und bei ueberreuter erschienenen Buch wollen die Autoren den Menschen die Furcht vor dem letzten Weg nehmen. Prof. Likar: „Der Tod ist nicht so schrecklich, wie es alle meinen. Er gehört einfach zum Leben. Wie die Geburt. Man darf ihn nicht einfach ausblenden!“ Primarius Pinter vom Zentrum für Altersmedizin bedauerte, dass der Bereich „Geriatrie“ in der medizinischen Ausbildung kaum Platz finden würde. Dabei gehe es um „ein ordentliches Maß an Empathie“. Nach wie vor sei der Tod ein echtes Tabuthema und werde im Alltag ständig verdrängt. Und so stellten die Diskutanten die Frage, wann das Sterben beginnen und das Leben wirklich enden würde. In einem Punkt waren sich die Experten einig: Wichtig sei immer ein Abschied in Würde. Schließlich würde sich die Mehrheit der Bevölkerung ein „Loslassen“ im Kreise von Verwandten oder zu Hause wünschen. Die Realität sieht leider anders aus – der Großteil der Betroffenen stirbt in einem Spital. Primarius Likar: „Sterbende weinen am Ende nie. Die Trauer macht sich allerdings bei den Angehörigen bemerkbar.“ In vielen Fällen hilft Spiritualität und der Glaube an eine höhere Macht, also die Religion, hielt Janig fest. Mit dem Sterben werde, so Likar, in den verschiedenen Kulturen anders umgegangen. Es gäbe in manchen Teilen der Welt ein fröhliches Verabschieden vom Verblichenen. Etwa mit heiterer Musik und schwunghaften Tänzen.
Als spezielles Phänomen werden Nahtod-Erscheinungen beschrieben, bei denen Menschen an der Schwelle zu einer anderen Daseinsform von prächtigen Farben, einem hellen Licht oder vom losgelösten Körper berichten. Die Frage, ob man ein Leben, das nur mehr an modernen Apparaten und dicken Schläuchen hängt, mit der Reparaturmedizin unbedingt verlängern sollte, wurde ebenso erörtert, wie die großartigen Leistungen auf Kärntner Palliativstationen. Was hat es mit dem neuen Gesetz der Sterbehilfe auf sich? Wie gehen Ärzte und Pfleger mit dem Unvermeidlichen um? Warum verleugnen Leute den sicheren Abgang? Antworten darauf finden sich im Werk „Es lebe der Tod“, zu denen als Autoren auch Dr. Karl Cernic und Dr. Thomas Frühwald zählen. So heißt es gleich zu Beginn: „Ärzte wollen aufklären, wollen Hoffnung geben. Im Alltag von Ärzten ist der Tod etwas Paradoxes. Auf der einen Seite begegnen sie ihm fast täglich. Auf der anderen Seite gilt im Spital das ungeschriebene Gesetz: Der Tod existiert nicht! Als würde der Tod eines Patienten ein Scheitern eines Mediziners bedeuten. Genau das stimmt so nicht!“
Die hintergründige Diskussion vor der bis auf den letzten Platz besetzten PAX-Zeremonien-Halle in Klagenfurt-Annabichl wurde vom Klagenfurter Stadtwerke-Sprecher Dr. Harald Raffer geleitet. Unter den Gästen befanden sich zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner, Pfleger, Schwestern, Künstler Valentin Oman, Landesamtsdirektor Dr. Dieter Platzer und Jack-Lemans-Chef Alfred Riedl. Dr. Likar kündigte nach einem Plädoyer für einen „neuen Tod“ bereits ein weiteres Werk zu diesem „unendlichen Thema“ an.
Fotos: Sternig/KK