Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Umsatzeinbrüche in Kärntens Hotellerie und Gastronomie aufgrund der 2G-Regelung sind größer als befürchtet. Von der Politik werden dringend Unterstützung und praktikable Regelungen für noch offene Fragen gefordert.
Die 2G-Regelung führt zu einer massiven Stornowelle in Kärntens Tourismuswirtschaft: Eine aktuelle Blitzumfrage unter Kärntens Hoteliers und Gastronomen hat ergeben, dass 84 Prozent der Betriebe von Stornierungen betroffen sind. Nur 16 Prozent haben bisher keine Absagen von Gästen erhalten. „Unter diesen 16 Prozent sind aber natürlich auch Betriebsarten zu finden, bei denen Reservierungen generell keine große Rolle spielen. Viele berichten außerdem von Gästen, die sich bisher noch nicht gemeldet haben, aber vermutlich auch absagen werden“, sagt Josef Petritsch, Obmann der WK-Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. Mit weiteren Stornierungen sei deshalb zu rechnen. „Insgesamt ist es leider so, dass die 2G-Regelung zu größeren Umsatzverlusten führen wird als zunächst erwartet“, fasst Petritsch diese erste Bestandsaufnahme zusammen. Insgesamt haben 452 Kärntner Gastronomie- und Hotelleriebetriebe an der Umfrage teilgenommen.
Die Betriebe wurden auch um Angabe der geschätzten Schadenshöhe durch ausbleibende Gäste gebeten. Hier gibt es je nach Betriebsart und -größe sehr unterschiedliche Angaben. Die Bandbreite reicht von 2.500 bis über 100.000 Euro. Summiert ist mit einem Schaden bzw. Umsatzverlust von mehr als acht Millionen Euro zu rechnen. Internen Schätzungen zufolge geht man von etwa 85 Millionen Euro Schaden, umgelegt auf alle Gastronomie- und Hotelleriebetriebe in Kärnten, aus. „Diese Zahlen verdeutlichen die Dramatik für die rund 40.000 Beschäftigten in Kärntens Tourismus“, so Petritsch. Er fordert rasche und unbürokratische Hilfe durch die Politik ein: „Eine wichtige Sofortmaßnahme wäre das Verlängern des fünfprozentigen Mehrwertsteuersatzes bis Ende 2022. Zusätzlich brauchen wir dringend Umsatzersatzmaßnahmen in der Höhe von 30 Prozent, um die schlimmsten Verluste abzufedern.“
Sputnik, Kinder: Offene Fragen sorgen für zusätzliche Verunsicherung
Storniert wurden vor allem gesellschaftliche Feiern wie Weihnachts- und Geburtstagsfeiern: 74 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer gaben an, dass sie bereits (mehrere) Stornierungen für Feiern dieser Art erhalten haben. „Und wir sprechen hier nicht von großen gesellschaftlichen Ereignissen mit 100 oder mehr Gästen, diese waren heuer ohnehin kaum geplant. Abgesagt werden nun unzählige kleine Weihnachtsfeiern mit fünf bis zwanzig Personen“, berichtet Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie.
Im Beherbergungsbereich berichten 43 Prozent der befragten Betriebe von Stornierungen. Viele Gäste warten aufgrund der coronabedingt großzügigen Storno-Bedingungen noch ab. Für große Unsicherheit sorgt die Frage, welche Regelung es für Kinder ab 12 Jahren geben wird, die über keinen oder keinen gültigen Ninja-Pass verfügen. Dies ist bei österreichischen Kindern zum Beispiel in den Weihnachtsferien der Fall sowie bei allen Kindern aus dem Ausland. Problematisch ist nach wie vor, dass der Sputnik-Impfstoff nicht anerkannt wird. „Diese offenen Fragen sind für unsere Betriebe ein riesengroßes Problem. Von den Antworten hängen die Urlaube von Reisegruppen und unzählige Familienurlaube ab“, so Petritsch. Er appelliert an die Politik, so schnell als möglich praktikable Regelungen zu finden: „Es kann nicht sein, dass unsere Betriebe hier so lange im Ungewissen gelassen werden. Damit verschärft man die schwierige Lage noch zusätzlich!“ Weitere Stornierungen wurden außerdem im Bereich der Geschäftsessen (38 Prozent) und bei Seminaren (13 Prozent) vermeldet.
Einen gemeinsamen Appell im Namen der Kärntner Tourismuswirtschaft richten Sternad und Petritsch an die Bevölkerung: „Impfen schützt nicht nur die Gesundheit jedes Einzelnen, sondern ist ein wichtiger solidarischer Beitrag, um unsere Betriebe und damit auch unsere Arbeitsplätze zu erhalten. Eine höhere Impfbereitschaft ist die Basis dafür, dass wir es alle gemeinsam durch diese schwierige Zeit schaffen.“