Die Kärntner Tourismuswirtschaft fordert in einem offenen Brief an die Bundesregierung ein Ende des Lockdowns mit 13. Dezember. Sollte der Lockdown verlängert werden, droht großer wirtschaftlicher Schaden.
Der offene Brief im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schallenberg!
Sehr geehrter Herr Vizekanzler Kogler!
Sehr geehrter Herr Bundesminister Mückstein!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Köstinger!
Sehr geehrte Vertreter des Österreichischen Nationalrates!
Es ist für Sie wahrlich nicht die einfachste Situation, richtige und vor allem wirksame Maßnahmen in der Bekämpfung einer Pandemie zu setzen. Die Gesundheit aller ist unser oberstes Gut und es gilt zweifelsohne, ungeachtet aller Interessenslagen, diese am meisten zu schützen.
In Österreich liegen wesentliche Tourismusagenden durch die föderalistische Struktur in der Verantwortung der Landestourismusorganisationen, wie hier im südlichsten Bundesland bei der Kärnten Werbung. Unsere direkte Verbindung zu den Märkten, hin zu unseren Tourismusregionen und in weiterer Folge auch direkt zu unseren Tourismusbetrieben ermöglicht es uns, ein sehr klares Bild über die gesamte Marktentwicklung geben zu können.
Unsere internationalen Gäste und Partner wurden vom neuerlichen Lockdown genauso überrascht wie wir alle. Die Verunsicherung ist in allen Bereichen mehr als deutlich zu spüren. Mit der Erwartung, mit 13. Dezember die Wintersaison in Österreich nun doch beginnen zu lassen, konnten für Kärnten gerade noch Vertrauen und bereits getätigte Buchungen sowie Vertragsabschlüsse mit Reiseveranstaltern für die nächsten Monate gehalten werden.
Aus den unterschiedlichsten Bereichen vernehmen wir jedoch mit großer Sorge, dass eine Verlängerung des Lockdowns für den Tourismus von Ihnen in Erwägung gezogen wird. Wir sehen es als unsere Verantwortung, die damit verbundenen dramatischen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft aufzuzeigen, sollte eine Öffnung der Hotellerie mit entsprechender gastronomischer Versorgung erst nach Weihnachten in Betracht kommen.
Die österreichischen Skiregionen halten einen Marktanteil von 52% am gesamten europäischen Skitourismus. Sollte dieses für uns nicht vorstellbare Szenario eines verlängerten Lockddowns eintreten, können wir alle davon ausgehen, dass wir einen großen Teil unserer Buchungen für den gesamten Winter an andere Destinationen unwiederbringlich verlieren werden. Ein massiver Verlust, welcher dann zu einem späteren Öffnungszeitpunkt nicht mehr zu kompensieren sein wird. Unsere Tourismuswirtschaft hat in den letzten eineinhalb Jahren erfolgreich bewiesen, dass sie mit den umgesetzten Sicherheitskonzepten kein Infektionstreiber gewesen ist. Die heimische Tourismusbranche als Vorreiter und internationales Vorbild in der Umsetzung erfolgreicher Präventionskonzepte gerade jetzt gänzlich vom internationalen Winterreisemarkt auszuschließen, bringt einen noch nicht absehbaren Schaden – nicht nur für die gesamte Tourismuswirtschaft, sondern auch für deren Zulieferbranchen.
Wir sehen kein Argument dafür, warum die österreichischen Tourismusunternehmen nicht mindestens genauso erfolgreich wie die Schweizer Kollegen Gäste beherbergen könnten. Eine Öffnung der Tourismusbranche zeitgleich mit dem Handel ist für uns mehr als plausibel.
Wir ersuchen Sie daher eindringlich - neben den bereits bekannten Argumenten der Wirtschaftskammer und der ÖHV - auch die möglichen wirtschaftlichen Long Covid-Folgen für den gesamten Reisemarkt bei Ihren Entscheidungen in Betracht zu ziehen. Nicht nur die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertrauen auf Ihre Zusage für die Öffnung am 13. Dezember. Auch unsere Gäste und internationalen Reisepartner erwarten nach wie vor, dass die österreichische Tourismuswirtschaft sehr bald wieder das beweisen kann, für das sie weltweit bekannt ist: die besten und umsichtigsten Gastgeber – auch in besonders herausfordernden Zeiten wie diesen – sein zu dürfen.
In Erwartung einer verantwortungsvollen Entscheidung!
Im Namen der Kärntner Tourismuswirtschaft
Christian Kresse - Kärnten Werbung
Josef Petritsch - Wirtschaftskammer Kärnten, Fachgruppe Hotellerie und Freizeitwirtschaft
Sigismund Moerisch - Wirtschaftskammer Kärnten, Fachgruppe Hotellerie und Freizeitwirtschaft
Stefan Sternad - Wirtschaftskammer Kärnten, Fachgruppe Gastronomie
Hubert Koller - ÖHV Kärnten
Adolf Kulterer - Verein der Tourismusverbände Kärnten
Christopher Gruber - Tourismusregion Nassfeld – Lesachtal- Weissensee
Stefan Brandlehner - Tourismusregion Bad Kleinkirchheim I Millstätter See Nockberge
Markus Ramsbacher - Tourismusregion Katschberg I Lieser-Maltatal
Paula Müllmann - Tourismusregion Nationalpark Hohe Tauern
Georg Overs Tourismusregion Villach – Faaker See – Ossiacher See
Helmuth Micheler - Tourismusregion Klagenfurt am Wörthersee
Roland Sint - Tourismusregion Wörthersee
Robert Karlhofer - Tourismusregion Klopeiner See – Südkärnten
Gunter Brandstätter - Tourismusregion Mittelkärnten
Edith Sabath-Kerschbaumer - Landesverband Urlaub am Bauernhof in Kärnten
Silke Egger - Verband der Kärntner Privatvermieter
Foto: Kärnten Werbung