In Kärnten gelten rund 12.000 Kinder bis 14 Jahre als armutsgefährdet. Caritasdirektor Ernst Sandriesser fordert auf Basis der neuen Kinderkostenstudie eine bedarfsgerechte Umgestaltung der Familien- und Sozialleistungen und die Einführung einer Kindergrundsicherung.
Die neue Kinderkostenstudie bestätigt, was Caritas und andere Hilfsorganisationen bisher vermuteten: nämlich, dass die realen Kosten, die für Kinder anfallen, wesentlich höher sind als die bisher als Grundlage herangezogenen Zahlen. Im Durchschnitt betragen die Kosten für ein Kind in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen rund 500 Euro, in einem Alleinerzieher*innen-Haushalt für ein Kind sogar 900 Euro monatlich. „Zwischen Kinderkosten und Familienleistungen, die diese Kosten eigentlich abdecken sollten, klafft eine dramatisch hohe Lücke. Insbesondere Alleinerziehende und Familien mit niedrigen Einkommen schaffen es nicht, diese Lücke jeden Monat aus eigener Kraft zu schließen. Die Kinder sind die Leidtragenden“, warnt Caritasdirektor Ernst Sandriesser. Er sieht dringenden Handlungsbedarf und in der Studie einen ganz wichtigen Grundstein im Kampf gegen Kinderarmut.
Ungleiche Behandlung von Kindern
In Kärnten gibt es rund 20.000 „Ein-Eltern-Familien“ mit Kindern, also Familien, in denen Alleinerzieher*innen – zu 82 Prozent sind es Frauen – die monatlichen Kinderkosten von 900 Euro alleine bestreiten müssen. Da Alleinerzieher*innen auch stärker armutsgefährdet sind, haben deren Kinder auch ein höheres Risiko, in Armutslagen aufzuwachsen. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in Österreich – in Kärnten gelten rund 12.000 Kinder bis 14 Jahre als armutsgefährdet –
hat die Caritas in der Vergangenheit wiederholt eine Überprüfung der Familien- und Sozialleistungen auf ihre Armutsfestigkeit und ihre verteilende Wirkung hin gefordert. Caritasdirektor Sandriesser: „Die Daten des WIFO bestätigen, dass Familien je nach Einkommenssituation unterschiedlich stark von den derzeitigen Leistungen profitieren. Auf Basis der neuen Kinderkostenstudie braucht es eine rasche Nachjustierung.“ Weil: Die direkt familienbezogenen Geldleistungen sowie steuerlichen Begünstigungen ergeben durchschnittlich 328 Euro je Kind und Monat. Beträgt die Differenz von direkten Familienleistungen zu Kinderkosten in einem Zwei-Erwachsenenhaushalt durchschnittlich 166 Euro, wächst diese Differenz bei Alleinerzieher*innen auf 579 Euro! „Die ungleiche Behandlung von Kindern liegt dabei speziell an der Ausgestaltung des Familienbonus Plus, der mit der Höhe des Haushaltseinkommens steigt. Gerade Alleinerzieher*innen mit geringeren Einkommen können den Familienbonus nicht vollständig ausschöpfen“, so Sandriesser.
Jedes Kind ist gleich viel wert
Der Caritasdirektor fordert neben der bedarfsgerechten Umgestaltung der Familien- und Sozialleistungen die Einführung einer Kindergrundsicherung. „Damit könnte ein Leben ohne Armut für jedes Kind und somit eine dauerhafte Lösung für armutsgefährdete Familien und insbesondere Alleinerziehende sichergestellt werden. Denn: Jedes Kind ist gleich viel wert!“
Foto: Symbolfoto/David Visnjic