KSV1870 Insolvenzstatistik für das Jahr 2021 in Kärnten: Das 4. Quartal 2021 steht für eine Trendumkehr.
Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung für das Jahr 2021 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Kärnten im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 27 % auf 134 Fälle gesunken. Das Minus gegenüber dem Jahr 2019 fällt mit fast 59 % weniger Insolvenzen hingegen massiv aus. Aber: Das 4. Quartal 2021 hat auch in Kärnten eine Trendumkehr eingeläutet: 42 % aller diesjährigen Firmenpleiten erfolgten in diesem Zeitraum. Es zeichnet sich damit ein sukzessiver Abbau des Rückstaus an Firmenpleiten ab. Gleichzeitig sind die geschätzten Passiva um 48 % auf 95 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
„Wenn man von einer Trendumkehr sprechen möchte, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Blick auf die vergangenen Wochen zeigt sich deutlich, dass im Bereich der Unternehmen erstmals seit Beginn der Corona-Krise Quartalszahlen auf dem Tisch liegen, die sich auf ‚Vor-Krisen-Niveau‘ bewegen“, erklärt Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Standort Klagenfurt. Zwischen Oktober und Dezember 2021 wurden 56 Firmenpleiten gezählt – das sind 42 % aller diesjährigen Unternehmensinsolvenzen in Kärnten. Dieses Quartalsergebnis entspricht etwa 2,5 mal so vielen Fällen wie im Vorjahr. Dass die Zahl der Firmenpleiten in Richtung Jahresende steigt, ist aufgrund zuletzt auslaufender Staatshilfen wenig überraschend – hinzu kommt, dass Gesundheitskassa und Finanzämter nun wieder Insolvenzanträge stellen.
2021: Massive Unterschiede zwischen den Bundesländern
Österreichweit verhält sich die Insolvenzentwicklung bei den Unternehmen im Jahresverlauf sehr unterschiedlich – von einem massiven Minus bis hin zu einem deutlichen Plus ist alles dabei. Während Vorarlberg einen Rückgang von 33,3 % verzeichnet, gibt es im Vergleich zum Vorjahr in Wien (+ 14,1 %) und Niederösterreich (+ 6,2%) mehr Unternehmen, die in die Insolvenz geschlittert sind. Ebenfalls einen Rückgang verzeichnen Kärnten (- 27,2%), Salzburg (-13,9%), das Burgenland (- 7,6%), Tirol (- 7,5%) sowie Oberösterreich und die Steiermark mit einem Minus von jeweils 7,4 %.
Passiva: Markante Steigerung
Die geschätzten Verbindlichkeiten der Unternehmen sind gegenüber dem Jahr 2020 von 64 Mio. Euro um 48 % auf 95 Mio. Euro gestiegen. Dies lässt sich im Wesentlichen auf zwei Fälle, das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Energetica Industries GmbH, Liebenfels (Passiva 24,9 Mio. Euro) und das Konkursverfahren der CONEX GmbH, St. Veit (Passiva 14,9 Mio. Euro) zurückführen. „Trotz des Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr, sind die im Jahr 2021 verzeichneten Verbindlichkeiten nicht auffällig“, so Wiesler-Hofer. Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Bauwirtschaft und dem Gastgewerbe das Kärntner Insolvenzgeschehen.
Ausblick: Jahresausklang 2021 richtungsweisend für 2022
Die vom KSV1870 zuletzt prognostizierten Nachholeffekte bei den Unternehmensinsolvenzen sind wie erwartet eingetreten. Zwar wurden zahlreiche Firmenpleiten aufgrund der unter anderem erst Ende September ausgelaufenen „Safety-Car-Phase“ unnötigerweise verzögert, was aus volkswirtschaftlicher Sichtweise wenig sinnvoll ist, doch seit einigen Wochen ist ein deutlicher Anstieg in Richtung „Vor-Krisen-Niveau“ offensichtlich. Nichtsdestotrotz erwartet der KSV1870 auch im kommenden Jahr keinen plötzlich eintretenden Insolvenzausbruch, sondern eine sukzessive Fortsetzung der jüngsten Entwicklung. „Die im vierten Quartal eingesetzte Trendumkehr wird für die Zahl der Firmenpleiten im Jahr 2022 richtungsweisend sein. Es ist davon auszugehen, dass sich das aktuelle Niveau fortsetzen wird“, erklärt Wiesler-Hofer. Für das kommende Jahr ist damit ein Ergebnis rund um die 300-Fälle-Marke durchaus realistisch – damit würde man sich auf „Vor-Krisen-Niveau“ befinden.