„Ach so fromm, ach so traut“, schallt es über den menschenleeren Pfarrplatz.
Die Stimmung ist unbeschreiblich. Abenddämmerung, die Innenstadt leergefegt, vereinzelt huscht noch ein Mensch durch die engen Gassen der Altstadt. Stille, absolute Stille. Aus der Ferne hört man ein fahrendes Auto und sonst nur das Geräusch des Windes. Die Turmuhr des Stadtpfarrturms schlägt 18.00 Uhr, ein älterer Herr auf Gassirunde mit seinem Hund bleibt am Ende des Pfarrplatzes stehen und richtet seinen Blick nach oben, auf das Haus Nr. 17. Im Haus dahinter, in der Wiener Gasse, öffnet sich eine Dachluke und zwei Köpfe kommen zum Vorschein, in Erwartung des bevorstehenden Ereignisses.
Ein Fenster am menschenleeren Pfarrplatz öffnet sich und Rechtsanwalt Mag. Peter-Paul Suntinger beugt sich aus dem Fenster. Er kündigt an, "heute gibt es aus der Oper 'Martha', von Friedrich von Flotow, die Arie des Lyonel, „Ach so fromm, ach so traut“. Für drei Minuten fühlt man sich in eine andere Welt entrückt, die wenigen Zuhörer klatschen begeistert Beifall. So schenkt Suntinger in dieser schweren Zeit seinen Nachbarn Freude und Zuversicht und das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Hier noch der Text der Arie
„Ach so fromm, ach so traut, hat mein Auge sie erschaut; ach so mild, ach so rein, drang ihr Bild ins Herz mir ein. Banger Gram, eh‘ sie kam, hat die Zukunft mir umhüllt, doch mit ihr blühte mir treues Dasein lusterfüllt. Weh! Es schwand, was ich fand, ach! mein Glück erschaut‘ ich kaum, bin erwacht und die Nacht raubte mir den süßen Traum, den süßen Traum! Martha! Martha! Du entschwandest, und mein Glück nahmst du mit dir; gib mir wieder, was du fandest, oder teile es mit mir, ja, teile es mit mir, ja mit mir!