Bis in das 16. Jahrhundert reicht die Tradition der Gautschfeiern in der Druckbranche zurück. Schon damals wurden die Lehrlinge nach der bestandenen Abschlussprüfung während einer besonderen Zeremonie in ein Wasserfass getaucht – begleitet von Versen und dem wachsamen Auge eines Gautschmeisters. Die Kärntner Druckereien halten an diesem alten Brauch fest, welcher erst vor einigen Monaten offiziell als immaterielles UNESCO Kulturerbe Österreichs anerkannt wurde.
Druckland Kärnten macht auf sich aufmerksam
Bei einer großen öffentlichen Gautschfeier in Klagenfurt mit Umzug durch die Stadt wurde gemeinsam mit prominenten Vertretern aus Politik und Wirtschaft öffentlich der Gautschbrief verlesen sowie Lehrlinge und Ehrengäutschlinge spektakulär in ein Wasserfass getaucht. Daniel Kreiner, Obmann der WK-Fachgruppe Druck, sagt dazu: „Für uns ist die Gautschfeier immer ein besonderer Moment, da wir hier die Lehrlinge unserer Branche in den Gesellenstand erheben und sie von den Sünden der Lehrzeit befreien. Und zum Zweiten wollen wir mit dem Druckland Kärnten darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, Aufträge regional zu vergeben, denn nur so können wir Arbeitsplätze und damit verbundenen Wohlstand auch in unserem Land belassen!“
Lebendiges Branchen-Brauchtum
Das Wort „Gautschen“ kommt ursprünglich vom Papierschöpfen, bei dem es natürlich auch recht nass zugeht. Trocken bleiben daher bei einer Gautschfeier nur wenige, denn schließlich soll das Gautschen auch Glück bringen. Auszubildende werden dabei symbolisch von ihren Sünden in der Ausbildungszeit reingewaschen. Wer als Lehrling den Packern entwischte, musste sein Gautschfest nicht selber bezahlen. Deshalb ruft der Gautschmeister laut: „Packt an!“ – und es wird versucht den Lehrling zu schnappen, der sich entsprechend wehrt. Das Holzfass bzw. die Badewanne wurde aus Lärchenholz von Edelholz Mittmasser in Kooperation mit dem Makerspace Carinthia gefertigt. Das Fass ist 230 Zentimeter lang, 120 Zentimeter breit und 105 Zentimeter hoch.
Nach der Gautschzeremonie erhält der "neue Jünger Gutenbergs" einen Gautschbrief als Zeugnis dafür, dass er in die Gemeinde der Zunftgenossen nach altem Brauch aufgenommen ist und dadurch sämtlicher "Rechte und Privilegien" teilhaftig wird, die die ehrsame Buchdruckerzunft zu vergeben hat. Aber in den Genuss des Gautschens kommen nicht nur Lehrlinge, sondern auch Ehrengäutschlinge, denen vorab nichts verraten wird. Bei den heißen Temperaturen war die Gautschfeier allerdings in diesem Jahr eine willkommene Erfrischung.
Gegautscht wurden:
Sowie die Ehrengäutschlinge:
Fotos: Mein Klagenfurt / Thomas Hude / WKK / Arneitz | Videos: Mein Klagenfurt