Villach war Treffpunkt von zwei gegensätzlichen-, aber friedlichen Demonstrationen.
Die PdV (Partei des Volkes), die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DöW) als rechtsextrem eingestuft wird und der eben vom DöW "einige Affinitäten zur NS-Ideologie" attestiert werden, lud zur Großkundgebung auf den Villacher Hauptplatz. Unter Ihnen so manch bekanntes Gesicht aus der rechten Szene.
Vorab wurden die Anhänger der Rechtsextremen per Lautsprecherdurchsage angewiesen, keine eindeutigen Handzeichen, sowie gewisse Parolen von sich zu geben, da man offenbar schon Erfahrung damit hatte, wer sich von Kundgebungen der PdV angezogen fühlt. Auch so prominenten Personen wie Robert Marschall oder Susanne Winter bot die Partei eine Bühne, ihre Heimatliebe kundzutun.
In schon bekannter Manier wurde dann gegen die EU, die Regierung und natürlich gegen das Thema Nr 1., die Flüchtlinge, gewettert. Thematisiert wurden u.a. unsere Kultur und unsere Werte, und welch geringen Wert Frauen in den Kulturen der Zuwanderer, im Gegensatz zu uns hier, hätten, und wie erwartet kam auch wieder die Forderung "Grenzen zu". Dann stimmte man die Bundeshymne an, mit einem Zitat von Andreas Gabalier, dass "wir die Bundeshymne so singen, wie wir sie in der Schule gelernt haben". Vor lauter Wertschätzung für die österreichischen Frauen, wurden dann diese nicht in der Bundeshymne besungen. Kein Kabarettist hätte die Skurrilität der Situation besser darstellen können, Kabarett at its best, sozusagen.
Auf der anderen Seite lud ein Bündnis von klugen Köpfen, wie der österreichischen Hochschülerschaft Klagenfurt, der Grünen und Alternativen Studenten Kärnten, der Aktion kritischer Schüler Kärnten, der jungen Linken, der Initiative "Flüchtlinge Willkommen in Kärnten" und Privatpersonen, zur Gegendemo für ein menschliches Europa. Der Demonstrationszug führte vom Villacher Westbahnhof bis zum Kaiser-Josef-Platz.
Der Organisator des Bündnisses, Sebastian Glanzer, zu seiner Motivation: „Menschen, die zu Gewalt gegen Flüchtlinge aufrufen und neonazistische, antisemitische Postings im Internet veröffentlichen, haben in unserem Villach keinen Platz! Zeigen wir, dass wir für ein buntes Villach stehen, gerade jetzt in Zeiten des Faschings. Hohe Parteifunktionäre der PdV haben auf Facebook unter anderem Postings geteilt, wo Hitler als größter Sohn Deutschlands bezeichnet wurde und Juden bezichtigt wurden, hinter der Flüchtlingskrise zu stecken. Rechtsextremes Gedankengut hat in einer modernen Demokratie nichts verloren. Die Zeit von Rechtsextremen ist seit 1945 vorbei," so Glanzer.
Besorgt zeigte sich der Gründer des Zentrums für Friedensforschung und Friedenspädagogik an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Univ.-Prof. Mag. Dr. Werner Wintersteiner: "Meine Sorge gilt nicht dem extremistischen Rand, den gab und gibt es immer, nein, meine Sorge resultiert aus der Tatsache, dass offensichtlich die politische Mitte sich beginnt zu radikalisieren und nach rechts rückt".
Ein positives Zeugnis muss der Polizei ausgestellt werden, die vorbildlich und deeskalierend agierte, und zu jeder Zeit die Sicherheit in der Villacher Innenstadt garantierte.
Fotos: Konitsch/Krammer