Zum Abschluss der 1. „Oh wie schön“-Initiative in Klagenfurt setzten sich am 20. April 2023 beim gleichnamigen Symposium Wissenschaftler und Experten mit der Bedeutung der historischen Bausubstanz Klagenfurts auseinander. Diskutiert wurde, welcher Umgang mit dem reichen Renaissance-Erbe der Stadt gewählt werden sollte und welche Zukunfts-Potenziale im einzigartigen Zusammenwirken aus Natur- und Kulturraum der Stadt stecken.
Das außergewöhnliche baukulturelle Erbe Klagenfurts steht im Zentrum der laufenden „Oh wie schön“-Aktion. Neben einem Suchrätsel und Gewinnspiel für Klagenfurter*innen setzen sich zum krönenden Abschluss der Initiative auch Wissenschaftler und Experten auf Fachebene mit dem Thema auseinander: Beim Symposium „Oh wie schön ist Klagenfurt“, im Haus der Architektur.
Erörtert und diskutiert wurden dabei die touristische Bedeutung der historischen Bausubstanz genauso wie ihre identitätsstiftende Rolle, welchen Zugang andere Städte mit vergleichbarem Erbe gewählt haben und die wirtschaftlich nachhaltigen Chancen, die sich daraus für die Stadt ergeben können.
Mehr Bewusstsein zu schaffen für die Einzigartigkeit der Renaissance-Stadt Klagenfurt und das kraftvolle, inspirierende Zusammenspiel des Natur- und Kulturraums ist das Ziel dieses Symposiums, das veranstaltet wurde von der Klagenfurt Marketing GmbH gemeinsam mit dem Architektur Haus Kärnten, der Tourismus Region Klagenfurt am Wörthersee GmbH und der Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt.
Erhalt, Abbruch & Umbau
Als Fachreferenten konnten namhafte Expert*innen aus dem deutschsprachigen Raum gewonnen werden, darunter etwa die Welterbe-Spezialistin Patricia Alberth, die jahrelang das Zentrum Welterbe in Bamberg leitete und zuvor für die UNESCO tätig war. Sie referiert über Erfahrungen aus der Weltkulturerbe-Stadt Bamberg und denkt, dass „auch das kulturelle Erbe Klagenfurts vielseitig ist und interessante Anknüpfungspunkte an die Programme der UNESCO bietet.“
Wolfhart Fally, Raumplaner und Präsident des Stadtvereins Salzburg, thematisiert die Teilhabe der Bevölkerung an Diskussionsprozessen rund um die vorhandene Bausubstanz am Beispiel der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Salzburg.
Und Ernst Beneder, Architekt aus Wien mit Fokus auf Realisierungen im historischen Kontext, erörtert den Abbruch- und Umbruch-Trend in vielen historischen Städten und geht auf die Chancen ein, die ein Erhalt des „Großen Ganzen“ bieten kann.
Zuvor erörtern Raffaela Lackner (Architektur Haus Kärnten) sowie Inga Horny (Klagenfurt Marketing) und Helmuth Micheler (Tourismus Region Klagenfurt am Wörthersee) das einzigartige Zusammenwirken von Architektur und Naturraum in Klagenfurt beziehungsweise die immense Bedeutung von Wertschätzung und Pflege wertvoller Bausubstanz für Wirtschaft und Tourismus.
Ort der Inspiration und Kreativität
„Klagenfurt ist voller baukultureller Schätze und Besonderheiten, die mehr ins Bewusstsein gehören sowie angemessen und zeitgemäß bewahrt werden müssen. Durch die prägende Renaissance-Planung von Domenico Dell Allio drückt sich das besondere Selbstbewusstsein von damals aus und beeinflusst gleichzeitig heute noch städtebauliche Entwicklungen“, betont Raffaela Lackner.
Für Inga Horny ist Klagenfurt „ein Ort der Inspiration, der Kreativität und des Schaffens. Viele große Künstler*innen fanden hier, im Spannungsfeld aus einzigartiger Kultur- und Naturlandschaft, seit jeher maßgebliche Impulse.“
Und Helmuth Micheler betont: „Bewahren allein ist zu wenig. Die Schönheit unserer alten Dame muss behutsam gepflegt werden und mit viel Liebe, Ästhetik und Verstand für die nächsten Generationen erlebbar gemacht werden. Klagenfurt braucht eine neue Renaissance!“
Diskussion & Zukunftsszenarien
In Dialog- und Diskussionsrunden zwischen den Fachvorträgen können sich die rund 60 Teilnehmer austauschen und ihre jeweiligen Standpunkte und Ideen einbringen. Darunter auch die Klagenfurter Stadträt*innen, Wirtschaft- und Tourismusreferent Max Habenicht, Stadtentwicklungsreferentin Corinna Smrecnik und Kulturreferent Franz Petritz sowie Alexander Gerdanovits, Leiter der Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt.
Habenicht ist überzeugt: „Unsere Landeshauptstadt bietet viele schöne und besondere Plätze, an denen man unbewusst einfach vorbeigeht. Mit Oh-wie-schön holen wir diese nun zurück ins Bewusstsein.“
Corinna Smrecnik freut sich, dass „unsere Smartcity Klagenfurt ein mannigfaltiges Kunstwerk ist, auf den ersten sowie auf jeden weiteren Blick. Und wer genau hinschaut, erkennt die Schönheit im Detail.“
Alexander Gerdanovits betont, dass „Klagenfurt mit seinen versteckten Renaissanceinnenhöfen, idyllischen Plätzen und gepflasterten Gässchen immer eine Entdeckungsreise wert ist. Es mag sein, dass sich dem Kulturtouristen die kulturelle Vielfalt nicht sofort erschließt, denn vieles vom feinen Programm ist nicht nur in den klassischen Kulturtempeln zu finden, sondern oft in kleinen Kulturhotspots, Galerien oder in Form von kulturellen Innenhofveranstaltungen.“
Und Franz Petritz ergänzt: „Meist erst auf den zweiten Blick eröffnen sich in Innenhöfen, historischen Villen oder über die Stadt verteilten Orten Überraschungen der besonderen Art. Schön, wenn diese den Charme des Authentischen beibehalten dürfen und unaufdringlich verführen.“
Auf die Fragen, wie man dies auch in Zukunft intensivieren bzw. sicherstellen kann, soll dieses Symposium ein vielfältiges Bündel an Denkansätzen und Antworten liefern.
Und ein Aviso zum Schluss: Eine 2. Auflage der „Oh wie schön“-Initiative ist für Herbst 2023 bereits in Planung.
Fotos: Mein Klagenfurt