Der erste vorweihnachtliche Einkaufssamstag war laut Berichten der Klagenfurter Geschäftsleute „ein voller Erfolg“. Maßgeblich dazu beigetragen haben Kunden aus Italien, die im Advent traditionellerweise Shopping-Ausflüge nach Kärnten unternehmen. Das machen die nicht, weil es in Italien nichts zu kaufen gäbe, sondern weil ihnen die Weihnachtsdekorationen und die Christkindlmärkte gefallen. Es sind also gerade unsere Traditionen und Bräuche, die Leute aus anderen Regionen anlocken. Logisch. Man fährt nicht hunderte Kilometer, um genau dasselbe zu sehen wie das, was man Zuhause hat. Brauchtum und Traditionen sind also, solange sie nicht in Abkapselung münden, ein großes Plus, das sich auch in harter Münze niederschlägt. Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus dagegen machen Geschäfte zunichte und zerrütten das Verhältnis zu den Nachbarn.
So richtig in Schwung kam das Business mit unseren südlichen Nachbarn erst mit dem Abbau der Grenzstationen. Seit wir der EU und dem Schengen-Abkommen beigetreten sind, ist der Shoppingtrip nach Österreich für Italiener ebenso normal geworden wie ein „Hupfer“ der Kärntner nach Italien. Und so steigt heute die Familie aus Triest ins Auto, um „mal kurz“ nach Klagenfurt zu fahren, während Klagenfurter „mal kurz“ nach Triest düsen, um am Meer einen Kaffee zu trinken. Ich weiß nicht, wie Ihr das seht, liebe Leserinnen und Leser, aber der „Klage“ meint, dass das ein Zugewinn an Lebensqualität ist und dass das besser ist als die Zeit, in der wir in Thörl-Maglern im Stau standen und hofften, nicht gefilzt zu werden.
Offene Grenzen sind freilich nicht dasselbe wie völlig unkontrollierte Grenzen. In Notfällen darf eh jeder Schengen-Staat Grenzkontrollen durchführen. Aber auch im Normalfall kann die Polizei mit modernen Methoden und Stichproben einen ganz guten Überblick darüber behalten, wer da nach Österreich kommt. Und vergessen wir nicht: Wir grenzen ja nicht an irgendeine Bananenrepublik, sondern an ein hoch entwickeltes Land. Norditalien ist eine der reichsten Regionen der Welt mit einer durchschnittlichen Kaufkraft, die jene von Kärnten weit übertrifft. Wenn also Italiener wenigstens einen Teil dieser Kaufkraft nach Klagenfurt bringen, ist das nur zu begrüßen. Wichtig für gute Geschäfte mit italienischen Kunden ist, dass diese sich willkommen fühlen. So wie wir uns freuen, wenn man in der Rezeption eines italienischen Hotels Deutsch spricht, freuen sich Italiener über Verkäuferinnen und Verkäufer, die Italienisch beherrschen. Fremdsprachen zu können wird immer wichtiger, gerade in einer Region wie der unsrigen, in der auf relativ kleinem Raum gleich drei Sprachen aufeinandertreffen.
Das florierende Vorweihnachtsgeschäft mit Kunden aus Italien zeigt uns auch, dass Weltoffenheit und Toleranz nicht nur schöne Worte sind, sondern ganz praktische Auswirkungen haben. Wer jeden Menschen hasst, der eine dunklere Hautfarbe hat, hasst womöglich nicht nur arme Schlucker auf der Flucht, sondern wohlhabende potenzielle Kunden und Kundinnen. Hass ist überhaupt eine dumme Sache. Daran sollten wir uns gerade auch im Advent erinnern, einer Zeit, in der wir die Ankunft des Messias feiern. Und der war bekanntlich ein dunkelhäutiger Jude aus dem Nahen Osten.
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