Burka, Niqab, Tschador – die Verschleierung von Frauen hat viele Namen und Varianten. Aber egal, ob diese mobilen Zelte einen Sehschlitz freilassen oder sogar die Augen hinter einem Stoffgitter verbergen, sie alle machen die Frau zum Objekt, zum Besitz ihres Ehemanns oder ihrer Familie, der eifersüchtig vor den Blicken von Fremden verborgen werden muss. Auch dann, wenn eine Frau eine Vollverschleierung freiwillig trägt, steht diese nicht für die freie Wahl der Bekleidung, wie das manche behaupten, sondern für das genaue Gegenteil, nämlich für Zwang und (Selbst)Ausgrenzung. Die Verschleierung steht gegen alles, was fortschrittliche Menschen teils unter Lebensgefahr erkämpft haben und wofür sie in der islamischen Welt auch heute noch teils unter Lebensgefahr kämpfen: Die Gleichwertigkeit aller Menschen.
In Österreich ist die Vollverschleierung noch ein überschaubares Problem. Frauen mit Burka oder Niqab sieht man vor allen in der Wiener Innenstadt, wenn arabische Scheichs in Begleitung ihrer Frau(en) den Reichtum verprassen, für den wir mit jedem Stopp an der Tankstelle sorgen. Trotzdem ist eine Diskussion über ein mögliches Verbot dieser frauenfeindlichen Fetzen sinnvoll, denn es geht um Grundsatzfragen. Österreich wäre mit so einem Verbot nicht allein. In Belgien, den Niederlanden, Spanien und Italien ist die Vollverschleierung in der Öffentlichkeit bereits untersagt. Auch in islamischen Ländern wie Tunesien und der Türkei gibt es gesetzliche Einschränkungen für religiöse Frauenverhüllung. In Ägypten haben die obersten Religionsgelehrten die Ganzkörperverhüllung für unislamisch erklärt.
Die teils erbittert geführt Auseinandersetzung in islamischen Staaten zeigt, was hinter dem Trend zu Niqab, Burka usw. steckt, nämlich ein innerislamischer Kulturkampf um die Deutungshoheit. Grob gesagt ist es vor allem das ungeheuer reiche Saudi Arabien, das auf der ganzen Welt ein Netzwerk aus konservativen Moscheen finanziert, über das die extremsten Auslegungen des Koran verbreitet werden. Noch in den 80er Jahren waren vollverschleierte Frauen in den meisten islamischen Ländern eine Ausnahme, häufig waren das saudische Touristinnen. Aber seit die Saudis überall die ärgsten Fanatiker hochpäppeln, ist der moderate Islam auf dem Rückzug und der fanatische, mittelalterliche Islam auf dem Vormarsch. Wir können zwar die Burka verbieten, aber das wird das Grundproblem nicht lösen, und das Grundproblem ist, dass wir Saudi Arabien und anderen ölreichen Golfstaaten in den Hintern kriechen und sie tun lassen, was sie wollen, obwohl wir genau wissen, dass diese Staaten Terroristen finanzieren und auf der ganzen Welt Muslime mit einer ultrakonservativen, eigentlich rechtsextremen Form des Islam indoktrinieren. Wenn wir also nicht wollen, dass sich ein frauenfeindlicher Islam weiter ausbreitet, der dazu noch Christen, Juden und vor allem Religionslose hasst wie die Pest und blutig bekriegt, müssen wir endlich Farbe bekennen und sagen: „Wir nehmen das nicht mehr hin, Wir stellen uns offen auf die Seite der Reformer und Revolutionäre, die unter Lebensgefahr für Menschenrechte in Saudi Arabien und anderen ultra religiösen Ländern kämpfen“. Bei uns die Burka und den Niqab zu verbieten, kann allenfalls ein Anfang sein.
Die Diskussion um ein Verbot der Burka sollte uns freilich nicht davon ablenken, dass Gesetze allein zu wenig sind. Wir brauchen mehr Frauenhäuser und andere Institutionen, die Frauen helfen, wenn sie vor Gewalt flüchten. Wir sollten alles dafür tun, dass Frauen finanziell nicht von ihren Ehepartnern oder Familien abhängig sind. Und wir müssen die Gleichberechtigung selber vorleben. Solange Frauen für gleiche Arbeit weniger verdienen und Sexismus immer noch salonfähig ist, sind wir nicht ganz glaubwürdig, wenn wir anderen Frauenfeindlichkeit vorwerfen, aber den misogynen Balken im eigenen Auge nicht bemerken.
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