Ausgerechnet jetzt, da die Welt eine Öko-Partei gut brauchen könnte, zerlegen sich die Grünen selbst.
Mit dem Parteiaustritt von Andrea Wulz haben die Kärntner Grünen, ohnehin nicht mit einer Personaldecke von der Dicke des Glocknermassivs gesegnet, wieder eine prominente Persönlichkeit verloren. Wulz ist nicht irgendwer. Sie hat die Kärntner Grünen mit begründet und war zwölf Jahre lang Stadträtin und Klubobfrau in Klagenfurt. Während Andrea Wulz von Mobbing spricht und die politische Performance ihrer (Ex)Partei scharf kritisiert, nennt der derzeitige Grüne Klagenfurter Klubchef Frank Frey den Abgang seiner Kollegin einen „herben Verlust“. Die internen Vorgänge sind von außen schwer zu bewerten, aber eines möchte man den Grünen dann doch zurufen: Ja habt ihr sie denn noch alle?
Genau jetzt, da wir eine umweltfreundliche, solidarische und kritische Kraft brauchen wie nie zuvor, lösen sich die Grünen immer weiter auf. Während 16-jährige schwedische Schulmädchen im Alleingang die Welt aufrütteln und sich weigern, der Zerstörung ihrer Zukunft durch den menschengemachten Klimawandel weiter tatenlos zuzusehen, begeht ausgerechnet jene Partei in Österreich, die aus Sorge um die Umwelt gegründet wurde, Harakiri? Während die schwarz-blaue Bundesregierung hart erkämpfte Arbeitnehmerrechte abbaut und sogar die Menschenrechte in Frage stellt, löst sich eine Partei, die immer für ein soziales Miteinander und für die Grundrechte eintrat, wegen innerer Streitereien quasi auf?
Wenn die Grünen, nicht nur in Kärnten, nicht alsbald ihre sieben Tassen wieder finden und in den Schrank räumen, werden sie als politische Kraft verschwinden. Damit werden aber nicht die brennenden ökologischen und sozialen Fragen verschwinden. Die Nachfrage nach einer Politik, die sich um Natur und Tierwelt ebenso kümmert wie um soziale Gerechtigkeit, Frauenrechte und Minderheiten, wird nicht nur bleiben, sondern steigen. Machen die Grünen mit ihrer Autodestruktion so weiter, werden andere Parteien die Nachfrage bedienen. Und genau das passiert in Kärnten ja auch schon, wo die SPÖ unter Peter Kaiser erkennbar versucht, wirtschaftlich benachteiligte Menschen ebenso anzusprechen wie sozial denkende Leute aus der Mittelschicht. Sollte die SPÖ auch noch ihr ökologisches Profil schärfen, könnte sie die grüne Wählerschicht fast zur Gänze schlucken. Neutral betrachtet wäre es ja egal, ob nun die Grünen eine ökologische und soziale Politik machen oder die Roten, aber die Parteigeschichte der Grünen zeigt, dass es eben einer Partei bedarf, vor allem einer spezialisierten und überschaubar großen, um vormalige Minderheitsanliegen mehrheitsfähig zu machen. Denn Großparteien scheuen sich oftmals, heikle Themen mit derselben Dringlichkeit aufzugreifen, eben weil sie durch ihre Größe viele verschiedene Teile der Bevölkerung repräsentieren, die teilweise diametral entgegengesetzte Interessen haben.
Man braucht kein Grüner zu sein, kein „Linker“ und noch nicht einmal ein Umweltfreund, um die Selbstzerstörung der Grünen zu bedauern. Man muss nur ein Demokrat sein, um das schlecht zu finden.
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