Sechs Argumente, die für Van der Bellen und gegen Norbert Hofer sprechen.
Österreich steht vor einer historischen Wahl. Am 22. Mai geht es darum, ob wir weiterhin in dem Österreich leben wollen, das wir kennen und das trotz aller Probleme eines der reichsten, sichersten und gerechtesten Länder der Welt ist, oder ob wir uns auf ein Experiment mit ungewissem Ausgang einlassen. Es ist nicht egal, ob unser nächster Bundespräsident Van der Bellen oder Norbert Hofer heißt.
1.
Alexander Van der Bellen ist kein „Linker“, schon gar kein radikaler oder extremer Linker. Er ist ein bürgerlich-liberaler Professor, der an den freien Markt, Europa und den Sozialstaat glaubt. Er ist ein Politiker der Mitte.
Norbert Hofer hat sich mehrmals gegen die EU ausgesprochen. Ein Austritt aus der Europäischen Union wäre aber für Österreich verheerend. Vor allem Unternehmen, die viele Geschäfte mit Italien, Deutschland und Slowenien machen, würde so ein Austritt hart treffen. Zehntausende Arbeitsplätze wären in Gefahr. Österreich ist seit dem EU-Beitritt um einiges wohlhabender geworden. Natürlich gibt es auch Probleme, aber insgesamt hat die EU uns Wirtschaftswachstum gebracht und Europa näher zusammengeführt. Heute sind Udine oder Laibach nicht mehr „Ausland“, sondern Teil derselben Union von Staaten. Es wäre nicht klug, das aufs Spiel zu setzen. Hofers Partei, die FPÖ, greift auch den Sozialstaat offen an und will weniger Geld für Arbeitslose, Kranke, alleinerziehende Mütter und andere Bedürftige ausgeben.
2.
Alexander Van der Bellen ist ein rationaler Mensch und vertraut der Wissenschaft.
Norbert Hofer hat gleich mehrere parlamentarische Anfragen über „Chemtrails“ gestellt. „Chemtrails“ ist eine Verschwörungstheorie, laut der aus Flugzeugen giftige Dämpfe über der Bevölkerung versprüht werden. Es gibt keinen einzigen Beweis für diese steile These. Zehntausende Menschen, die international in der Flugzeugindustrie, auf Flughäfen und so weiter arbeiten, müssten sich alle verabredet haben, um diese „Wahrheit“ zu verschweigen. Das ist lächerlich. Ein österreichischer Bundespräsident soll aber nicht lächerlich sein.
3.
Alexander van der Bellen bekennt sich eindeutig zu Österreich.
Norbert Hofer gehört einer deutschnationalen Burschenschaft an, die Österreich nicht als Nation anerkennt. Bei öffentlichen Auftritten trug Hofer öfters eine Schärpe in den Farben der deutschen Nationalflagge. Österreich braucht aber keinen Präsidenten, der die eigene Nation leugnet und lieber Deutscher wäre, sondern einen Patrioten an der Spitze des Landes.
4.
Alexander Van der Bellen will als Bundespräsident nur in Notfällen in die Tagespolitik eingreifen.
Norbert Hofer hat angekündigt, Regierungen und Politiker, die ihm nicht passen, entlassen zu wollen.
5.
Alexander Van der Bellen hat international einen guten Ruf und kann Österreich gut repräsentieren. Er wird von keinem Land als Bedrohung oder Feindbild gesehen.
Norbert Hofer wäre ein international weitgehend isolierter Präsident und könnte allenfalls nach Ungarn oder nach Polen reisen. Erst vor kurzem hat Hofers Partei den europäischen Frieden mit der Forderung nach einem Anschluss Südtirols mutwillig gestört. Man kann sich ausrechen, wie ein Präsident Hofer in Italien ankommen würde.
6.
Alexander Van der Bellen ist ein Universitätsprofessor im Ruhestand und ein Wirtschaftswissenschaftler. Eine Zeit lang war er Bundessprecher der Grünen. Von ihm ist keine einzige radikale Wortmeldung bekannt. Van der Bellen gilt als nachdenklich, umsichtig, konziliant und gelassen.
Norbert Hofer gehört zum rechten Flügel der FPÖ. Er hat mehrmals gefordert, das NS-Verbotsgesetz abzuschaffen. Dieses Gesetz verbietet in Österreich die Neugründung der NSDAP und ihrer Vorfeldorganisationen wie zum Beispiel SS und SA. Es stellt sich die Frage, wieso es einem Politiker, der ein Demokrat sein will, so wichtig ist, die Nazipartei wieder zuzulassen. Es sollte jedem bekannt sein, was für ein Unheil die Nazis über die Welt gebracht haben. Die Bilanz des Nationalsozialismus waren weltweit rund 80 Millionen Tote, darunter auch Hunderttausende Österreicher.
Kurz: Österreich braucht einen verlässlichen Präsidenten und keinen politischen Abenteurer. Österreich braucht einen Präsidenten mit internationalem Ansehen und keinen, der das Land in die Isolation führt. Österreich braucht einen Präsidenten, der keinen abstrusen Verschwörungstheorien anhängt und der nicht mit dem Gedanken spielt, das Verbotsgesetz abzuschaffen. Österreich braucht Alexander Van der Bellen und nicht Norbert Hofer.
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