Am 1. März dürfen wir eine neue Stadtregierung und einen neuen Bürgermeister wählen. Ob der derzeitige Stadtchef, der international bekannte Intellektuelle Christian Scheider, danach noch als Bürgermeister in Werbefilmen auftreten wird und behaupten darf, Klagenfurt liege „am Fuße des Wörthersees“, ist alles andere als sicher. Wird unser neuer Boss vielleicht eine Sie sein? Mary-Lou Mathiaschitz eventuell? Böse Stimmen behaupten, sie hätte für den Posten gar keine Zeit, da sie ihre ganze Energie in die Abwehr innerparteilicher Intrigen stecken muss. Aber es stehen noch weitere qualifizierte Frauen zur Wahl. Renate Kanovsky-Wintermann vom „Team Stronach“, pardon, „Team Klagenfurt“ etwa. Sie hat auf Jörg Haider gehört, sie hat auf Frank Stronach gehört, möglicherweise hört sie auch auf die Bürgerinnen und Bürger? Vielleicht hat die zweite Stronach-Abspaltung um Andrea Krainer, „Das Moderne Österreich“, eine Chance? Das wäre dann auch ein Beweis dafür, dass wir Klagenfurter nicht fremdenfeindlich sind, immerhin ist Frau Krainer eine Villacherin, kommt sozusagen aus Erzfeindesland. Oder wir nehmen die dritte Mutation des Stronach-Vereins, die „Unabhängige Liste“ mit Willy Haslitzer an der Spitze? Der hätte als ehemaliger ORF-Chef immerhin Erfahrung im Umgang mit Schlangengruben und Löwenhöhlen.
Möglicherweise probieren wir was ganz Neues aus und wählen die Neos, machen Klaus-Jürgen Jandl zum Bürgermeister und freuen uns über Österreichs erste Coffeeshops nach Amsterdamer Vorbild? Haschisch soll ja das Bewusstsein erweitern und das würde Klagenfurt bei Gott nicht schaden. Apropos Gott: Sollen wir lieber die Partei mit dem traditionell guten Draht zum lieben Herrgott bevorzugen? ÖVP-Kandidat Otto Umlauft ist immerhin Stadtrichter, womit ihm der Schritt zur Realsatire der Klagenfurter Kommunalpolitik nicht schwer fallen sollte. Da Flexibilität im Berufsleben immer wichtiger wird, könnte man auch Albert Gunzer und seine „Bürgerallianz“ wählen. Er wechselte ja mühelos von der FPÖ zum BZÖ und wieder zurück, was von einiger Elastizität kündet. Außerdem handelt der Mann mit Farben, und einen frischen Anstrich könnte die Stadt, die in manchen Ecken mehr an Ljubljana ca 1981 als an eine moderne Landeshauptstadt erinnert, durchaus vertragen.
Chancen werden übrigens auch den Grünen ausgerechnet. Bei überregionalen Wahlen waren sie in Klagenfurt ja schon ein paar mal sehr stark. Deren Kandidat Frank Frey wurde von seiner Partei mit überwältigenden 53 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt, ein Signal äußerster innerparteilicher Harmonie. Mit Frey hätten wir einen Bürgermeister, der für Umweltschutz ebenso eintritt wie für Vollbärte und Dauerwellen. Möglicherweise wird aber alles ganz anders und die nächste Bürgermeisterin heißt Wilhelmine Mayerhofer? Die Einzelkämpferin und Quereinsteigerin steht laut eigenen Angaben für „Bürgernähe, Eigenverantwortung und Mitspracherecht“, lauter gute Sachen also, für die allerdings auf Nachfrage auch alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten zu stehen versichern, die bei der Gelegenheit beteuerten, auch sie hätten lieber schönes Wetter statt schlechtem, lieber Gutes statt Böses und lieber Frieden statt Krieg.
Und da wir gerade bei Außenseitern sind: Martin Pöcher tritt für eine Liste mit dem hübschen Namen „Die Brut“ an. Was diese im Umfeld der Universität entstandene Gruppe will, erschließt sich dem Klage aber selbst nach eingehendem Studium der Website der „Brut“, wo mühe- und sinnlos zwischen rechten und linken Positionen herumgehüpft wird, nicht wirklich. Wirkt eher wie Dadaismus.
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass dieser Text nicht ganz ernst gemeint ist. Völlig im Ernst und ganz ohne Ironie wünscht sich der Klage, dass unsere Stadt eine Regierung und einen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin kriegt, die was weiterbringen und die vielen offenen Baustellen endlich angehen.
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