Vor kurzen sprach der „Klage“ mit einer Geschäftsfrau aus Klagenfurt Land, die in ihrer Freizeit Flüchtlinge betreut. Das halte sie aber geheim, so die Dame, denn sie habe Angst vor der aufgeheizten Stimmung in ihrem Dorf. So weit ist es also schon gekommen. Menschen, die nichts anders machen, als anderen Menschen zu helfen, müssen sich fürchten. Bestenfalls wird über sie nur am Stammtisch gezischelt, schlimmeren Falls gibt es Drohbriefe, gesellschaftliche Ausgrenzung und aufgeschlitzte Autoreifen. So sieht sie also aus, die Weihnachtsstimmung 2015. Wer für das eintritt, wofür auch jener Mensch eintrat, dessen Geburt vor über 2000 Jahren wir zu Weihnachten feiern, also für Nächstenliebe und Hilfe für die Schwachen, muss Angst haben.
Es gibt Menschen, die sich nicht beirren lassen und trotz aller Widrigkeiten anderen Menschen helfen. Tapfere Einzelpersonen, aber auch Organisationen wie die Caritas, die Diakonie, die Volkshilfe, das Rote Kreuz und viele andere, die beim Helfen nicht danach fragen, ob der Mensch in Not einen österreichischen Pass hat, sondern nur, ob er Hilfe braucht. Am 5. Dezember hatten wir den Internationalen Tag der Freiwilligenarbeit, den die UNO dafür eingeführt hat, um jene Menschen zu ehren, die aus eigenem Antrieb und Verantwortungsbewusstsein, freiwillig eben, ihren Mitmenschen helfen. In der Tat sind diese Freiwilligen das Beste, was die Menschheit zu bieten hat. Andere mögen hassen und hetzen und Krieg führen, diese Leute helfen den Opfern der Hasser, Hetzer und Kriegsführer.
Diejenigen, die anderen Menschen Angst machen, haben meistens selber Angst. Aber nicht immer. Es gibt auch jene richtig bösartigen Mitbürger, die falsche Gerüchte über angebliche Untaten von Flüchtlingen erfinden, um anderen Angst zu machen. Davon versprechen sie sich politischen Aufwind. Diese Menschen ohne Gewissen hat es immer schon gegeben und was sie gemacht haben war immer schon falsch und gefährlich. Wer eine ganze Gruppe von Menschen zum Hassobjekt abstempelt nimmt in Kauf, dass dieser Gruppe und allen, die mit ihr in Verbindung gebracht werden, Gewalt angetan wird. Das haben einst die Nazis gemacht, das macht heute der „Islamische Staat“ und das machen auch jene, die gegen Flüchtlinge hetzen: Sie erklären ganze Menschengruppen zu Feinden, zeichnen sie als wahre Teufel und legitimieren so deren Bekämpfung und im Extremfall sogar Vernichtung. Wer von diesem Schwarzweiß-Denken angesteckt wird, sieht im Anderen nicht mehr einen Menschen, sondern nur noch einen Störfaktor, ein Ding, das zu beseitigen ist.
Wollen wir wirklich so sein? Wollen wir tatsächlich voller Angst und Hass unser kurzes Leben verschwenden? Zornig und böse? Es wäre doch viel schöner, wenn wir lieben würden statt zu hassen, wenn wir Mitgefühl hätten statt Verachtung. So sind wir nämlich einst auf die Welt gekommen. Niemand wird mit Hass im Herzen geboren. Zu hassen lernt man erst später, durch schlechte Vorbilder und durch politische Verführer. Aber so wie man das Hassen lernt, kann man es auch wieder verlernen. Wer sich vor Flüchtlingen fürchtet oder sie gar hasst, sollte einmal ein Flüchtlingsheim besuchen und sich die Menschen, vor denen er Angst hat oder die er hasst, anschauen. Die haben weder Hörner auf dem Kopf noch einen Pferdefuß. Es sind ganz normale Menschen, die in einer Notsituation sind, weil sie vor Krieg und absolutem Elend geflohen sind. Deren Kinder lachen so wie unsere Kinder und sie träumen die gleichen Träume. Sie wollen leben, frei sein und einen Ort haben, an dem sie Menschen sein können. Es sind bescheidene Wünsche: Nicht von Bomben zerfetzt zu werden, nicht gefoltert zu werden, nicht wegen einer Meinungsäußerung im Gefängnis zu verschwinden, nicht zu verhungern, ein Dach über dem Kopf zu haben und eine Zukunft für sich und die Familie. Das alles zu wollen ist kein Verbrechen, sondern menschlich. Denen, die das nicht haben, zu helfen, ist keine Schandtat, sondern das, was normale Menschen tun. Jener Mensch, dessen Geburt wir zu Weihnachten feiern, hat mit einer ganz einfachen und doch für viele so schwer zu begreifenden Botschaft die Welt verändert: Wir sind alle gleich viel wert. Der König wie der Bettler. Und der Bettler und jener, der ihm hilft, sind näher bei Gott als der Reiche, der nur an sich selber denkt. Das ist die Botschaft der Hoffnung und der Liebe, und die brauchen wir gerade so sehr wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wer sich unsicher ist, welcher Umgang mit Flüchtlingen richtig oder falsch ist, sollte sich die Frage stellen, auf welcher Seite Jesus wohl stehen würde. Auf jener der Verfolgten und Armen oder auf jener der Satten und Hetzenden?
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