Der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusel, ein Mann, dessen Intelligenz nur von seiner Bildung und Eloquenz übertroffen wird, warnte in einem Interview mit den Niederösterreichischen Nachrichten davor, dass „Hunde mit Migrationshintergrund unseren Tieren oftmals den Platz in den örtlichen Tierheimen wegnehmen“. Und wirklich schleichen ganze Hunderudel fies grinsend über den Balkan gen Österreich, denn es hat sich bis auf den letzten griechischen Müllplatz herumgesprochen, wie lecker das Futter in österreichischen Tierheimen ist. Dem Herrgott sei Dank gibt es mutige Männer wie den Niederösterreicher mit dem sprechenden Namen, die sich die drohende Überhundung durch fremdländische Köter anzusprechen wagen, obwohl die Mainstream-Presse das Problem wie immer totschweigt. Waldhäusl redet aber nicht nur, er hat auch praktikable Lösungen parat: Hunde mit Migrationshintergrund, die binnen eines Jahres Deutsch auf Niveau B+ sprechen, dürfen weiterhin in unseren herrlichen Tierasylen zu Gast bleiben. Die Flohbeutel, die nicht Deutsch lernen wollen, werden hingegen gnadenlos abgeschoben. Der FPÖ-Politiker will die Prüfungen persönlich abnehmen, denn er kann mit dem Vieh reden wie einst der Heilige Franz von Assisi.
Hunde sind freilich nicht die einzigen Tiere mit Migrationshintergrund. Ganze Vogelarten ziehen winters in den Süden und kommen erst zurück, wenn es hier wieder angenehme Temperaturen hat. Diese heimatlosen Gesellen! Die waren schon Klimaflüchtlinge, bevor der Mensch verstanden hat, was das Klima ist. Apropos Klima: Dank der Erderwärmung machen sich noch ganz andere Migranten bei uns breit. So werden immer öfter Exemplare des Euscorpius, eines am Balkan heimischen Skorpions, in Österreich und Deutschland gesichtet. Auch der Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata) flitzt auf seinen hundert Beinchen immer häufiger in Richtung Mitteleuropa. Harmonia axyridis, der asiatische Marienkäfer, droht die heimischen Exemplare zu verdrängen. Aber typisch: um die kümmert sich kein FPÖ-Politiker. Was kein Fell hat und sich nicht abrichten lässt, interessiert die Freiheitlichen wohl nicht.
Es ist, zugegeben, ein bisschen gemein, den Waldhäusl auszulachen, denn er behauptet jetzt ja, er habe mit seinem Sager von den Hunden mit Migrationshintergrund nur auf das schändliche Geschäft der „Welpenmafia“ aufmerksam machen wollen, also Hundehändler, die ihre „Ware“ quer durch Europa verfrachten und immer wieder für Tierquälerei-Skandale sorgen. Das aber birgt die Frage: Müssen FPÖler ihre Anliegen wirklich immer auf die dümmst mögliche Art thematisieren? Hätte er nicht gleich sagen können, dass es ihm um den Kampf gegen den illegalen Hundehandel geht? Aber vielleicht hätte sich dann nicht das halbe Internet über ihn lustig gemacht – und dabei seine Botschaft verbreitet. Vielleicht also war die Aktion vom Waldhäusl gar nicht so dumm, sondern wir sind es, die ach so smarten Zyniker und Meme-Verbreiter, die sich herrlich über den Provinzpolitiker amüsieren ohne zu bemerken, dass sie vielleicht gerade einer besonders gefinkelten Kommunikations-Methode auf den Leim gehen? Wie auch immer, aus tierfeundlicher Perspektive ist zu sagen: Alle Hunde sind gleich. Hoch die interhündische Solidarität!
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